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Saukalt

Saukalt

Titel: Saukalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oskar Feifar
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Besuch abzustatten. Dem Berti trug
er auf, gemeinsam mit dem Pfaffi die Fahrzeuge von der Liste und ihre Besitzer
zu überprüfen. Da kam bei den Herren keine besondere Freude auf. Den Einwand,
dass das Stunden dauern und vor Dienstende nicht fertig sein würde, überhörte
der Strobel kommod. Weil irgendwas musste getan werden. Und was anderes fiel
ihm im Moment nicht ein. Ich meine, er hatte zwar die ganze Zeit das Gefühl,
etwas vergessen zu haben, kam aber beim besten Willen nicht drauf, was das
gewesen sein könnte. Insgeheim schwor er sich, während laufender Mordermittlungen
nicht mehr so viel Alkohol zu trinken. In seine Gedanken hinein fing der Pfaffi
an darüber zu reden, was im Zusammenhang mit dem Tod vom Fellner in den Töpfen
der Gerüchteküche so vor sich hin köchelte. Und da zeigte sich, dass Gerüchte
nicht immer unwahr sein müssen. Man erzählte sich nämlich, dass bei dem
Selbstmord nicht alles mit rechten Dingen zugegangen war. Genauer gesagt kam es
der gelangweilten Dorfseele vor, dass die Familie Brauneis ganz sicher was
damit zu tun hatte. Immerhin waren die ja seit Generationen die erklärten
Todfeinde der Fellners. Da war es laut den Tratschweibern kein wirkliches
Wunder, dass einmal so was Furchtbares passierte. Im Gegenteil. Es hatte
einfach irgendwann einmal so kommen müssen. Zumindest war das die Überzeugung
derer, die sowieso immer alles schon vorher wussten. Du weißt schon, was ich
meine. Ich meine die Leute, die bei solchen Ereignissen immer total gescheit
daherreden und ihre Sätze mit den Worten ›Ich hab schon immer damit gerechnet‹
oder so was Ähnlichem anfangen. Die Klugscheißerfraktion halt. Man könnte sich
durchaus darüber wundern, warum diese Typen nie jemand fragt, warum sie nicht
rechtzeitig was unternommen haben, wenn sie eh gewusst haben, dass etwas
Schreckliches passieren wird. Sei’s drum. Tatsache war, dass sich die
Ortsbewohner wieder einmal ganz schön ihre Mäuler zerrissen und diesmal, ohne
es allerdings wirklich zu wissen, sehr nahe an die Wahrheit herankamen. Weil
Selbstmord war es ja wirklich keiner. Ob ein Mitglied der Familie Brauneis was
mit der Sache zu tun hatte, konnte der Strobel zu diesem Zeitpunkt natürlich
noch nicht wissen. Aber immerhin konnte er jetzt einen weiteren Punkt auf seine
Liste setzen. Nämlich, dass er bei der Familie vorbeischauen musste. Die
warteten sicher schon auf seinen Besuch. Weil genau wie die Fellners waren sie
gewohnt, an allem schuld zu sein. Davon ausgehend, was die bösen Zungen über
die beiden Familien so behaupteten, stimmte das ja zu 50 Prozent auch. Aber wie
dem auch sei. Als der Strobel dann das Wort ›Tatort‹ in sein Büchlein schrieb,
fiel ihm schlagartig ein, was er vergessen hatte. Nämlich den Pfaffi zu fragen,
wo eigentlich der Strick abgeblieben war. Die Antwort gefiel ihm gar nicht. Der
Pfaffi gab nämlich zähneknirschend zu, dass er den Strick hinter dem Haus in
die Mülltonne geworfen hatte. Und noch bevor sein Chef irgendwas dazu sagen
konnte, ging er nach draußen um zu schauen, ob er das wichtige Beweisstück noch
finden konnte. Und stell dir vor, er hat’s gefunden! Zu seinem Glück waren die
Mülltonnen noch nicht sehr voll. Da blieb ihm einiges erspart. Eine baldige
Wiederholung wünschte er sich trotzdem nicht. Den Strobel besänftigte der Fund
jedenfalls sehr. Ich meine, er wusste schon, dass es nach fast zwei Tagen im
Mülleimer sicher keine Spuren mehr auf dem Strick gab. Aber das wäre
höchstwahrscheinlich auch dann nicht anders gewesen, wenn der Pfaffi das
Beweismaterial gleich sichergestellt hätte. Also hielt er dem Jungspund dessen
Ehrgeiz zugute und fand sich mit den Tatsachen ab. Was anderes blieb ihm
sowieso nicht übrig. Was die Niederschrift mit der Fürnkranz Marie anging, so
war der Versuch, sie auf den Posten zu holen, ein Griff ins Braune. Weil wen
wundert’s, die Marie wieder einmal ein Trauma erlitten hatte und bis auf
weiteres nicht zu sprechen war. Viel erwartete sich der Strobel von ihrer
Aussage aber sowieso nicht. Leid getan hat ihm die Frau trotzdem. Weil so ein
Pech wie die Marie musste erst einmal einer haben. Der nächste Punkt war ein
Telefonat mit der Gerichtsmedizin. Viel Neues gab es da aber nicht zu erfahren.
Trotzdem erklärte der Pathologe dem Strobel ausführlich und mit medizinischen
Fachausdrücken durchsetzt, was der sich ohnehin schon gedacht hatte. Nämlich,
dass der Fellner mit Sicherheit schon tot war, als er aufgehängt wurde. Laut
dem

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