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Saukalt

Saukalt

Titel: Saukalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oskar Feifar
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Sekunde zu zögern erlegten. Weil auch wenn die Familien Fellner und
Brauneis einen sehr schlechten Ruf hatten und sich hassten, so hielten sie doch
für kurze Zeit zusammen wie Pech und Schwefel. Den Fellner Brüdern stand der
Sinn nach Rache, weil sie glaubten, der Fritz sei ermordet worden, und weil
einige von ihnen schwere Prügel vom Pavel und seinen Männern einstecken
mussten. Der Brauneis Clan wollte sich revanchieren, weil der Thomas um sein
Geld betrogen und auch zwei Mal verprügelt worden war. In dieser Situation
begruben die beiden Familien ihr Kriegsbeil und schlossen sich zusammen, um
ihre gefährlichen Gegner besiegen zu können. Eine unheilige Allianz war das.
Sieben vermummte Männer schlichen mit dem Ziel durch die Nacht, Rache zu üben
und ihre Familienehre wieder herzustellen. Aber ich will dir jetzt noch nicht
alles verraten. Weil vielleicht findest du die Geschichte dann nicht mehr
spannend genug. Und das wäre schade. Immerhin hast du schon so lange
durchgehalten, dass du dir ein anständiges Ende verdient hast. Der Strobel
jedenfalls fand schließlich doch noch ein paar Stunden Schlaf, bevor er seinen
Dienst wieder antreten musste und das Unheil in Tratschen eingekehrte.

20
     
    Der Morgen verlief so wie jeder
andere Morgen auch. Nur mit dem Unterschied, dass der Strobel viel müder war
als sonst. Trotzdem war er wild entschlossen, mit dem Abarbeiten der Liste
anzufangen. Also befahl er dem Pfaffi, auf der Dienststelle zu bleiben und auf
das Telefon aufzupassen. Nur für den Fall, dass irgendwer anrief. Eine
Anweisung, die dem Jungspund nicht gefiel, weil er ganz heiß darauf war, dem
Strobel bei seinen Ermittlungen zu helfen. Dementsprechend enttäuscht war er,
als ihm der Strobel mitteilte, dass es für ihn nichts zu ermitteln gab. Um
09.00 Uhr machte er sich auf den Weg, um mit dem Wenger Sepp zu reden.
Strategisch natürlich ein guter Zeitpunkt, weil er seine Dienstpflicht mit
einem Frühstück verbinden konnte. Der Wenger Sepp saß beim Stammtisch und
studierte die Zeitung. Er war so in diese Beschäftigung vertieft, dass er den
Strobel erst wahrnahm, als der zu ihm an den Tisch kam und sich setzte. Nach
einer eher wortkargen Begrüßung fragte der Wenger nur, ob er das Gleiche
bringen solle wie immer. Sein Gast bestätigte das mit einem Kopfnicken. Derweil
der Wenger in die Küche ging, um die Würsteln mit Saft zuzubereiten, warf der
Strobel einen flüchtigen Blick in die Zeitung, während er sich gedanklich auf
die Unterhaltung mit dem Wenger Sepp vorbereitete. Ganz sicher war er nämlich nicht,
wie er das Gespräch beginnen sollte. Behutsam oder mit der Tür ins Haus? Das
war die Frage. Ich meine, ein Wunder erwartete sich der Strobel von der
Unterhaltung sowieso nicht. Es war kaum anzunehmen, dass der Wenger etwas sagen
würde, das seiner Tochter schaden konnte. Selbst wenn er etwas wüsste. Aber
probieren musste der Strobel es auf jeden Fall. Zumindest wollte er
herausfinden, worum es in dem Streit zwischen Vater und Tochter gegangen war.
Dem Wenger zu sagen, dass mit den Geschäftspartnern seiner Tochter nicht gut
Kirschen essen war, konnte auch nicht schaden. Als der Wirt dann die Bestellung
servierte, forderte ihn der Strobel freundlich auf, sich zu ihm zu setzen. Der
Wenger zog ein zwar ziemlich grantiges Gesicht, setzte sich aber trotzdem und
fragte mürrisch, ob es vielleicht um die Traude ging. Mit dieser Frage nahm er
dem Strobel die Entscheidung über die Vorgehensweise ab. Mit der Tür ins Haus
sollte es also werden. Im Grunde war das dem Gendarmen ohnehin lieber, weil er
vom langen ›um den heißen Brei herumreden‹ noch nie viel gehalten hatte. Also
sah er dem Wenger in die Augen und fragte ihn geradeheraus, ob es sein konnte,
dass die Traude in etwas Illegales verwickelt war. Und siehst du, da hat sich
die Miene vom Wenger gleich noch einmal deutlich verfinstert, und er senkte den
Blick. Er legte seine kräftigen Hände auf den Tisch und bestaunte die
Fingernägel. Dem Strobel kam fast so vor, als könnte er hinter der Stirn vom
Wenger die Gedanken rasen sehen. So angestrengt dachte der Mann nach. Und weil
der Strobel sich noch sehr genau an das letzte Gespräch erinnerte, in dem der
Wenger bei der kleinsten Nachfrage gleich voll abgeblockt hatte, blieb er
diesmal still und widmete sich ganz dem Verzehr seines Frühstücks. Als er den
letzten Bissen unten hatte, stand der Wenger wortlos auf und trug den Teller
weg. Da glaubte der Strobel wirklich, dass es das

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