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Saukalt

Saukalt

Titel: Saukalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oskar Feifar
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wirklich wichtig kam ihm der Anruf
ohnehin nicht vor. Dass der Fritz keines natürlichen Todes gestorben sondern
erdrosselt worden war, war für ihn so sicher wie das ›Amen‹ in der Kirche.
Genauso sicher, wie die Tatsache, dass er den Mord jetzt bald einmal dem Major
melden musste. Ich meine, im Grunde war es sowieso schon viel zu spät dafür,
aber warten, bis der Major von irgendjemand anderem davon erfuhr, war überhaupt
keine gute Idee. Genau genommen hatte der Strobel in den letzten Tagen schon
mehr Glück als Verstand gehabt, dass sein Vorgesetzter die Sache noch nicht
spitzgekriegt hatte. Und auch wenn es dem Strobel zugegebenerweise sehr am
Respekt vor dem Major fehlte, war ihm klar, dass er es sich nicht wirklich
leisten konnte, den Mann völlig zu verärgern. Überhaupt wegen einer Lappalie
wie einem nicht gemachten Anruf. Da wäre er schon ganz schön blöd gewesen, wenn
er es darauf hätte ankommen lassen. Also beschloss der Strobel, dieses
Versäumnis am nächsten Tag nachzuholen. Außerdem wollte er sich im
›Hexenwinkel‹ auch noch die Räumlichkeiten von dem Casino anschauen. Weil wenn
da so viele Leute hingingen, musste es toll sein. Mit etwas Glück würde er ja
den Pavel und seine beiden Freunde dort antreffen. Dann könnte er gleich ein
ernstes Wort mit diesen Strauchdieben reden. Angst hatte er davor keine. Weil
jetzt, wo der Hallodri wusste, wer der Strobel eigentlich war, würde er sich
sicher nicht noch einmal trauen, ihn zu schlagen. Vielleicht würde später am
Tag auch die unbekannte Frau ansprechbar sein, und er konnte ein paar Worte mit
ihr wechseln. Weil natürlich wollte er unbedingt wissen, wer sie war und woher
sie ihm bekannt vorkam. Er war sich nämlich immer noch ziemlich sicher, dass er
dieses Gesicht schon einmal irgendwo gesehen hatte. Dieses Rätsel würde sich
relativ rasch lösen. Da war er sehr zuversichtlich. Na ja, was soll ich dir
sagen? Durch das ganze Nachdenken und Planen kam der Strobel auch nicht viel
eher zum Schlafen, als in den Nächten nach früheren Herrenabenden. Der einzige
Unterschied war, dass er nüchtern gewesen ist. Ich meine, hätte der arme Mann
geahnt, welche Überraschungen in nächster Zeit noch auf ihn warteten, hätte er
sich vielleicht noch eine Flasche aufgemacht und sich alleine besoffen. So aber
war er ahnungslos und versuchte einfach zu schlafen. Aber es ist schon blöd,
wenn das Sandmännchen nicht und nicht kommen will. Da zieht sich so eine Nacht
dahin wie ein Strudelteig, und du hast das Gefühl, dass die Dunkelheit nie mehr
weggehen wird. Und wenn sie es doch tut, bist du viel zu müde, um dich darüber
zu freuen. Eine Erfahrung, die der Strobel in dieser Nacht auch machen musste.

16
     
    Quasi als Ausgleich zum letzten
Donnerstag, an dem er sich im Dienstplan geirrt hatte, kam der Strobel an
diesem Morgen viel zu früh ins Büro. Die Uhr zeigte noch nicht einmal halb
sieben, als er die Postentür aufsperrte. Kaum war er drinnen, erschrak er
ziemlich, weil aus dem Dunkel schaurig klingende und ziemlich laute Töne kamen,
die er auf Anhieb nicht einordnen konnte. Mit der Türschnalle in der Hand blieb
er stehen, lauschte gespannt und versuchte, in der Dunkelheit irgendwas zu
erkennen. Er entspannte sich sofort wieder, als ihm klar wurde, dass der Lärm
vom Berti kam. Dank seiner schnellen Auffassungsgabe konnte der Strobel die
Quelle des Lärms so rasch eruieren. Das hatte mit einem besonders ausgeprägten
Spürsinn oder einer übermäßigen Kombinationsgabe nichts zu tun. Soll heißen,
dass dem Strobel nach den ersten Schrecksekunden ein paar Tatsachen bewusst
geworden sind. Erstens hatte der Berti Nachtdienst, und zweitens konnte er ihn
schemenhaft sitzen sehen. Der Kerl war doch tatsächlich auf seinem
Schreibtischsessel eingeschlafen und hockte ziemlich genau in der Mitte des
Raumes. Abgesehen von der Tatsache, dass er im Dienst war und eigentlich gar
nicht hätte schlafen dürfen, sah das schon witzig aus, wie er da mit nach
hinten hängendem Kopf und weit geöffnetem Mund, wie ein Sägewerk schnarchend,
in dem Sessel hing und selig vor sich hin schlummerte. Zumindest empfand sein
Chef das so, der die Tür so leise wie irgendwie möglich hinter sich zuzog und
auf seinen schlafenden Mitarbeiter zuschlich. Chef hin, Postenkommandant her,
für einen Scherz war der Strobel fast immer zu haben. Auch, wenn es so wie
jetzt, ein etwas gröberer war. Weil kaum stand er neben dem Berti, machte er
mit seinen Händen zwei Sachen auf

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