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Saukalt

Saukalt

Titel: Saukalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oskar Feifar
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einmal. Mit der rechten packte er die
Sessellehne und riss sie ein Stück nach hinten. Gleichzeitig haute er mit der
linken auf die Tischplatte, dass es nur so krachte. Den armen Berti zauberte es
auf seinem Sessel her, das glaubst du gar nicht. Will heißen, der Körper vom
Berti machte in diesem Moment so viele Sachen gleichzeitig, wie sonst im Laufe
eines ganzen Arbeitstages nicht. Logistisch war das, was er da alles
vollbrachte, eine enorme Herausforderung für sein Hirnkastel. Das glaubte
nämlich, dass der schlafende Körper gleich mitsamt dem Sessel umstürzen würde
und löste Alarmstufe rot aus. Das wieder führte dazu, dass sein Denkapparat
automatisch derart komplexe Gegenmaßnahmen einleitete, wie sie der Berti, wäre
er wach gewesen, unmöglich hätte koordinieren können. Ruckartig riss er Schädel
und Oberkörper nach vorne und Augen und Mund auf, während er zeitgleich
versuchte, seine Beine in die Höhe zu bringen, um mit Hilfe der ausgebreiteten
Arme irgendwie im Gleichgewicht zu bleiben. Und, oh Wunder, es funktionierte.
Im gleichen Augenblick, in dem die vorderen Sesselbeine mit einem lauten Knall
auf den Holzboden krachten, wachte der Berti auf. Der Laut, der dabei aus
seinem Mund kam, war wirklich unbeschreiblich. Der Strobel meinte später
einmal, der Berti habe sich angehört wie ein brünstiger Elch, der unter eine
Straßenwalze kam. Ein Vergleich, bei dem sich manch einer fragte, woher der
Strobel wusste wie sich so ein brünstiger Elch anhörte, der von einer Walze
überfahren wurde. Ich meine, jeden Tag kommt so etwas ja sicher nicht vor. In
Tratschen nicht und in Schweden, wo sie wirklich viele Elche haben, höchstwahrscheinlich
auch nicht. Weil so eine Walze ist natürlich viel zu langsam, um damit
irgendein schnelleres Tier als eine Schnecke zu überfahren. Ob der Strobel
irgendwann im Laufe seines Lebens in Skandinavien war, ist historisch nicht
belegt. Wie er also auf diesen Vergleich kam, wird wohl für alle Zeit sein
Geheimnis bleiben. Ich für meinen Teil kann damit allerdings sehr gut leben.
Was andere Sprichwörter angeht, fragt ja auch keiner, woher die eigentlich
kommen. Nimm zum Beispiel den Elefanten im Porzellanladen. Hat es den gegeben
oder hat sich den Spruch nur jemand ausgedacht? Und wenn ihn sich wer
ausgedacht hat, wer war es, und wie ist er darauf gekommen? Oder auf den Sturm
im Wasserglas? Fragen über Fragen. Wahrscheinlich weiß das kein Mensch, und wirklich
interessieren tut es auch keinen, weil’s schlicht und ergreifend wurscht ist.
Aber was soll’s. Tut ja ohnehin nichts zur Sache. Elch hin, Walze her. Der
Berti war auf jeden Fall schlagartig munter und schimpfte wegen dem
Humorausbruch seines Chefs wie ein Rohrspatz. Ich meine, nicht, dass der Berti
selber keinen Humor gehabt hätte, oder so. Ganz im Gegenteil. Er war selber
auch ein Scherzkeks. Aber das war ihm dann halt doch des Guten zu viel.
Immerhin schlug sein Herz bis zum Hals. Ein Gefühl, das er beim Aufwachen nicht
brauchte, weil es seinen Tag nicht wirklich besser und auch seine Laune eher
schlechter machte. Nichtsdestotrotz freute sich der Strobel schelmisch über
seinen Streich und amüsierte sich königlich über die Reaktion seines Opfers.
Vielleicht war das eine Folge des Schlafmangels. Wer weiß? Quasi als
Entschuldigung ging er dann Kaffee kochen, während sich der Berti notdürftig
seiner Morgenkosmetik widmete. Etwas später brachte der Strobel seinen
Mitarbeiter auf den neuesten Stand und erzählte ihm alles, was am Vortag so
passiert war. Als er schließlich von der jungen Frau im Pfarrhaus erzählte,
wurde der Berti besonders neugierig und fing, gegen seine sonstigen
Gewohnheiten, an, Fragen zu stellen. Und zwar die gleichen, die sich auch der Strobel
gestellt hatte. Letzten Endes gelangte der Berti ebenfalls zu der Erkenntnis,
dass die Kellereinbrüche damit wohl geklärt waren. Was die Sache mit dem Morak
anging, konnte er sich darauf keinen Reim machen. Schon gar nicht, weil er
nicht das Geringste über das Rotlichtmilieu in Wien wusste und von dem Mann
deshalb noch nie in seinem Leben was gehört hatte. Interessant kam es ihm
trotzdem vor. Überhaupt sah es ganz so aus, als würde der Berti anfangen, sich
ernsthaft für den Fall zu interessieren. Ein Umstand, der dem Strobel wirklich
gut gefiel. Weil so lieb und nett der Berti auch war, ein Arbeitstier war er
nicht gerade. Und belastbar schon gar nicht. Das hatte sich in der
Vergangenheit schon sehr oft gezeigt. Immer wenn der

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