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Saukalt

Saukalt

Titel: Saukalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oskar Feifar
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Fußspuren finden können, aber ansonsten war die Spurenlage auch dort nicht
berauschend. Was den ›Hexenwinkel‹ betraf, mussten er und seine Männer warten,
bis auch die letzten Glutnester erloschen waren, weil es sonst zu gefährlich
gewesen wäre, den Brandort zu betreten. Aber viel, so sagte er, sei auch dort
an brauchbaren Spuren nicht zu erwarten. Damit war, was die laufenden
Ermittlungen anging, alles gesagt, und die Aufmerksamkeit der Anwesenden
richtete sich deshalb auf die beiden Staatspolizisten. Ich meine, natürlich war
allen klar, dass die Herren gekommen waren, weil es sich bei den Mordopfern um
Diplomaten handelte. Trotzdem waren sie gespannt darauf, was die Anzugträger
zur Klärung der Ereignisse beitragen würden. Und siehst du, da zeigte es sich
wieder einmal, dass du nur wichtig bist, wenn du dich wichtigmachst. Weil die
Herren von der Staatspolizei sagten genau gar nichts. Das heißt, ganz stimmt
das nicht. Sie äußerten sich dahingehend, dass sie die drei Herrschaften
kannten, und der polnische Konsul über die Geschehnisse nicht sonderlich
erfreut war. Die Frage, warum sie nicht schon viel früher verständigt worden
waren, obwohl bekannt war, dass es sich bei den Verdächtigen um Angehörige der
polnischen Botschaft handelte, klang überaus vorwurfsvoll. Na, was glaubst du,
wie das die Anwesenden in Erstaunen versetzte. Da waren die zwei Herren
tatsächlich extra von Wien nach Tratschen gefahren, um nicht bei den
Ermittlungen zu helfen und dafür Vorwürfe zu verteilen. Ein starkes Stück war
das, wie dann auch der Major Schuch feststellte, der sich völlig überraschend
vor den Strobel stellte und dessen Entscheidungen verteidigte. Allerdings war auch
das nicht als Geste der Versöhnung zu sehen. Überhaupt nicht. Vielmehr ging es
dem Bezirkskommandanten darum, nicht zugeben zu müssen, dass nicht nur der
Strobel, sondern auch er selbst überhaupt nicht daran gedacht hatte, die
Staatspolizei zu verständigen. Das war schlicht und ergreifend vergessen
worden. Zumindest was den Offizier betraf. Der Strobel hatte bis zu diesem
Moment nämlich gar nicht gewusst, dass er das hätte tun müssen. Und weil sich
Arroganz wirklich gut eignet, um Fehler zu kaschieren, beendete der Major das
Gespräch mit den Anzugträgern auch so. Er bedankte sich ganz freundlich für den
überaus wertvollen Beitrag, den die Staatspolizei soeben zu den laufenden
Ermittlungen geleistet hatte, und meinte, sie sollten doch bitte ihren Vorgesetzten
ganz lieb von ihm grüßen. Zuckersüß flossen dem Major diese Worte über die
Lippen. Sein Schlusssatz war dann allerdings nicht mehr so süß. Er verschärfte
seinen Tonfall deutlich und legte den Herren nahe, den Raum zu verlassen, da es
bei Gesprächen dieser Art schade um die Zeit sei. Nichts, so betonte der Major,
wisse man auch ohne die Staatspolizei. Bis auf die beiden Krawattenträger,
denen man deutlich ansehen konnte, dass sie sich vor den Kopf gestoßen fühlten,
fanden alle witzig, was ihr Vorgesetzter sagte. Kaum waren die beiden Reserve
James Bonds draußen, erklärte der Major die Besprechung für beendet und
bedankte sich abermals bei den Anwesenden für ihre gute Arbeit. Danach schickte
er sie frühstücken. Allerdings nicht ohne sie an die bevorstehende
Pressekonferenz zu erinnern. Das Wort Frühstück hörte der Strobel gerne. Nach
der durchwachten Nacht war er hungrig wie ein Bär. Gerade wollte er seinen
Kollegen vorschlagen, das Frühstück gemeinsam beim Wenger einzunehmen, als ihm
der Major einen Strich durch die Rechnung, oder besser gesagt durch die
Würsteln, machte. Von hinten trat er an den Strobel heran, legte ihm die Hand
auf die Schulter und meinte, dass er noch dableiben sollte. Hunger hin,
Würsteln her. Dem Postenkommandanten blieb nichts andere übrig, als sich diesem
Wunsch zu beugen. Aber wenigstens, so dachte er, konnte er jetzt klären, was
geklärt werden musste. Mit gemischten Gefühlen sah der Strobel zu, wie alle
anderen die Dienststelle verließen. Zwar hatte er selbst ja auch unbedingt mit
seinem Chef reden wollen, aber mit jeder Sekunde, die verging, wurde er immer
unsicherer, ob er hören wollte, was der Major zu sagen hatte. Immerhin stand
die Option, Postenkommandant in Hinterpfuiteufel zu werden, auch noch im Raum,
und der Strobel war geneigt zu glauben, dass es jetzt so weit war mit seiner
Strafversetzung. Die lange Geschichte kurz erzählt ist, dass es nichts wurde
mit Hinterpfuiteufel, sondern der Major etwas ganz

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