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Saukalt

Saukalt

Titel: Saukalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oskar Feifar
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sich nicht leisten konnte. Immerhin wusste er, dass er dem Strobel eine
rechtswidrige Weisung erteilte und damit versuchte, ihn zum Amtsmissbrauch
anzustiften. Die Frage war nur, was der Major selbst auf dem Kerbholz hatte.
Was machte ihn erpressbar? Abgesehen davon störte es den Strobel natürlich bei
seinen Ermittlungen, wenn er nicht in den ›Hexenwinkel‹ durfte. Notwendigerweise
würde er das aber müssen. Immerhin sah es nach seinen bisherigen Erkenntnissen
ganz danach aus, als ob dort etwas nicht mit rechten Dingen zuging. Darauf
deutete auch das Anliegen seines Vorgesetzten hin. Er hatte jedenfalls ein
Opfer, das in dem Lokal gearbeitet hatte und vielleicht sogar dort umgebracht
worden war. Ergo wollte er jetzt vom Major Schuch wissen, wie er der Sache
nachgehen sollte, wenn man ihm untersagte, das Lokal zu betreten. Und siehst
du, da hat sein Chef eine Bombe platzen lassen und schuf diese Einwände mit
einer überraschenden Neuigkeit aus der Welt. Er informierte seinen
Untergebenen, dass er höchstpersönlich bereits mit dem Gerichtsmediziner
gesprochen habe und der Fellner, laut Gutachten, an einem Herzversagen
gestorben war. Das verschlug dem Strobel derartig die Sprache, dass er sogar
vergaß den Mann zu fragen, woher er das mit dem Fellner überhaupt gewusst
hatte. Bevor er sich von dieser Neuigkeit erholen konnte, sprach der schon
weiter und versuchte ihm klarzumachen, dass so ein Herzversagen schließlich
eine natürliche Todesursache war und mit einem Mord rein gar nichts zu tun
hatte. Natürlich sei es überaus rätselhaft, wie der Mann mit einem Strick um
den Hals auf den Baum gekommen war, aber das müsse man in die notwendigen Berichte
ja nicht unbedingt hineinschreiben. Der Strobel schwieg daraufhin eine Weile
und fragte den Major dann, ob das tatsächlich sein Ernst war. Und trotz all der
Ablehnung, die er für den Mann empfand, glaubte er in dessen Gesicht deutlich
sehen zu können, dass er über das, was er gerade getan hatte, nicht glücklich
war. Trotzdem wiederholte er seine Forderung, dass der Strobel die Finger vom
›Hexenwinkel‹ lassen sollte, noch einmal. Genau wie die Drohung mit der
Versetzung nach Hinterpfuiteufel. Nur, dass sein Tonfall diesmal ein bisschen
schärfer war und er noch einen Satz hinzugefügte. Nämlich, dass er hoffte, dass
der Strobel ihn verstanden hatte. Der hatte zwar verstanden, aber trotzdem
nicht kapiert, was da ablief. Sein Gefühl sagte ihm aber, dass es für den
Moment sicher besser war, wenn er sich fügte. Eine Entscheidung, mit der sein
Chef offensichtlich zufrieden war. Und weil damit alles gesagt war, was es zu
sagen gab, verabschiedete sich der Bezirkskommandant kurz und knapp und machte
sich unverzüglich auf den Rückweg nach Hollabrunn. Bevor er durch die Tür
hinaus verschwand, wünschte er dem Strobel einen schönen Tag und viel Erfolg
bei seinen Ermittlungen und warnte ihn noch einmal eindringlich vor
irgendwelchen Eigenmächtigkeiten. Zurück blieb ein ziemlich verwirrter und vor
allem verärgerter Postenkommandant. Besonders die Sache mit dem angeblichen
Herzversagen vom Fellner lag ihm im Magen. Deswegen griff er sofort zum Telefon
und rief in der Sensengasse bei der Gerichtsmedizin an. Er staunte nicht schlecht,
als ihm der Befund bestätigt wurde. Was der Gerichtsmediziner nicht mit
Sicherheit sagen konnte war, ob die ersten Strangfurchen vor oder nach dem
Herzversagen entstanden waren. Aufgehängt hatte man den Fritz aber mit
absoluter Sicherheit erst nach seinem Tod. Da half es auch gar nichts, dass der
Strobel mindestens dreimal nachfragte, ob das ganz sicher sei. Als er den Hörer
aufgelegt hatte schoss ihm die Frage durch den Kopf, wie oft der Fellner Fritz
eigentlich hatte sterben müssen. Zuerst ein Herzversagen, dann stranguliert und
zu guter Letzt auch noch erhängt. Von dieser Seite aus betrachtet war der
Fritz, trotz all seiner Fehler, die er im Leben gemacht hatte, beim Sterben ein
richtig armer Hund gewesen. Diese Art, von der Bühne abzutreten, war mindestens
so abwechslungsreich wie tödlich und rätselhaft. Aber auf sich beruhen wollte
er das sicher nicht lassen. So viel war für den Postenkommandanten sicher.
Egal, was irgendein Botschafter, ein Offizier oder anderer Sesselfurzer aus dem
Ministerium dazu sagen würde. Und auch egal, ob er zur Strafe tatsächlich
versetzt werden würde. Weil vielleicht, so hat sich der Strobel gedacht, war es
in Hinterpfuiteufel ja auch ganz schön. Von der emotionalen Seite her hätte

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