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Saukalt

Saukalt

Titel: Saukalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oskar Feifar
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hervorbrachte, musste er sich
erst einmal räuspern, einen Schluck Wasser trinken und seine Krawatte richten.
Nach diesen Vorbereitungen erzählte er der versammelten Runde alles, was er
bisher an Ermittlungsergebnissen vorweisen konnte. Bis hin zu dem möglichen
Zusammenhang der Geschehnisse in Albersdorf und in Tratschen mit der toten Frau
in Wolfsthal. Aber natürlich konnte auch der Strobel nicht sagen, wer die
beiden Männer ermordet hatte. Woher hätte er das auch wissen sollen. Du darfst
ja nicht vergessen, dass zu diesem Zeitpunkt niemand was von dem nächtlichen
Treiben einiger Ortsbewohner geahnt hatte. So gesehen gab es mehrere
Möglichkeiten. Aber im Grunde gingen alle davon aus, dass es wahrscheinlich
eine interne Abrechnung in der Schutztruppe vom Morak, und der Pavel einer der
Mörder war. Deshalb erwähnte er natürlich auch, dass nach Pavel Leszinsky
bereits intensiv gefahndet wurde. Er musste allerdings auch eingestehen, dass
die Chancen, ihn zu erwischen, sehr gering waren. Weil laut Zollwache war er
unmittelbar nach der Auslösung des Feueralarms über Kleinhaugsdorf aus
Österreich ausgereist. Das konnten die Zöllner deshalb so genau sagen, weil an
diesem Nachmittag nur drei Autos über die Grenze fuhren. Jetzt wunderst du dich
vielleicht, warum der Strobel immer von der Zollwache redete? Dazu musst du
wissen, dass die Grenzüberwachung damals noch in den Händen der Zollwache lag.
Sowohl der Personen als auch des Warenverkehrs. Erst viel später, nämlich Mitte
der 90er Jahre übernahm die Gendarmerie die Grenzkontrolle im Personenverkehr.
Und da zuerst auch nur bei der Einreise nach Österreich. Aber wie dem auch sei.
Während der Strobel redete, schaute er immer wieder den Major an und stellte
fest, dass dessen Gesicht von Minute zu Minute länger wurde. Ein glücklicher
Mensch hätte wahrlich anders ausgeschaut. Dem Mann wurde scheinbar jetzt erst
richtig klar, in was er sich da eingemischt hatte. Ich glaube auch, dass er
Angst hatte, der Strobel könnte die Gelegenheit nützen, um ihm eins
auszuwischen. Dafür hätte er ja nur erzählen brauchen, dass der Major versucht
hatte ihn daran zu hindern, weitere Ermittlungen gegen den ›Hexenwinkel‹ zu
führen. Ich meine, der Bezirkskommandant konnte freilich nicht wissen, dass der
Strobel keine Sekunde daran dachte, sich auf diese Weise zu revanchieren. Aber
nicht etwa, um sich anzubiedern, sondern erstens, weil diese Weisung seines
Vorgesetzten letzten Endes sowieso keinen Einfluss auf die Ereignisse hatte.
Und zweitens, weil er überhaupt keine Veranlassung sah, den Mann bloßzustellen,
bevor er die Motive für sein Handeln kannte. Soll heißen, der Strobel wollte
unbedingt noch mit ihm darüber reden. Vor dieser Unterhaltung machte es für ihn
keinen Sinn, in der Öffentlichkeit etwas zu dem Thema sagen. Immerhin war es ja
möglich, dass es für das Verhalten seines Chefs eine ganz harmlose Erklärung
gab. Wie dem auch sei. Am Ende seines Vortrages wollte der Strobel vom
Travnicek wissen, ob der was dagegen hatte, wenn er mit der Frau im Pfarrhaus
redete, sobald sie ansprechbar war. Der Mordermittler hatte dagegen nichts
einzuwenden. Er meinte sogar, dass es ihm ganz recht wäre, wenn der Strobel das
erledigen könnte. Aber nicht nur das. Er bot dem Strobel auch an, das erste
Verhör mit der Wenger Traude zu führen. Er begründete das damit, dass der
Strobel die Leute im Ort viel besser kannte als er und seine Männer, und die
Traude wahrscheinlich lieber mit jemandem reden würde, der ihr bekannt war.
Nach außen hin tat der Strobel so, als würde er sich ein bisschen zieren. Aber
innerlich war er mit dieser Entwicklung sehr zufrieden. Er hatte den Akt zwar
an die Mordgruppe übergeben, aber egal war es ihm deswegen noch lange nicht,
dass da jemand die Frechheit besessen hatte, in seinem Rayon und direkt vor
seiner Nase ein Puff aufzumachen. Im Gegenteil! Seine gekränkte Gendarmenseele
schrie förmlich nach Vergeltung. Von daher war ihm natürlich nichts lieber, als
an der Aufklärung des Falles weiterarbeiten zu können. Der Travnicek wiederum
war schon lange genug im Geschäft um das genau zu wissen. Außerdem blieb seinen
Leuten damit auch Arbeit erspart. Davon hatten sie auch so, weiß Gott, genug.
Ergo eine Lösung zum beiderseitigen Nutzen. Der Kollege von der Spurensicherung
konnte ebenfalls nicht allzu viel sagen. Nur, dass auf dem Dienstauto keine
fremden Fingerabdrücke zu finden waren. Im Wald hatten seine Leute zwar ein
paar

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