Saukalt
er
natürlich niemanden beeindrucken. Weil mehrere Einbrüche in irgendwelche
Weinkeller, bei denen es keine Hinweise auf den Täter gab, lockten freilich
keinen Hund hinter dem Ofen hervor. Schon gar nicht im Winter. Von daher also
nicht wirklich verwunderlich, dass diese Geschichte auch dem Major ziemlich
egal war. Zu dem Thema stellte er nicht eine einzige Frage, sondern ging gleich
wieder dazu über, den Strobel wegen der versäumten Besprechung mit Vorwürfen zu
bombardieren. Das machte dem Mann anscheinend sehr viel Spaß. Er schloss seinen
elendslangen Vortrag damit, dass er dem Strobel für den Fall, dass so etwas
noch einmal vorkommen sollte, ernste Konsequenzen androhte. Eine Drohung, die
dem Strobel mindestens so egal war wie dem Major die Einbrüche. Um seinen
Vorgesetzten nicht noch mehr Grund für irgendwelchen Ärger zu geben, ließ er
sich das aber nicht anmerken und signalisierte mit einem übertrieben lauten
»Jawoll, Herr Major!« seine Bereitschaft zur Reue. Um seine Dienstbeflissenheit
zu unterstreichen schmetterte er noch ein »Kommt nicht wieder vor, Herr Major!«
hinterher. Ein Klicken in der Leitung sagte ihm, dass sein Chef aufgelegt
hatte. Danach verbrachte der Strobel seine Zeit damit, kleine Blümchen auf ein
Blatt Papier zu malen. Eigentlich hatte er die nächsten Ermittlungsschritte
auflisten wollen, aber das gelang ihm irgendwie nicht. Er hatte ein Vakuum im
Kopf, der Herr Bezirksinspektor. Auch das war eine Folge des Vorabends. Und
weil ihm zum Thema Ermittlungen halt so gar nichts einfiel, zeichnete er eben
so lange Blümchen, bis der Berti und der Pfaffi zurückkamen. Wie lange er so da
hockte, konnte er später selber nicht genau sagen. Eine Stunde war es aber
mindestens. Du glaubst gar nicht, wie viele Blümchen man in dieser Zeit
zeichnen kann! Auch wenn man sich nicht sonderlich beeilt. Der Strobel
jedenfalls zeichnete gemächlich fast zwei Seiten voll. Erst der Berti holte ihn
wieder in die Wirklichkeit zurück, weil er ihn nach seiner Rückkehr förmlich
mit Informationen überhäufte. Der Strobel war aber so in seine künstlerische
Tätigkeit vertieft, dass er einiges davon nicht mitbekam. Das machte aber im
Grunde nicht sehr viel aus, weil die Einleitung vom Berti bei Gott nicht
wichtig war. Der Strobel wurde erst genau in dem Moment aufmerksam, in dem sein
Kollege endlich etwas Interessantes sagte. Er erzählte nämlich, dass er in der
Nacht noch zum ›Hexenwinkel‹ gefahren war und dort die Kennzeichen aller
geparkten Fahrzeuge aufgeschrieben hatte. Und das waren ziemlich viele, weil
das Lokal wieder einmal sehr gut besucht war. Nicht weniger als 20 Autos hatte
er auf dem Parkplatz vorgefunden. Drei davon hatten Kennzeichen aus Wien. Und
der Berti fand es auch seltsam, dass so viele Frischluftdepperte an einem
Sonntag in ein Lokal mitten im Nirgendwo gingen. Die restlichen Fahrzeuge waren
alle aus der näheren Umgebung. Besonders interessant war für den Strobl, dass
der ›Hexenwinkel‹ anscheinend auch ein Treffpunkt für die lokale Prominenz war.
Weil unter all den Autos waren auch die vom Volksschuldirektor, vom
Feuerwehrhauptmann und vom Bürgermeister von Offern sowie das Auto vom
Tratschener Bürgermeister. Beim Betrachten der Liste bekam der Strobel unwillkürlich
das Gefühl, dass er vielleicht irgendetwas versäumte, wenn er selber dem Lokal
keinen Besuch abstattete. Weil bei so vielen Gästen musste es dort schon eine
ganz besondere Attraktion geben. Die Frage war nur, was das wohl sein konnte.
Kaum hatte der Strobel diese Frage laut ausgesprochen, übertrafen sich der
Berti und der Pfaffi gegenseitig mit mehr oder weniger sinnvollen Mutmaßungen,
die nach und nach ins Blöde abdrifteten. Als die beiden schließlich blödelnd
und lachend bei roten Elefanten ankamen, gebot ihnen ihr Chef Einhalt und
ermahnte sie zum nötigen Ernst. Immerhin ging es ja um einen Mord. Und so ein
Mord hatte an und für sich überhaupt nichts Lustiges an sich. Nicht einmal
dann, wenn das Opfer selbst zu Lebzeiten ein Gauner war. Schließlich schrieb
der Strobel dann doch noch etwas auf seine Liste. Nämlich, dass es unbedingt
notwendig war, selbst einmal in den ›Hexenwinkel‹ zu gehen und zu schauen, was
es da so Besonderes gab, dass die Leute von nah und fern dorthin strömten. Ganz
sicher war er sich zwar nicht, ob das eine gute Idee war, aber letztendlich
gewann seine Neugier die Oberhand und er verwarf jeden Zweifel. Er beschloss,
der Wenger Traude noch an diesem Tag einen
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