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Saukalt

Saukalt

Titel: Saukalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oskar Feifar
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sei. In der Gaststube vom Wenger war um diese Zeit noch kein Mensch. Noch
nicht einmal der Wirt selbst. Ungefähr zehn Minuten saßen die Ordnungshüter
schon an ihrem Tisch und warteten darauf bedient zu werden. Aber aus
irgendeinem Grund kam der Wenger nicht daher. Das Licht brannte zwar überall
und geheizt war auch. Nur Bedienung war eben keine da. Am Anfang störte das die
Gesetzeshüter nicht sonderlich, weil sie sich über den Mord am Fellner und die
unbekannte Frau im Pfarrhaus unterhielten. Aber nach einer Weile wurde der
Berti dann als Erster ein bisserl unruhig, weil ihn der Hunger plagte. Drum
schickte er den Pfaffi los, um in der Küche nachzuschauen, ob der Wenger
vielleicht dort war. War er aber nicht. Da wurde es dem Strobel auch zu blöd
und er machte sich auf den Weg ins Obergeschoss. Dort hatte der Wenger nämlich
seine Wohnung. Als er vor der Tür stand stellte er fest, dass sie offen war.
Gerade als er anklopfen wollte, hörte er drinnen die Stimmen vom alten Wenger
und der Traude. Die zwei hatten offenbar gerade Streit. Weil andere Leute beim
Streiten zu belauschen nicht zu seinen Hobbys zählte, wollte er zuerst wieder
gehen. Aber dann hörte er die Worte ›Hexenwinkel‹ und ›Puff‹ in einem Satz und
blieb doch noch stehen. Genau konnte er allerdings nicht hören, worüber Vater
und Tochter stritten, weil sie im Wohnzimmer waren und nicht allzu laut
sprachen. Sicher war nur, dass es kein sehr freundlicher Dialog war. Zumindest
kam dem Strobel vor, als hätte sich der alte Wenger sehr vorwurfsvoll angehört.
Er entschied sich dafür, es doch ganz genau wissen zu wollen, und tastete sich
Schritt für Schritt weiter in die Wohnung hinein. Immer schön langsam und vor
allem leise arbeitete er sich voran, damit ihn die beiden Streithähne nicht
bemerkten. Und siehst du, da stellte es sich gleich einmal heraus, dass es
unheimlich wichtig ist, das Terrain zu kennen, wenn man sich im Feindgebiet
sicher bewegen will. Der Strobel war mit dem Terrain in der Wohnung nicht vertraut.
Woher auch? Deshalb schlich er sich viel zu weit nach vorne. Soll heißen, er
lief dem alten Wenger fast in die Arme. Dem Wirt blieben mitten im Satz die
Worte im Hals stecken, als er den Ordnungshüter in seinem Vorzimmer
herumschleichen sah. Die Traude konnte den Strobel von ihrer Position aus nicht
sehen und redete deswegen noch ein bisschen weiter. Da konnte der Strobel
aufschnappen, dass ihr irgendwas sehr leid tat und dass sie alles anders
gemacht hätte, wenn ihr klar gewesen wäre, was dabei rauskommen würde. Auf
keinen Fall, so sagte sie, hätte sie sich mit den Typen aus dem Osten einlassen
dürfen. Und sie hätte sicher noch einiges mehr gesagt, die liebe Traude, wenn
ihr Herr Papa jetzt nicht, lauter als nötig, den Strobel begrüßt hätte. Da schoss
sie um die Ecke wie ein Kastenteufel und starrte den Gendarmen mit großen Augen
an. Nach kurzem Luftanhalten fand sie ihre Sprache wieder und fing an
herumzuschreien. So von wegen, was für eine bodenlose Frechheit es sei, andere
Leute zu belauschen und dass man gefälligst anklopfen solle, wenn man in eine
fremde Wohnung hineingehe, und ob der Strobel von seinen Eltern gar kein
Benehmen beigebracht bekommen habe. Und so weiter, und so weiter. Der Gendarm
hörte ihr nicht wirklich zu, weil er damit beschäftigt war, eine Entschuldigung
zu murmeln. Ein bisschen peinlich war ihm die Sache nämlich schon. Aber nicht,
dass du denkst, dem Strobel war das Lauschen peinlich. Denkste! Einzig, dass er
sich hatte erwischen lassen war dem Mann furchtbar unangenehm. Von daher war es
natürlich die pure Heuchelei, dass er sich überschwänglich beim Wenger
entschuldigte. Genau wie es eine Showeinlage von der Traude war, sich so
derartig über das Eindringen vom Strobel in ihre Privatsphäre aufzuregen. Sie
wollte ihn auf diese Weise von dem ablenken, was sie vorhin von sich gegeben
hatte. Immerhin konnte sie ja nicht sicher sein, wie viel der Postenkommandant
von ihrem Gespräch belauscht hatte und vor allem, was. Um die Situation
halbwegs zu retten sagte der Strobel jetzt, dass er und seine beiden Kollegen
schon seit einer halben Stunde unten in der Gaststube hockten und darauf
warteten, zu frühstücken. Da quetschte der Wirt irgendwas zwischen seinen
Lippen hervor, das sich so ähnlich anhörte, wie ›komme gleich‹, warf seiner
Tochter noch einen Blick zu, der nichts Gutes verhieß, und trabte hinter dem
Strobel hinunter in die Gaststube. Dort wurde er von den beiden

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