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Saure Milch (German Edition)

Saure Milch (German Edition)

Titel: Saure Milch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Mehler
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Stecken als Al Capone«, sagte Meiser.
Die anderen lachten. Meiser fühlte sich geschmeichelt und legte nach: »Drogen,
Waffen, Mädchenhandel, Autoschiebereien … in jedem kriminellen Sumpf hat
der Zacher seine Finger drin. Was glaubt ihr denn, warum er diese Nutte aus
Prag geheiratet hat? Das hat ihm Kontakte bis nach Wladiwostok eingebracht.
Russenmafia!«
    Fanni wurde übel. Aber sie wollte nicht kneifen. Meiser war jetzt
voll in Fahrt, sie musste einfach zuhören.
    »Die russischen Gangster haben den Zacher Frieder bestimmt mit
Handkuss aufgenommen. Er hatte ja eine imponierende Eintrittskarte
vorzuweisen – Mord!«
    An Meisers Tisch erhob sich erregtes Gemurmel. Er lachte abfällig
und verschaffte sich damit wieder die volle Aufmerksamkeit.
    »Wer hat denn damals die Anna Boschke auf dem Heimweg vom
›Gänseblümchen‹ erschlagen? Der erbärmliche Wicht aus der Glasbläserei? Der
kannte sie doch gar nicht! Der Zacher Frieder war’s, kein anderer. Er war
schließlich Annas Zuhälter, und weil sie nicht mehr spuren wollte, hat er
kurzen Prozess mit ihr gemacht.«
    Fanni vernahm Widerspruch: »Das Mädchen ist keine Hure
gewesen.« – »Die Kleine war flatterhaft, aber sie hat nicht für
Geld …« – »Der DNS -Test hat eindeutig bewiesen …«
    » DNS -Quatsch!«, brüllte Meiser. Es wurde
still. »Darauf falle ich nicht herein, ich nicht!«
    Er muss schon gehörig einen in der Krone haben, schoss es Fanni
durch den Kopf.
    Meiser fuhr fort: »Jeder weiß doch, wie es zugeht in den Labors. Da
werden die Proben nach dem Lotterieverfahren beschriftet. In den Reagenzgläsern
tummeln sich Bakterien vom Vorjahr. Jeder Wetterbericht ist zuverlässiger als
ein Laborergebnis.«
    Besoffener Schwafler, dachte Fanni und fühlte sich ein bisschen
erleichtert, hast noch nie in deinem Leben ein Labor betreten. Kannst bloß
alles und jeden verunglimpfen, schlechtmachen, mit Dreck bewerfen.
    Sie beschloss, Meiser kein einziges Wort zu glauben.
    Am besten gar nicht mehr hinhören, sagte sie sich, stellte die
benutzten Teller in eine Plastikwanne und machte sich damit auf den Weg zu
ihrem Haus. Lieber wollte sie die Spülmaschine bestücken, als sich von Meiser
Flöhe in die Ohren setzen lassen. Sie konnte allerdings nicht verhindern, dass
noch ein weiterer Satz in ihr Gehör drang:
    »Und wenn sie nicht schlampen, die Damen und Herrn Biologen, dann
lassen sie sich schmieren und liefern Ergebnisse auf Bestellung.«
    Fanni beschleunigte ihre Schritte und entschied, nicht mehr zu den
Tischen zurückzukehren. Sollte Meiser diffamieren, wen er wollte, Fanni würde
es nicht hören.
    Meiser fantasiert, überlegte sie, während sie die Spülmaschine
füllte, aber was ist Frieder Zacher in Wahrheit für ein Mensch – und wo
ist Leni?
    Sie fand auch jetzt keine Antwort darauf.
    »Und was ist mit Sprudel?«, fragte die rastlose Stimme in ihrem
Kopf. »Mit Sprudel und dieser lächerlichen Mördersuche?«
    »Montag früh«, versprach Fanni, »rufe ich im Kommissariat an und
sage das Treffen ab.« Dann ging sie zu Bett und schlief sofort ein.

5.
    Ich kann nicht einfach anrufen, sagte sich Fanni am
Montagmorgen. Was, wenn Meisers Polizistenfreund mitbekommt, dass ich Sprudel
zu sprechen verlangt habe? Er erzählt es postwendend Meiser, und der tratscht
es weiter, zuallererst an Hans. Und überhaupt, argumentierte Fanni, wollte ich
ja Sprudel nach Frieder Zacher fragen. Sprudel ist der Einzige, der mir
verbürgte Informationen über Thomas’ Vater liefern kann.
    Nach dem Bettenmachen ertappte sie sich dabei, wie sie vor dem
Kleiderschrank stand und darüber nachdachte, was sie zu dem Treffen mit Sprudel
anziehen sollte.
    Gegen zehn klingelte das Telefon. Leni rief an. Sie erzählte gut
gelaunt von Spaziergängen an der Rheinpromenade und von Reibekuchen mit zwei
Gläsern Kölsch zum Mittagessen.
    »Und du warst mit Thomas da?«, fragte Fanni.
    »Hab ich dir doch gesagt. Und heute in aller Früh ist er nach
Straubing gedüst. Um acht hat sein Unterricht angefangen. Ich geh erst um elf
ins Labor.«
    Fanni zögerte eine Sekunde, dann platzte sie heraus: »Seid ihr mit
diesem Sportwagen unterwegs gewesen?«
    Leni lachte lauthals. »Der Jaguar? Du magst ihn nicht, Mama,
stimmt’s? Aber du musst dir keine Sorgen machen, der Jaguar läuft ganz gemächlich.«
    Sie kicherte vor sich hin, und dann erkundigte sie sich nach »den
Fortschritten im Kampf gegen Justizirrtümer«.
    »Damit ist Schluss«, sagte Fanni. »Das ist nicht mein Bier,

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