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Saukalt

Saukalt

Titel: Saukalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oskar Feifar
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wartenden
Beamten mit einem begeisterten ›Hallo‹ empfangen. Während sich der Berti und
der Pfaffi jeweils eine Eierspeise bestellten, schaffte sich der Strobel sein
Leibgericht an. Er wollte einfach die Tatsache ausnützen, dass ihm sein Kiefer
nicht mehr so schmerzte. Für den Wenger war der Auftrag damit jedenfalls klar.
Wiedergutmachung für das letzte Mal. Eine Frage der Ehre für den altgedienten
Gastronomen, der immer noch meinte, dem Strobel habe es bei seinem letzten
Besuch nicht geschmeckt. Derweil sich der Wirt in der Küche zu schaffen machte,
planten die Ordnungshüter den weiteren Tagesablauf. Du weißt schon, diese ›wer
macht was‹ Geschichte. Viel war aber nicht einzuteilen. Der Pfaffi bekam den
Auftrag, auf dem Spazierweg im Wald endlich die Absperrung wegzuräumen, und der
Berti sollte bei der Gerichtsmedizin und bei den Kollegen in Wien anrufen. Weil
einen ordentlichen Befund, was die Todesursache anging, brauchten sie nun
einmal. Die Wiener Kollegen sollten noch die eine oder andere Information zum
Morak und seinen Helfershelfern herausrücken. Der Strobel selber wollte sich um
den Major Schuch und die unbekannte Frau kümmern. Als dann endlich der Wenger
mit dem heißersehnten Frühstück aus der Küche kam, wurde es schlagartig ruhig
am Tisch. Weil so ist das nun einmal. Wenn du einen Ordnungshüter zum Schweigen
bringen willst, musst du ihn füttern. Das war damals genauso wie heute. Und
wahrscheinlich wird sich das auch nie ändern. ›BGV‹ hieß das Kürzel, auf das es
den Gendarmen beim Essen ankam. Das war so etwas wie ein ungeschriebenes
Gesetz. Billig, gut und viel. So musste eine Mahlzeit sein. Andernfalls hast du
die Ordnungshüter als Wirt nie wieder gesehen. Das hatte aber nichts damit zu
tun, dass die Vertreter dieser Berufsgruppe gieriger oder verfressener waren
als andere Menschen. Vielmehr lag das unter anderem daran, dass Exekutivbeamte
damals nicht gerade zu den Bestverdienern zählten und es anders für sie kaum
leistbar war, jeden Tag ins Wirtshaus zu gehen. Da musste es schon ›BGV‹ sein,
wenn einer nicht in den Ruin schlittern wollte. Aber wie dem auch sei. Fest
steht auf jeden Fall, dass zu diesem Zeitpunkt keiner der drei ahnte, dass
dieser Tag total anders verlaufen würde, als sie sich das vorgestellt hatten.
Ob er besser oder schlechter lief als geplant, kannst du gleich selbst
beurteilen. Stressig war er allemal. Aber schön der Reihe nach. Weil jetzt
hockten die Helden der Arbeit erst einmal nichts ahnend viel zu lange beim
Frühstück und schlugen sich die Bäuche voll. Im Grunde war das auch gut so. Den
Rest des Tages sollten sie nämlich keine Zeit mehr zum Essen haben.

17
     
    Überraschung Nummer eins war
jedenfalls keine gute. Weil derweil die Gendarmen in trauter Eintracht beim
Wenger saßen, näherte sich aus Hollabrunn ein Auto, in dem Ärger saß. Ärger für
den Strobel nämlich. Der Herr Major Schuch hatte die unvorhersehbare Eingebung
gehabt, dass es nicht schaden konnte, nach Tratschen zu fahren und seinem
›Lieblingskommandanten‹ persönlich in den Hintern zu treten. Anlass dafür waren
ein paar Anrufe, die der Major in den letzten Tagen erhalten hatte und mit
denen er den Bezirksinspektor Strobel unbedingt konfrontieren wollte. Und weil
er ohnehin viel zu selten nach Tratschen kam, wollte er das persönlich
erledigen, anstatt wie sonst zum Telefon zu greifen. Aber wie das Leben eben so
spielt, stand der Herr Major nach seiner Ankunft in Tratschen vor einer
verschlossenen Postentür. Hätte er gewusst, dass die Besatzung um diese Zeit
immer noch beim Frühstück saß, wäre er sicher ausgeflippt. So aber musste er
glauben, dass die drei Beamten bei der Arbeit waren. Um die Warterei zu
verkürzen beschloss er, irgendwo einen Kaffee zu trinken. Zum Glück für den
Strobel entschied sich der Offizier allerdings für das Wirtshaus vom Hübner,
weil er dessen Vater von früher her kannte. Ganz nebenbei spekulierte er
darauf, sich bei dieser Gelegenheit gleich einmal unauffällig umhören zu können.
Er wollte in Erfahrung bringen, was die Ortsbewohner so von ihrem
Postenkommandanten hielten. Mit ein bisschen Glück würde der eine oder andere
ja etwas Negatives sagen und ihm damit Munition gegen den aufsässigen
Bezirksinspektor in die Hand geben. Der Strobel sollte um jeden Preis gefügig
gemacht werden. Ein böser Plan, der trotz seiner eineinhalbstündigen Bemühungen
kläglich scheiterte. Es verlor einfach niemand ein böses Wort über

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