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Saukalt

Saukalt

Titel: Saukalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oskar Feifar
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ihrem Leben, wenn sie nicht ständig versucht hätten, sich das Leben
ein bisschen schwerer zu machen. Aber jetzt weiter im Text. Schließlich sollte
ich bald zu einem Ende kommen, und der Strobel musste noch einige Puzzleteile
zusammenfügen, bis er ungefähr wusste, was wirklich passiert war.

24
     
    Die Pressekonferenz lief, wie
so vieles im Leben, nicht ganz so, wie sich die Beteiligten das vorgestellt
hatten. Weil genau wie beim letzten Mal ignorierten die Reporter den Major
Schuch weitgehend und redeten lieber mit dem Travnicek und dem Strobel. Und
weil der Travnicek auch keine wirkliche Lust hatte, mit den Journalisten zu
reden, verwies er bei den meisten Fragen auf den Postenkommandanten, der den
Presseleuten vom Sommer her noch in Erinnerung war. Na ja, was soll ich dir
sagen? Wieder kam es so, dass der Strobel öfter in den Zeitungen zitiert und im
Fernsehen gezeigt wurde als der Major. Aber du kannst mir ruhig glauben, wenn
ich dir sage, dass das nicht seine Schuld war. Wie auch immer. Jedenfalls
hielten sich alle Beteiligten so weit wie möglich mit irgendwelchen
Behauptungen zurück und sagten wirklich nur das, was sie auch tatsächlich
wussten. Bekanntlich ist nichts peinlicher, als irgendwann vor der Presse
eingestehen zu müssen, dass man ihnen einen Blödsinn erzählt hat. Und weil es
nicht viel zu sagen gab, war der Spuk auch schnell vorbei. Der Travnicek und
der Major fuhren unmittelbar danach ab, und der Strobel hatte endlich
Gelegenheit zu duschen und sich ein bisschen auszuruhen. Den Berti hatte er
nämlich schon in der Früh nach Hause geschickt. Jetzt kam er zur Ablöse, und
der Strobel gestand sich eine Pause zu. Drei Stunden Schlaf waren ihm vergönnt,
bevor ihn das Telefon weckte. Fluchend nahm er den Hörer ab und fragte ziemlich
unfreundlich, wer dran war. Der Pfarrer Römer war es, der den völlig
übermüdeten Strobel um seinen wohlverdienten Schlaf brachte. Zu seinem Glück
hatte er allerdings eine gute Nachricht für seinen Freund. Nämlich, dass die
Frau aufgewacht und ansprechbar war. Als er das hörte, kehrten seine
Lebensgeister blitzartig zurück. Während er seine Beine aus dem Bett schwang,
bat er den Pfarrer, einen starken Kaffee zu kochen, und kündigte an, in einer
halben Stunde im Pfarrhaus zu sein. So schnell, wie der Strobel dann geduscht
und angezogen war, schaffte er das sonst nie. Das lag daran, dass er jetzt sehr
aufgeregt war. Er war eben davon überzeugt, von der Frau viel Neues zu
erfahren, das ihm weiterhelfen würde. Der Römer empfing ihn ziemlich aufgeregt
und redete drauflos wie ein Maschinengewehr. Dass die Frau endlich aufgewacht
sei und aus Polen stamme. Er selber spreche zwar kein Polnisch, aber dafür
fließend Russisch und könne sich deshalb mit ihr unterhalten und für den
Strobel dolmetschen. Dass der Kaffee bereits fertig sei und mitsamt einer Jause
in der Küche auf den Strobel warte. Das alles sprudelte so schnell aus dem
Gottesmann heraus, dass der Strobel Probleme hatte, alles zu verstehen. Und
bevor der Römer noch mehr in seinen Redeschwall verfallen konnte, unterbrach
ihn der Gendarm mit der Frage, warum er Russisch konnte. Das war eine gute
Strategie, weil sich der Römer dadurch ein bisschen beruhigte. Er erzählte,
dass er die Sprache während seines Studiums aus sentimentalen Gründen erlernt
hatte, weil seine Urgroßmutter Russin gewesen war. Ein Detail aus der
Familiengeschichte seines Freundes, das dem Strobel neu war. Das wusste
offenbar auch der Römer und fing an, über den Stammbaum seiner Familie zu
reden. Und obwohl das den Strobel überhaupt nicht interessierte, tat er so, als
höre er aufmerksam zu, weil er sich dadurch in Ruhe der Jause widmen konnte. Da
er noch nichts gegessen hatte, knurrte sein Magen nämlich wie verrückt und ihm
war schlecht. Nach der Mahlzeit stand er auf und marschierte, ohne weiter auf
den immer noch vor sich hin schnatternden Römer zu achten, in Richtung
Gästezimmer. Hochwürden verstummte schlagartig und legte seinen Stammbaum
vorerst ad acta. Noch vor der Zimmertür holte er den Ordnungshüter ein und
erinnerte ihn daran, dass er ihn als Dolmetscher brauchen würde. Grinsend
klopfte der Strobel an die Tür und trat gespannt wie ein Flitzebogen ein. Im
ersten Moment erschrak die Frau offensichtlich. Erst als sie den Römer sah, der
hinter dem Strobel ins Zimmer kam, entspannte sie sich wieder ein wenig.
Wirklich gesund sah sie immer noch nicht aus. Aber im Vergleich zu dem Tag, an
dem der Pfarrer

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