Saupech (German Edition)
die Augen aufschlug.
»Was is’n los?«, nuschelte er und versuchte sich aufzurichten.
»Du musst einen kapitalen Stern g’rissen haben, Bär. Dein Moped liegt mitten auf der Straße. Wenn’s dir so halbwegs geht, sollt ich die Maschine wegschieben, bevor sie dir einer schrottet.«
Bär, der aus Berndorf stammte, eigentlich Thaddäus hieß, als Kind Teddy gerufen wurde und sich als Erwachsener mit einer Größe von knapp unter zwei Metern und der Statur eines Großraumcontainers nicht mehr so rufen lassen wollte, rappelte sich mühsam in Sitzposition.
»Du kannst doch nicht …«
Doch Dorli hatte sein schweres Motorrad schon auf die Räder gewuchtet und zur Seite geschoben. Sie hatte mit ihrem eigenen Bike wochenlang geübt, bis sie die richtige Technik beherrschte und ihre Kawa allein wieder aufstellen konnte. Denn was wäre, wenn sie in einer einsamen Gegend stürzte und niemand vorbeikam, der ihr helfen konnte? Keinen Moment zu früh erreichte sie den Randstreifen und stellte die Maschine auf den Seitenständer. Denn genau in dem Moment schoss ein Audi mit quietschenden Pneus um die Kurve und hätte bei seinem Powerslide Dorli fast von der Straße gefegt.
»Diese Oaschlöcher! Mi hat’s hing’haut, weil mi ana so deppert g’schnitten hat.«
Wenn er von Arschlöchern sprach, dann meinte Bär vermutlich die Autofahrer.
»Und du warst zu schnell, um auszuweichen, stimmt’s?«
Bär versuchte zu nicken, hörte ganz schnell damit auf und hielt sich den Kopf. »Wenn’st so drinliegst, in der Kurven, dann kannst nimmer … Aua, mei Kopf.«
»Mir brauchst das nicht zu erklären, ich weiß, dass man dann in der Schräglage von der Linie nimmer wegkommt. Ich fahr gelegentlich auch ein bisserl mehr als erlaubt.« Dorli grinste ihn an. »Aber zum Glück ist ja nicht wirklich viel passiert.«
»Dorli, du hast bei mir was gut!«, grummelte Bär. »Wie schaut denn die Reiben aus? Werd i noch fahren können?«
»Glaub schon. Ist ein bissel abg’schunden auf der Seite, der Blinker ist weg. Aber sonst sieht’s ganz gut aus. Wie geht’s denn dir? Soll ich dich heimbringen und du holst die Maschin später?«
Bär taumelte auf die Beine. »Herr im Himmel, hab i einen Brummschädel.«
»Hast dir vielleicht eine Gehirnerschütterung zuzogen. Bist auf den Didi g’fallen?«
»Keinen Tau. Is alles so schnell gegangen. Eben war i no im Sattel, gleich drauf lieg i am Boden und du fragst mi, was los ist.«
»Na dann schwing deinen Hintern auf meinen Sozius. Mit Brummschädel solltest eher nicht selber fahren. Ich bring dich heim.«
Als Dorli Bär vor dem schmalbrüstigen alten Häuschen in der ehemaligen Arbeitersiedlung des alten Krupp in Berndorf absetzte, bedankte Bär sich überschwänglich.
»Geh hör doch auf, Bär, das ist ja peinlich! Ist doch klar, dass wir Biker zusammenhalten.«
Bär tätschelte ihren Arm. »Du bist schon richtig, Mädel.«
Dorli grinste. »Du musst wirklich auf den Kopf gefallen sein. Seit wann machst du Komplimente?«
Bär lachte verlegen. Im Umgang mit Frauen war er ziemlich gehemmt. Das war Dorli schon früher aufgefallen.
»Aber eins würd ich gern wissen. Wie viel wiegst du eigentlich, Bär?«
»Kann ich dir net sagen. Die alte Waag ist hin, und des blöde neumodische Klump zeigt ja nur bis hundertdreißig Kilo an.«
Dorli grinste in sich hinein. Dabei war Bär von der ganzen Clique der Devils sicher einer der kleineren Kerle. Besser, die gewichtige Bande zu seinen Freunden zu zählen, als zu ihren Feinden zu gehören.
29
Als Dorli später Lupo anrief, um mit ihm über ihre Überlegungen bezüglich Leni Dürauer zu sprechen, erlebte sie eine Überraschung.
»Zu dem Schluss bin ich auch schon gekommen und hab mich daher ein bisserl umgehört. Die Namen der Passagiere wollte das Busunternehmen zwar nicht rausrücken, aber ich hab mir den Reisebegleiter zur Brust genommen. Und mit ein bisserl Nachdruck, ein paar Drinks und leisen Drohungen war er sehr hilfsbereit und hat mir einige Namen genannt.«
Lupo und Eigeninitiative! Wie passte denn das zusammen? So wie Bär und Komplimente. Eigenartiger Tag heute!
»Und, ist was dabei rausgekommen?«
»Wie man’s nimmt. Wann und wie das mit der Frau Dürauer passiert ist, hat keiner mitgekriegt. Es dürfte niemand in unmittelbarer Nähe gewesen sein. Die anderen waren alle irgendwo auf dem Pecherlehrpfad unterwegs, vermutlich schon wesentlich weiter als die Frau Dürauer. Aber mehrere Leute haben ein Auto in der Nähe im Wald
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