Saukalt
weil er im Krankenhaus liege. Das war eine Neuigkeit.
So harmlos wie möglich fragte er die Frieda, was ihrem Mann passiert sei, und
bekam auch gleich eine ausführliche Antwort darauf. Die Brauneis Frieda
wetterte nämlich derart drauflos, dass dem Gesetzeshüter unmöglich entgehen
konnte, wie zornig sie war. Und offensichtlich hatte die gute Frau auch nicht
die Absicht, mit ihrer Gemütslage oder gar den Gründen für den
Krankenhausaufenthalt ihres Mannes hinter dem Berg zu halten. Giftig zog sie vom
Leder. »Geprügelt hat sich der Idiot! Im ›Hexenwinkel‹. Mit irgendwelchen
Ausländern. Der Trottel hat ein paar auf die Schnauze gekriegt, weil er
geglaubt hat, er kann’s mit drei Gegnern gleichzeitig aufnehmen. Aber die haben
ihm gezeigt, wo der Hammer hängt. Ist sowieso einmal Zeit geworden, dass ihm
einer sein blödes Maul stopft!«
Na bum,
hat sich der Strobel gedacht, derweil die Frieda so voller Anteilnahme und
ausgesprochen sorgenvoll über ihren liebreizenden Gatten herzog. Mit der Frau
verheiratet zu sein war sicher nicht lustig. Aber für einen Tunichtgut wie den
Brauneis Thomas war sie genau die Richtige. Mit ihr hatte er bekommen, was er
sich redlich verdiente. Gesagt hat der Strobel freilich ganz was anderes.
Nämlich, dass es ihm schrecklich leid tat, das zu hören, und er dringend mit
ihrem Mann sprechen müsste. Und siehst du, da hat sich gleich gezeigt, dass die
Frieda gar nicht so sehr böse auf ihren Schatz war. Sie wurde nämlich sofort
misstrauisch und fragte den Gendarmen, was er von ihrem Thomas schon wieder
wolle. Ob vielleicht schon wieder irgendwo was gestohlen worden sei und er den
Täter nicht finden könne und deswegen einen Sündenbock brauche, wollte sie
wissen. Dabei blitzte sie den Ordnungshüter mit ihren dunklen Augen derart an,
dass er lieber zu einer Notlüge griff, als ihr die Wahrheit zu sagen. Die würde
sie, sofern sie sie nicht schon kannte, früher oder später sowieso erfahren.
Also verkündete der Strobel mit scheinheiliger Miene, dass alles ganz harmlos
sei und er diesmal hier wäre, weil er die Männer, die ihren Ehemann so schlimm
verprügelt hatten, verhaften wollte und dazu die Hilfe vom Tom brauchte. Damit
hatte die Frieda nicht gerechnet. Die Überraschung war ihr aus zehn Metern
Entfernung anzusehen. Ohne Weiteres verriet sie dem Strobel jetzt, dass der Tom
im Krankenhaus in Hollabrunn lag. Noch bevor er sich bedanken konnte, drehte
sie sich um und warf die Tür ins Schloss, dass es nur so krachte. Der Strobel
zog sich, wie so oft in den letzten Tagen, seine Mütze tiefer in die Stirn,
stellte seinen Mantelkragen auf, um sich vor dem Wind zu schützen, und ging
wieder zurück in Richtung Gendarmerieposten. Eine Fahrt nach Hollabrunn passte
ihm gar nicht ins Konzept. Das würde ihn viel zu viel Zeit kosten. Zeit, in der
er viele andere Dinge erledigen konnte. Deswegen überlegte er sich, nach dem
Mittagessen eventuell beim Berti vorbeizuschauen und ihn zu fragen, ob er
wieder Überstunden machen und das Gespräch mit dem Brauneis Thomas übernehmen
wollte. Andererseits fiel ihm ein, dass er ohnehin nach Hollabrunn fahren
musste, um mit dem Major Schuch ein klärendes Gespräch zu führen. Überhaupt,
weil die Situation jetzt eine ganz andere war und er hören wollte, was der
Major dazu sagen würde. Letztendlich wurde es eine Zwischenlösung. Er entschied,
den Berti mitzunehmen und zum Brauneis Thomas ins Spital zu schicken, während
er mit dem Major redete. Auf diese Weise, so dachte sich der Strobel, würde er
wertvolle Zeit sparen. Total ökonomisch, der Kerl. Mit diesem Plan im Gepäck
kam er auf die Dienststelle zurück. Als Nächstes wollte er die Kollegen in Wien
anzurufen. Er rechnete fest damit, dass die den Pavel kennen würden. Weil ein
Zuhälter vom Format eines Morak würde sich wohl kaum mit Anfängern umgeben.
Schon gar nicht würde er jemandem vertrauen, den er nicht schon länger kannte.
Und dass dieser Morak seine Finger in der Sache hatte, stand für den Strobel
fest. Im Großen und Ganzen war er mit den Ermittlungsfortschritten zufrieden.
Viel brauchte er seiner Meinung nach nicht mehr, um die Bösen zu überführen. So
war er guter Dinge, als er seinen Mantel auszog und hinter seinem Schreibtisch
Platz nahm. Er konnte noch nicht wissen, dass sein wunderbarer Plan für den
Hugo war. Das erfuhr er erst eine Stunde später.
21
Um sich von innen her aufzuwärmen,
machte sich der Strobel eine Tasse Tee. Der Pfaffi hockte hinter
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