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Saukalt

Saukalt

Titel: Saukalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oskar Feifar
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und der Römer putzmunter und bester Laune in
der Küche herumhüpfte.
    Deswegen
wollte er unbedingt einen Protest loswerden. Nur dass der pelzige Lappen in
seinem Mund, der gestern noch seine Zunge gewesen war, das nicht zuließ. Von
daher erwiderte er den freundlichen Morgengruß seines Freundes nur mit einer
mürrischen Handbewegung, während er schnurstracks auf die Wasserleitung zuging.
Du glaubst gar nicht, wie viel Wasser in den völlig ausgetrockneten Strobel
gepasst hat. Schier unglaublich ist das gewesen. Da hat auch Hochwürden
erstaunt zugeschaut, wie sein Übernachtungsgast unter dem Wasserhahn hing und
aus der hohlen Hand schlürfte, als wäre er die letzten paar Tage durch die
Wüste marschiert. Dem Strobel selbst war fast so, als ob er es zischen gehört
hätte. Das war natürlich reine Einbildung. Der Lappen in seinem Mund blühte
unter dem kalten Guss jedenfalls auf und fühlte sich bald wieder halbwegs wie
eine Zunge an. Nur seinem Kopf und seinem Rücken nützte der Wasserschwall
nichts. Die taten weiter um die Wette weh. Und als ob der Herr Pfarrer das
geahnt hätte, stand er schon mit einer Schmerztablette in der Hand neben dem
Ordnungshüter und grinste ihn fröhlich an. Salbungsvoll meinte er, dass der
Strobel die Tablette schlucken solle, weil sie ihm helfen würde. Außerdem sei
das Frühstück gleich fertig. Den halbherzigen Protest vom Strobel, der
erklärte, keine Zeit zu haben, weil er in die Arbeit müsse, quittierte
Hochwürden mit der Bemerkung, dass er dem Berti schon Bescheid gesagt habe,
dass sein Chef später komme. Dafür war der geschundene Mann unheimlich dankbar.
Gezeigt hat er es aber nicht. Weil noch mehr Schwäche wollte er dem Gottesmann
nicht offenbaren. Was er aber unbedingt wollte, war eine heiße Dusche, die er sich
dann auch mehr als ausgiebig gönnte. Zu behaupten, dass sich der Strobel danach
wie neu geboren fühlte, wäre eine Lüge. Ich meine, ein bisschen besser ging es
ihm danach schon. Vor allem, weil sein Genick nicht mehr so schmerzte, und der
Geschmack in seinem Mund nach dem Zähneputzen besser war. Aber von neu geboren
war er trotzdem meilenweit entfernt. Gerade noch alltagstauglich quasi. Das
verbesserte sich auch nach dem Frühstück nicht nennenswert. Wäre da die
Kleinigkeit mit dem vorgetäuschten Selbstmord nicht gewesen, hätte sich der
Strobel sicher ins Bett gelegt und den Herrgott einen guten Mann sein lassen.
So aber schlurfte er ins Büro, um mit den Ermittlungen zu beginnen. Verwundert
stellte er nach seiner Ankunft fest, dass schon wieder niemand auf der
Dienststelle war. Der Berti war nicht da, und auch der Pfaffi nicht. Noch nicht
einmal die Putzfrau war anwesend. Dafür ging das Telefon über. Dem Strobel kam
so vor, als würde das Mistding viel lauter läuten als sonst. Noch dazu viel
länger. Und was glaubst du, wer sich meldete? Genau! Der Major Schuch. Seines
Zeichens Bezirkskommandant und bekennender Strobelhasser. Er war unfreundlich
wie immer und wollte wissen, wieso der Strobel nicht zur Besprechung gekommen
war. Und siehst du, da hat es sich zum ersten Mal an diesem Tag gerächt, dass
der Strobel am Vortag zu tief in die Flasche geschaut hatte. Er kapierte
nämlich gar nicht, was der Major von ihm wollte.
    »Was
für eine Besprechung?«, fragte er verwundert und musste sich gleich eine wüste
Schreierei anhören, weil er die Kommandantenbesprechung vergessen hatte. Da
wurde ihm auf einmal ziemlich heiß. Vor allem, weil der Major deswegen
offensichtlich sauer war. Und wenn der Strobel im Moment eines nicht brauchte,
dann war das ein verärgerter Vorgesetzter. Auf der Suche nach einer brauchbaren
Entschuldigung stammelte er zunächst herum, als wäre er noch voll besoffen.
Schließlich entschied er sich aber für die Wahrheit und gab zu, dass er die
Besprechung schlicht und ergreifend vergessen hatte. Anscheinend eine kluge
Entscheidung, weil der Major gleich viel ruhiger wurde. Viel Zeit sich zu
freuen hatte der Strobel aber nicht. Weil im nächsten Moment wollte der Major
wissen, was es Neues gab. Das war der Moment, in dem der Strobel eigentlich
hätte sagen müssen, dass der Fellner Fritz sich nicht selber umgebracht hatte,
sondern ermordet worden war. Warum er das nicht machte, konnte er später selber
nicht erklären. Vielleicht aus Protest, vielleicht weil er zu feige war. Wer
weiß? Jedenfalls sagte er es nicht, sondern redete lediglich über die im
Vergleich dazu völlig uninteressanten Kellereinbrüche. Damit konnte

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