Saukalt
seinem
Schreibtisch und erkundigte sich erwartungsvoll, ob es jetzt endlich was für
ihn zu tun gab. Nach kurzem Überlegen fiel dem Strobel tatsächlich etwas ein.
Nämlich, dass der Pfaffi sich das Auto nehmen und schauen sollte, ob der Wagen
vom Pavel immer noch im Wald stand. Falls nicht, so trug der Strobel ihm auf,
sollte er nach Albersdorf fahren und schauen, ob eines der beiden Autos
vielleicht vor dem ›Hexenwinkel‹ stand. Auf keinen Fall, so schärfte er dem
Pfaffi ein, durfte er allein in das Lokal hineingehen. Nur schauen. Sonst
nichts. Das war zwar jetzt nicht unbedingt eine sehr anspruchsvolle Aufgabe,
aber für den Jungspund war das immerhin besser als diese sinnlose Herumsitzerei.
Dementsprechend eifrig machte er sich auf den Weg, um zu tun, wie ihm geheißen.
Bevor er ging, sagte ihm der Strobel noch, dass er sich bitte beeilen sollte,
weil er am Nachmittag das Auto brauchte. Und der Pfaffi versprach, spätestens
in einer Stunde wieder da zu sein. Kaum war der junge Kollege weg, griff der
Strobel zum Telefon, um die Wiener Kollegen anzurufen. Das Problem war nur,
dass er die Nummer von der für das Rotlicht zuständigen Abteilung nicht finden
konnte. Also probierte er es einfach über die Vermittlung. Leicht gedacht, aber
verdammt schwer gemacht. Das Telefonbuch zu nehmen und die Nummer der
Bundespolizeidirektion Wien herauszusuchen, war noch eine leichteste Übung.
Sich mindestens drei Minuten lang den Donauwalzer anhören zu müssen, störte den
Strobel auch noch nicht arg. Auch, dass er nach diesen drei Minuten aus der
Leitung flog, ohne auch nur irgendwas sagen zu können, nahm er noch geduldig
hin. So was konnte schon einmal passieren. Überhaupt damals, als es noch keine
digitale Telefonie gab. Keine Rede von Flatrate und so. Alles per Hand. 100.000
Kabel und mindestens so viele Steckplätze dafür. Da hatte das Telefonfräulein
in der Polizeivermittlung im wahrsten Sinne des Wortes alle Hände voll zu tun.
Außerdem konnte es ganz leicht passieren, dass so ein Stecker einmal im
falschen Loch landete oder überhaupt nirgends hineingesteckt wurde. Weil der
Strobel das auch wusste, war er nachsichtig. Mit viel Gleichmut ging er daran,
die Nummer noch einmal zu wählen und bekam prompt wieder den Donauwalzer zu
hören. Es war ja nicht so, dass ihm die Musik nicht gefallen hätte. Im
Gegenteil. Trotzdem wäre es ihm lieber gewesen, mit jemandem reden zu können.
Und siehe da, es dauerte kaum zwei Minuten, bis sich eine weibliche Stimme
meldete.
»Bundespolizeidirektion
Wien, Vermittlung, guten Tag.«
Nicht
besonders freundlich aber auch nicht unfreundlich klang die Frau. Am ehesten
noch neutral, desinteressiert und ein bisschen schrill. Ja, wirklich, diese
Frauenstimme klang wie eine Kreissäge. Dem Strobel war das alles völlig
wurscht, weil er ja nicht mit ihr, sondern mit einem Kollegen von der Sitte
reden wollte. Und das versuchte er ihr jetzt in kurzen Worten zu erklären. Ein
jeder, der schon einmal probiert hat, sich über die Vermittlung der Bundespolizeidirektion
Wien verbinden zu lassen wird sich jetzt vielleicht wundern, wieso das für den
Strobel so schwierig gewesen ist. Aber du darfst halt nicht vergessen, dass im
Unterschied zu heute, wo das Telefonnetz voll digital ist und die Damen bei der
Vermittlung jede Dienststelle und jeden Namen der dort tätigen Kollegen im
Computer haben, damals noch alles echte Handarbeit war. Soll heißen, dass das
Telefonfräulein etliche Fragen hatte und sich deswegen ein zeitraubender Dialog
entwickelte, auf den der Strobel liebend gern verzichtet hätte.
»Die
Sittenpolizei, bitte.«
»Sittenpolizei?«
»Ja.«
»Für
welchen Bezirk?«
»Weiß
ich nicht.«
»Aber
Sie müssen mir schon sagen, wo genau sie hinwollen!«
»Zur
Sitte, hab ich doch schon gesagt!«
»Ja,
aber für welchen Bezirk?«
»Das
weiß ich nicht!«
»Na wo
sind S’ denn jetzt?«
»In
Niederösterreich.«
»Aha,
Niederösterreich? Da müssen S’ bitte bei der Gendarmerie anrufen!«
»Ich
brauch aber wen von der Polizei!«
»Die
Polizei ist auf dem Land nicht zuständig! Sie müssen bei «
»Ich bin
von der Gendarmerie und ich muss mit einem Kollegen von der Sitte reden!«
»Für
welchen Bezirk?«
»Ich
weiß es nicht! Verbinden S’ mich halt irgendwo hin!«
»Haben
S’ vielleicht eine Adresse?«
»Moment.«
Hastig
blätterte der Strobel in seinen Unterlagen und suchte die Adresse vom Bordell
des Morak.
»15.
Bezirk,
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