Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Saukalt

Saukalt

Titel: Saukalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oskar Feifar
Vom Netzwerk:
Opferstock
fehlte. Natürlich konnte der Römer das nicht genau sagen, weil die
Spendenbereitschaft der Menschen nicht immer gleich hoch war, aber er
vermutete, dass es über den Daumen gepeilt schon ein paar 100 Schilling waren.
Auf jeden Fall, so nahm der Römer an, musste der Bösewicht aus der Umgebung
sein, weil der Stock in regelmäßigen Abständen ausgeräumt worden war, und
irgendwelche Fremde zu dieser Jahreszeit mit Sicherheit aufgefallen wären im
Ort. Um den Herrn Pfarrer zu trösten versicherte der Strobel abermals, dass er
diese Schandtaten ganz sicher aufklären würde. Aber ganz überzeugt war er von
dieser Aussage selber nicht. Der Römer für seinen Teil kommentierte diese
Ankündigung gar nicht erst, sondern nickte nur salbungsvoll. In eine neuerliche
Schweigephase hinein sagte der Pfarrer schließlich, dass der Doktor Lasser am
Körper der Frau jede Menge blaue Flecken auf Armen und Beinen und ein paar
ziemlich hässliche Brandnarben am Rücken gefunden hatte, die schwer nach
Misshandlungen aussahen. Aber auch das würde sich wohl erst klären lassen,
sobald man mit ihr reden konnte. Nach diesen Worten wurde es wieder für eine
ganze Weile still. Insgesamt war das diesmal ein sehr ruhiger, kurzer und vor
allem trockener Herrenabend. So richtig wollte keine Stimmung aufkommen. Ob es
daran lag, dass keine Musik spielte oder sich die beiden Männer einfach zu
viele Gedanken über alles Mögliche machten, kann ich dir nicht sagen. Geschadet
hat es den beiden aber mit Sicherheit nicht, dass sie viel früher als gewohnt
die Segel strichen. Noch nicht einmal die Weinflasche leerten sie vollständig.
Eine Sünde, zu der Hochwürden beim Abschied ganz ernst meinte, dass sie sich
niemals wiederholen dürfe. Lachend gab ihm der Strobel recht, bevor er sich in
der eisigen Winterluft auf den Heimweg machte. Obwohl er nach diesem Tag
ziemlich müde war, konnte er nicht einschlafen. Zu sehr beschäftigten ihn seine
Gedanken, die er sich wegen dem komischen Verhalten seiner Frau Doktor machte.
Warum sie völlig unerwartet und ohne vorherige Ankündigung das plötzliche
Bedürfnis verspürt hatte, ohne ihn in den Skiurlaub zu fahren, konnte er sich
nicht erklären. Genauso wenig, wie er wusste, warum sie am Telefon so einsilbig
gewesen war. Sicher war für ihn nur, dass sie offenbar böse auf ihn war. Und obwohl
sich der Strobel für einen sensiblen Mann hielt, hatte er in diesem Fall nicht
die leiseste Ahnung, was los war. Möglicherweise, so überlegte er sich, lag es
am kommenden Vollmond. Weil bekanntlich soll es ja Menschen geben, die zu
dieser Zeit ein bisschen seltsam werden. Vielleicht hatte die Frau Doktor
dieses Problem ja auch. Andererseits konnte es natürlich auch sein, dass er
sich nur eingebildet hatte, dass sie seltsam geklungen hatte. An diese
Möglichkeit wollte der Strobel allerdings nicht recht glauben. Weil warum hätte
er sich so täuschen sollen? Schließlich hatte seine Angebetete wirklich nur das
Allernotwendigste mit ihm geredet, ohne dabei besonders herzlich zu klingen.
Von daher war ein Irrtum seinerseits eher ausgeschlossen. Was immer der Strobel
auch falsch gemacht hatte, er kam nicht drauf. Nicht um die Burg. Anrufen und
fragen konnte er die Frau aber auch nicht, weil er nicht einmal wusste, wo
genau sie war und in welchem Hotel sie wohnte. Von daher blieb ihm nichts
anderes übrig, als zu warten bis sie sich meldete. Ergo hockte er eben in
seiner Bude, starrte die Wände an und grübelte. Normalerweise machte es ihm
nichts aus, allein daheim zu sein. Im Gegenteil. Er genoss diese Momente der
Ruhe richtig. Aber jetzt, wo er glaubte, dass sein Herzblatt furchtbar sauer
war und auf keinen Fall mehr anrufen würde, kam ihm die Stille drückend vor.
Weil an die täglichen Telefonate mit der Frau hatte er sich schnell gewöhnt. So
ging ihm richtig etwas ab, wenn er nicht mit ihr reden konnte. Aber natürlich
waren es nicht nur seine privaten Sorgen, die ihn um den Schlaf brachten,
sondern auch der Mord am Fellner Fritz, die Casinogeschichte, der verschwundene
Pavel und dessen beiden Helfer, die scheinbar für einen Rotlichtkönig aus Wien
arbeiteten, und nicht zuletzt die kranke Frau im Gästezimmer vom Pfarrhaus. All
das hinderte ihn noch eine ganze Weile am Einschlafen. Aber wenigstens
erinnerte er sich bei der ganzen Grübelei daran, dass er noch gar nicht bei der
Gerichtsmedizin angerufen hatte. Ja, stell dir vor, das hatte der Strobel doch
tatsächlich komplett vergessen. Obwohl, so

Weitere Kostenlose Bücher