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Saukalt

Saukalt

Titel: Saukalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oskar Feifar
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anderes im Sinn hatte.
Nämlich sich dem Strobel zu erklären. Aber nicht, dass du jetzt glaubst, der
Mann hätte in seinem schlechten Gewissen gebadet und irgendwelche Ausreden für
sein Verhalten gesucht, von dem er selber wusste, dass es falsch gewesen war.
Absolut nicht. Ohne lange Vorreden und ohne den Versuch etwas zu beschönigen
oder sich gar herauszureden erzählte er dem Strobel, wieso er ihn
zurückgepfiffen hatte. Und stell dir vor, der Mann sagte, dass er, obwohl seit
gut 15 Jahren verheiratet und Vater von drei Kindern, seit fast zwei Jahren
regelmäßig ins Bordell ging, weil sich in Punkto Sex zuhause nicht mehr so viel
tat, wie er es sich gewünscht hätte. Weil er natürlich unerkannt bleiben
wollte, fuhr er nach Wien, um in der Anonymität der Großstadt seinen Lastern zu
frönen. Immer das gleiche Bordell und immer das gleiche Mädchen. Eines schönen
Tages passierte ihm ein Malheur. Er ließ nämlich seine Geldbörse liegen. Das
wäre an und für sich nicht so tragisch gewesen, weil er seinen Dienstausweis
bei diesen Fahrten immer daheim ließ und nach dem Vergnügen sowieso nicht mehr
viel Geld drinnen war. Doch bei aller Vorsicht war dem Offizier ein Fehler
unterlaufen. Er hatte wirklich und wahrhaftig eine seiner Visitenkarten in der
Geldbörse vergessen. Und auf dem Ding stand alles drauf. Name, Dienstrang,
Dienststelle und Telefonnummer. Den Rest kannst du dir wahrscheinlich schon
denken. Aber ich erzähl’s dir trotzdem. Am Tag nach der unerfreulichen
Begegnung zwischen dem Strobel und dem Pavel im ›Hexenwinkel‹ hatte beim Herrn
Major das Telefon geläutet. Eine männliche Stimme sprach ihn auf seine
Bordellbesuche an und fragte, ob seine Frau darüber Bescheid wüsste. Außerdem
behauptete der Mann, dass es Fotografien vom Major und seiner Gespielin gebe
und er stellte die Frage, was wohl aus der schönen Karriere vom Herrn Major
werden würde, wenn bekannt würde, dass er ein Puffgeher war. Das setzte dem
Major ganz schön zu, und er ahnte natürlich gleich, worauf dieses Gespräch
hinauslaufen würde. Also fragte er, was der Mann von ihm wollte. Und der wollte
schlicht und ergreifend, dass der Major den Strobel in Zukunft daran hinderte,
im ›Hexenwinkel‹ herumzuschnüffeln. Da ihm vollkommen klar war, dass es mehr
als problematisch werden würde, dem Strobel das plausibel zu erklären,
probierte er es eben gleich mit Autorität und erteilte diese sinnlose Weisung.
Das war’s dann auch schon mit der Geschichte. Nach einem Moment des Schweigens
meinte der Bezirkskommandant, dass der Strobel jetzt machen solle, was er für
richtig hielt und wollte gehen. Der Postenkommandant stand da und wusste nicht,
was er jetzt tun oder sagen sollte. Also meinte er nur, dass er sich das
überlegen müsste. Kaum hatte er das gesagt, war der Major auch schon weg. Damit
ich später nicht noch einmal mit diesem Teil der Geschichte anfangen muss,
erzähle ich dir gleich, zu welchem Entschluss der Strobel letztendlich kam. Er
beschloss schlicht und ergreifend, gar nichts zu tun. Weil wie schon gesagt,
hatte die Sache nichts am Verlauf der Geschichte geändert. Außerdem bewunderte
der Strobel schon sehr, dass sein Chef den Mut gehabt hatte, ihm so
ungeschminkt zu erzählen, was passiert war, ohne auch nur den Versuch einer
Anbiederung zu machen. Er hatte auch in dieser Situation kein Hehl daraus
gemacht, dass sie keine Freunde werden würden. Ein Verhalten, das dem Strobel
zeigte, dass sein Vorgesetzter trotz allem ein ziemlich gerader Michel war. Ihn
jetzt zu kompromittieren und damit möglicherweise sein Leben zu zerstören,
lehnte der Strobel deshalb ab. Was sollte das für einen Sinn haben. Natürlich
wäre er den Major dann losgeworden. Aber was wäre danach gewesen? Weil wie das
alte Sprichwort schon sagt, kommt meistens nichts Besseres nach. Falls diese
unglückselige Geschichte doch noch ans Tageslicht kommen sollte, dann sicher
nicht durch ihn. Ich glaube, es erübrigt sich zu erwähnen, dass sich der Major
dafür nie bedankte. Aber das hatte sich der Postenkommandant auch gar nicht
erwartet. Ganz im Gegenteil. Der Strobel hätte das gar nicht gewollt. Weil in
ihrer ausgeprägten Männerfeindschaft war, laut Ansicht vom Strobel, für Danksagungen
jeglicher Art einfach kein Platz. Der einzig positive Aspekt an der Sache war,
dass sie sich danach mehr respektierten. Freundlicher miteinander umgegangen
sind sie deshalb aber nicht. Ich glaube fast, die beiden Männer hätten etwas
vermisst in

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