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Saukalt

Saukalt

Titel: Saukalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oskar Feifar
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ihrer
Mehlspeise zu. Nahezu wortlos verspeisten sie das Gebäck. Der Strobel lobte die
Konditorkunst der Hilde zwischen den einzelnen Bissen in den höchsten Tönen.
Und das zu Recht. Weil auch wenn die Schulz Hilde so ihre Fehler hatte, aber
beim Kochen und Backen konnte ihr so schnell keiner das Wasser reichen.
Ziemlich sicher war das die Erklärung dafür, dass der Berti jedes Jahr eine
größere Uniform brauchte. Sei’s drum. Bei all der Schlemmerei vergaß der
Strobel trotzdem nicht auf die Zeit. Der Pfaffi war schon eine halbe Stunde zu
spät, und der Strobel deshalb in Sorge. Das passte nämlich gar nicht zu dem
Burschen. Normalerweise war der sehr zuverlässig. Er stand auf, zog sich seinen
Mantel an und erklärte dem Berti, dass er sich jetzt einmal auf den Weg in den
Wald machen wolle, um zu schauen, ob der Pfaffi vielleicht noch dort war. Da
zog sich auch der Berti an und meinte, dass er nicht sinnlos im Büro
herumsitzen wolle, weil er dann gleich daheim hätte bleiben können. Und so ist
es halt gekommen, dass die beiden zusammen losgezogen sind, um zu schauen, wo
ihr Kollege abgeblieben war.

22
     
    Schon von weitem konnte der
Strobel den mausgrauen Dienstkäfer stehen sehen, als sie den Waldweg
entlanggingen, und er machte den Berti per Handzeichen auf seine Entdeckung
aufmerksam. Vom Pfaffi war weit und breit weder was zu sehen noch zu hören. Nur
das Auto stand am Wegrand. Der Strobel schickte den Berti auf die andere Seite
des Weges, weil er meinte, dass es taktisch klüger war, wenn sie sich dem
Fahrzeug nicht nebeneinander näherten. Man konnte ja nie wissen, was einen
erwartete. Deshalb ermahnte er ihn auch, die Augen offen zu halten. Der Strobel
bemerkte, dass sein Herz auf einmal viel schneller schlug und sein Atem
heftiger wurde. Das Gefühl, dass hier etwas Schlimmes passiert war, verstärkte
sich mit jedem Schritt, und er zog seine Pistole. Aus den Augenwinkeln konnte
er sehen, dass der Berti ihm das sofort nachmachte. In leicht gebückter
Haltung, mit den Waffen im Anschlag pirschten sich die zwei an das Auto heran.
Die Szene wirkte wie aus einem schlechten Film. Nur, dass es keiner war,
sondern die Wirklichkeit. Rundherum rührte sich nichts. Nicht ein Geräusch war
zu hören. Noch nicht einmal der sonst so lästige Wind war zu spüren. Sowohl der
Berti als auch sein Chef waren so auf das Auto und die Büsche drum herum
konzentriert, dass sie zuerst gar nicht nach oben schauten. Als dann der
Strobel neben der Fahrertür stand und sah, dass auf der Rückbank eine
menschliche Gestalt lag, blieb ihm fast das Herz stehen. Hastig zerrte er am
Türgriff, und als die Tür aufsprang, hörte er hinter sich einen seltsamen Laut.
Es klang wie ein unterdrückter Schrei. Dem Strobel war sofort klar, dass das
Geräusch vom Berti gekommen war. In der Meinung, dass sein Kollege von jemandem
angegriffen wurde, wirbelte er herum, hob die Waffe und zielte in die Richtung,
aus der das Geräusch gekommen war. Aber hinter ihm war nur der Berti, der mit
offenem Mund zu einem Baum starrte. Und zwar nicht zu irgendeinem Baum. Es war
genau der Baum, von dem sie ein paar Tage vorher den Fellner Fritz herunter
geschnitten hatten. Wie zur Salzsäule erstarrt stand er da und glotzte nach
oben. Der Strobel folgte seinem Blick und konnte im ersten Moment nicht
glauben, was er da sah. Ungläubig fuhr er sich mit der freien Hand über die
Augen und schaute dann wieder auf den Baum. Er sah immer noch das gleiche wie
vorhin. Vier Beine baumelten da herunter. Die wieder gehörten zu zwei Körpern,
die sich fein säuberlich aufgeknüpft einen Ast teilten. Gesichter konnte er
aber keine erkennen, weil die von irgendwas verdeckt wurden. Dass von den
beiden keiner der Pfaffi sein konnte, registrierte der Strobel sofort.
Schließlich wäre der Bursche in seiner grauen Uniform leicht zu erkennen
gewesen. Obwohl er jetzt eigentlich hätte erleichtert sein müssen, fiel die
Anspannung nicht von ihm ab, weil er sich an die Gestalt auf der Rückbank des
Wagens erinnerte. Da war er sich jetzt nämlich ganz sicher, dass es sich bei
dieser Person um den Pfaffi handelte. Bei dem Gedanken, dass der Bursche
möglicherweise auch tot war, gefror ihm das Blut in den Adern. Langsam beugte
er sich durch die geöffnete Tür ins Fahrzeuginnere, um nachzuschauen. Und
wirklich, die leblose Gestalt hatte eine dunkelgraue Uniform an. Aber auch bei
ihr konnte er kein Gesicht sehen, weil ihr jemand einen Sack über dem Kopf
gestülpt hatte. Eine

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