Saupech (German Edition)
gefressen. Immerhin hatte er das Brotkörberl und die Kaffeetasse übrig gelassen. Nun, wenn das sein Selbstbewusstsein wenigstens wieder in die Nähe des Niveaus eines kleinen Säugers hob, war es die Investition wert.
»Also, was ist los, Lupo?«
»Ich soll den Bruder meiner Auftraggeberin suchen.«
»Das habe ich mitgekriegt. Was ist das Problem dabei?«
»Er ist in der Antarktis vermisst. Ich soll ihn suchen und habe keine Ahnung, wie und wo. Ich lass mich doch in der Schneewüste nicht von einem Eisbären fressen!«
»Junge, Junge, in welcher Baumschule haben denn Sie Ihre Ausbildung bekommen? Eisbären gibt es am Nordpol, aber nicht in der Antarktis.«
»Sicher?«
»Wenn nicht, können Sie mich ja hinterher wegen Falschaussage verklagen!«
»Hahaha. Aber was soll ich denn jetzt nur machen?«
»Aufhören zu flennen. Hirn einschalten. Delegieren.«
»Häh?«
»Also. Sie können dort gar nix ausrichten, denn Sie brauchen Minimum zwei Tage, bis Sie überhaupt in der Gegend sein könnten. Was macht man in so einem Fall? Man sucht sich einen Partner vor Ort. Wo findet man den? Im Internet. Außer man kennt wen. Kennen Sie jemanden in Chile? In Argentinien, auf den Shetlands?«
Lupo schüttelte wie betäubt den Kopf. Dorli scheuchte ihn aus der Küche in ihr Arbeitszimmer, zum Computer.
»Dann heißt es jetzt suchen. Detektive in diesen Ländern. Agenturen, bevorzugt mit Spezialausrüstung oder Hundeschlittenführer. Aber vorher rufen Sie diese Agnes Schneider nochmals an und fragen sie, ob der Bruder nicht ohnehin schon aufgetaucht ist.«
Lupo sah sie an wie das siebte Weltwunder.
»Herrgott, haben Sie eine Energie! Und was für Ideen!«
»Die Lobeshymnen können Sie sich für später aufheben. Der Bursche, der da in der Antarktis vielleicht in einem Schneeloch hockt, friert sich sicher schon den Arsch ab. Also Tempo, Tempo!«
Unter Dorlis Anleitung und mit Hilfe ihrer verbalen Tritte in den Hintern fragte sich Lupo in der nächsten Stunde zu einem anerkannten und erfolgreichen Suchteam aus dieser Gegend vor, Sorgen Enterprises.
Lupo sprach mit dem Chef, Jorge Banderas, über Skype.
»Im Moment können wir nichts tun. Wir können nicht fliegen. Es ist zu kalt und zu stürmisch. Aber in den nächsten Stunden sollte der Wind nachlassen und das Wetter besser werden. Dann bringen wir einen Trupp zur Neumayer und schicken ein bestens ausgerüstetes Team los. Die haben Wärmebildkameras, Bewegungsscanner und was der Stand der Technik hergibt. Wenn irgendwas Lebendiges in der Gegend sein sollte, kriegen sie es auf ihr Radar. Allerdings sollten Sie sich darüber im Klaren sein, dass die Chancen äußerst gering sind, dass der Mann den Sturm im Freien überlebt haben könnte.«
»Tun Sie Ihr Bestes. Und ich werde mich darum kümmern, dass Sie einen angemessenen Vorschuss überwiesen bekommen.«
»Danke.« Banderas’ Gesicht verschwand vom Monitor.
»Na schön, Sie Held.« Dorli fuhr den PC herunter. »Sie haben alles Menschenmögliche getan. Jetzt rufen Sie Agnes Schneider an und bringen ihr die frohe Kunde. Und dann heißt es warten. Und weil ich heute meinen großzügigen Tag hab, lade ich Sie auf ein Mittagessen ein.«
»Nein, kommt gar nicht in Frage! Ich lade Sie ein. Das ist doch das Mindeste, was ich tun kann. Ohne Sie würde ich wie ein Häuferl Elend zu Hause herumsitzen und hätte keine Ahnung, wie ich aus der Nummer rauskomm. Aber verraten Sie mir eines, wieso kennen Sie sich mit Computer und Internet so gut aus?«
Dorli grinste. »Jeder hat so seine Geheimnisse.«
Wobei ihr diesbezügliches daher rührte, dass sie nicht auf die Kenntnisse ihres unzuverlässigen Bruders angewiesen sein wollte, der immer dann partout keine Zeit hatte, wenn sie etwas dringend erledigen musste und der Computer streikte. Zudem war sie in technischen Dingen nicht ungeschickt. Immerhin behob sie kleinere Störungen an Motorrad und Auto auch selbst. Daher hatte sie ein paar Kurse absolviert, immer gut aufgepasst, wenn Georg bei ihr etwas reparierte oder installierte, und den Rest auf dem steinigen Weg von Versuch und Irrtum erlernt. Mühsam, aber effektiv. Wodurch sie sich auch die mitleidig vorgebrachte Besserwisserei Georgs ersparte. Denn wenn er mit einer affenartigen Geschwindigkeit auf ihrem Computer wild herumgehackt hatte, ohne ihr eine Chance zu geben, seine Aktionen nachzuvollziehen, hatte er sie spüren lassen, was sie für ein armes, dummes Hascherl war. Aufgeschmissen ohne Mann. Aber wenn sie alles
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