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Saukalt

Saukalt

Titel: Saukalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oskar Feifar
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Berti glaubte, dass er im
Stress war, bekam er Kopfschmerzen. Von daher wäre es jetzt an der Zeit für ihn
gewesen nach Hause zu gehen, um genau das zu verhindern. Aber siehst du,
stattdessen versetzte er seinen Chef in Erstaunen und fragte, ob er vielleicht
ein paar Überstunden machen und dem Strobel bei den Ermittlungen helfen solle.
Ja, wirklich, das hat der Berti gefragt. Ausgerechnet er, der ansonsten immer
darauf schaute, nur ja keine Minute zu lange Dienst machen zu müssen. Er, der
schon ein weinerliches Gesicht zog, wenn er einmal nicht pünktlich zum
Mittagessen daheim war. Ob du es jetzt glaubst oder nicht, genau dieser Berti
bot jetzt an, Überstunden zu machen! Da wusste der Strobel im ersten Moment gar
nicht, wie er reagieren sollte. Weil immerhin war es ja möglich, dass sich der
Berti einen Scherz erlaubte. Quasi als Rache am Strobel für das rüde Aufwecken.
Ernst gemeint, so schoss es dem Strobel durch den Kopf, konnte der Kerl das
jedenfalls nicht haben.
    »Chef?«
fragte der Berti fast schüchtern, nachdem der Strobel ziemlich lange wie eine
Salzsäule da hockte und ihm keine Antwort gab, weil er über die
Wahrscheinlichkeit nachdachte, dass es seinem Mitarbeiter tatsächlich ernst
sein könnte. Ich meine, aufgrund der bisherigen Erfahrungen, die der Strobel in
Bezug auf die Bereitschaft seines Kollegen zur Mehrdienstleistung gemacht
hatte, konntest du ihm diese Gedanken freilich nicht einmal vorwerfen. Das muss
ich schon zugeben. Böse gemeint hat er es ja nicht. Weil er aber nicht ganz
sicher war, ob es sich vielleicht um eine Retourkutsche handelte, überlegte
sich der Strobel eine Antwort, mit der er halbwegs gut wegkommen würde, falls
es wirklich ein Schmäh war.
    »Wie du
willst, Berti«, sagte er am Ende und hörte sich dabei wirklich völlig
desinteressiert an.
    »Na
gut, dann bleib ich da!«
    Gar
nicht desinteressiert, sondern richtig fröhlich klang dieser Satz aus dem Mund
vom Berti, und der Strobel wurde gar nicht mehr damit fertig, sich zu wundern.
Alles, was ihm da noch einfiel, war, dass sie, sobald der Pfaffi auch da war,
gemeinsam frühstücken gehen sollten.
    »Ja,
ja! Ohne Mampf kein Kampf, Chef!«, flötete sein Kollege heiter und gab damit
einen der Lieblingssprüche vom Strobel zum Besten. Normalerweise störte es den
Postenkommandanten, wenn jemand mit seinen Witzen oder Sprüchen hausieren ging,
aber in diesem Fall bekam er es gar nicht richtig mit, weil er geistig voll bei
den Überstunden vom Berti hängen geblieben war. Fatal Error, quasi. Mitten in
die ausgelassene Stimmung erschien auch der dritte Musketier. Verwundert
blickte er von einem zum anderen. Weil während der Berti strahlte wie ein
Honigkuchenpferd, schaute der Strobel immer noch drein, als hätte er auf der
Toilette den Geist vom alten Napoleon getroffen. Und was soll ich dir sagen?
Eine Minute später schaute auch der Pfaffi blöd aus der Wäsche. Lang war er
zwar noch nicht auf der Dienststelle in Tratschen, aber dass der Berti ein so
genannter Heimscheißer war und immer pünktlich nach Hause gehen wollte, wusste
auch er schon. Deshalb machte sich auch bei ihm Verwunderung breit als er
hörte, dass sie jetzt alle drei zum Wenger gehen und frühstücken würden. Ihm
passte das gut, weil er sowieso immer Hunger hatte. Zwar hatte es in der Nacht
aufgehört zu schneien, aber dafür hatte der Wind an Stärke zugenommen. Das
führte im Endeffekt dazu, dass es wieder einmal ein saukalter Morgen war. Die
drei Gendarmen mussten ihre Kappen festhalten um zu verhindern, dass sie
wegflogen. Weil sie noch dazu gegen den Wind gehen mussten, redeten sie den
ganzen Weg bis zum Wirtshaus kein Wort. Das spielte aber keine Rolle, weil
außer einem Zähneklappern und einer Mandelentzündung wahrscheinlich nicht viel
dabei herausgekommen wäre. So kalt war es. Gefühlte minus 20 Grad. Wenn nicht
noch kälter. Für die wackeren Gesetzeshüter kam es wegen ihrem Hunger aber auch
wegen der Ehre nicht in Frage umzudrehen und sich wieder auf die geheizte
Dienststelle zu begeben. Keiner von ihnen wäre auf die Idee gekommen, so einen
Vorschlag zu machen. Auch, wenn es dem einen oder anderen vielleicht lieber
gewesen wäre. Bis zum bitteren Ende sind sie marschiert. Weil was man einmal
angefangen hat, das soll man bekanntlich auch fertig machen. Eine Devise, die
dem Strobel von seinem Vater eingebläut worden war, und nach der er die meiste
Zeit seines Lebens gelebt hatte. Überhaupt wenn es ums Essen ging! Aber wie dem
auch

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