Saukalt
bitte.«
»Welche
Gruppe?«
»Was
weiß ich? Zur Sitte halt.«
»So
geht das leider nicht, Sie müssen mir schon einen Namen sagen!«
»Ich
kenn dort aber keinen!«
»Das
ist aber blöd. Worum geht’s denn?«
»Warum
wollen Sie das wissen?«
»Damit
ich Sie richtig verbinden kann.«
»Rotlicht.«
»Wie
bitte?«
»ROTLICHT!«
»Meinen
S’ vielleicht Prostitution?«
»Ja,
Prostitution!«
»Na
warum haben S’ das denn nicht gleich gesagt? Alles klar! Einen Moment bitte «
Klick,
Tuut, Tuut, Tuut
Unglaublich,
aber wahr! Genau in dem Moment, als der Strobel glaubte, alle Hürden überwunden
zu haben, flog er wieder aus der Leitung. Nach drei tiefen Atemzügen wählte er
die Nummer der Vermittlung noch einmal, gab sich minutenlang den Donauwalzer,
flog aus der Leitung, rief noch einmal an, flog sofort raus, wählte erneut,
summte den Donauwalzer mit, flog aus der Leitung, knallte den Hörer zornig auf
die Gabel, gab trotzdem nicht auf, hörte den Donauwalzer, wollte schon aufgeben
und hatte plötzlich wieder jemanden dran.
»Bundespolizeidirektion
Wien, Vermittlung, guten Tag.«
Wieder
eine Frau. Wieder desinteressiert und neutral. Dafür mit angenehmerer Stimme.
Und weil der Strobel über eine gute Auffassungsgabe verfügte, hatte er sich
natürlich gemerkt, was er alles sagen musste, um schnell ans Ziel zu kommen.
Als hätte er den Satz auswendig gelernt, betete er herunter, dass er jemanden
vom Kommissariat im 15. Bezirk brauchte, der für Prostitution zuständig war. Es
überraschte ihn fast ein bisschen, nicht aus der Leitung zu fliegen, sondern
tatsächlich verbunden zu werden. Nur leider falsch, wie sich gleich darauf
herausstellte. Der Kollege aus dem zwölften Bezirk teilte ihm nämlich nach
einer kurzen Vorstellung mit, dass er bei ihm nicht richtig war. Dem Strobel
fiel sofort der Dialekt auf, den der Mann sprach. Der betonte nämlich das ›L‹
total komisch. Bei ihm hörte sich jedes Wort so an, als würde man es mit drei
›L‹ schreiben. Nur, dass es damals noch keine Rechtschreibreform und deshalb
auch keine Wörter mit drei ›F‹ oder drei ›S‹ und schon gar nicht mit drei ›L‹
gab. Heutzutage gibt es solche Wörter. Damals noch nicht. Obwohl ich mir gar
nicht sicher bin, ob es überhaupt ein Wort mit drei ›L‹ gibt. Da fällt mir
ehrlich gesagt auf Anhieb kein einziges ein. Oder doch! Wie wäre es mit
Stillleben? Ist doch ein schönes Wort und wird mit drei ›L‹ geschrieben. Und
weil wir gerade so schön am Reden sind, fällt mir noch
Donaudampfschifffahrtskapitänsmützenbestellliste ein. Ein traumhaftes Wort, das
man noch dazu mit drei ›F‹ und drei ›L‹ schreibt. Der Rechtschreibreform sei
Dank! Ehrlich gesagt glaube ich persönlich nicht, dass unsere Sprache durch
diese Reform einfacher geworden ist, aber was soll’s. Tut ja nichts zur Sache.
Auf das Thema bin ich ja nur gekommen, weil der Wiener so dahergeredet hat,
dass du glauben konntest, man schreibt nicht Kollege sondern Kolllege. Ein
Phänomen, das als das Meidlinger ›L‹ bekannt ist. Weil die Leute, die aus
Meidling stammen, halt so komisch reden. Den Strobel amüsierte das jedenfalls.
Dass er falsch verbunden worden war, erheiterte ihn hingegen nicht so sehr. Und
dass der Kolllege auflegte, bevor er ihn nach der richtigen Telefonnummer
fragen konnte, auch nicht. Der Gedanke, erneut bei der Vermittlung anzurufen,
um sich verbinden zu lassen, kam dem jetzt doch schon ziemlich genervten
Gendarmen nicht sonderlich sinnvoll vor. Von daher entschied er sich dafür, es
mit Plan ›B‹ zu probieren und rief den Travnicek von der Mordkommission an.
Weil dessen Nummer hatte er seit dem Sommer ja. Und siehst du, das hätte der
Strobel gleich machen sollen. Weil der Travnicek brauchte nicht einmal eine
Minute, um ihm die gewünschte Telefonnummer zu geben. Einen Moment lang war der
Strobel versucht, dem Travnicek zu erzählen, was sich in letzter Zeit
abgespielt hatte. Aus irgendeinem Grund ließ er es aber bleiben, bedankte sich
stattdessen für die Hilfe und legte auf. Der Rest ist schnell erzählt. Der
Strobel wählte die Nummer, ein Mann mit dem typisch österreichischen Namen
Wotrba hob ab und hielt ihm, anscheinend ohne lange in irgendwelchen Unterlagen
kramen zu müssen, ein Referat über Morak und Co. Die Quintessenz daraus war,
dass der Morak mindestens sieben Bordelle hatte. Drei in Wien, zwei in Linz und
zwei in Graz. Daneben war er an mehreren dubiosen Firmen beteiligt. Offiziell
machte der gute
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