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Saure Milch (German Edition)

Saure Milch (German Edition)

Titel: Saure Milch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Mehler
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Bene die Schreckschraube wieder los wird, umso besser.«
    »Hochkantig schmeiß ich die raus, mit dem Arsch voran über den
Misthaufen schmeiß ich die drüber!«, fuhr Klein aus seinem Kissen und war für
einen Moment ganz der Alte, bis ihm einfiel, dass er immer noch unter Verdacht
stand, Mirza erschlagen zu haben. »Aber den Scheißkerl müssen Sie finden, den
Mörder, schnell.«
    Sprudel versprach es ihm.
    »Abendessen«, klang es von der Tür her. »Ihr Besuch muss jetzt
gehen, Herr Klein. Sie essen zuerst Ihre Suppe – leer essen, den
Teller –, und dann nehmen Sie die Tabletten hier. Ich schaue in zehn
Minuten wieder nach. Bis dahin haben Sie das gefälligst erledigt.«
    Die Tür fiel ins Schloss.
    Klein griff nach dem Suppenlöffel, er sah fast ängstlich aus.
    »Die Krankenschwester muss eine Nichte von Frau Meiser sein«,
murmelte Fanni, als sie Klein zum Abschied winkte und sah, wie er eifrig seine
Suppe schlürfte.
    Gegen fünf Uhr fuhr Fanni nach Erlenweiler zurück. Sie bog
in ihre Zufahrt ein, stieg aus dem Wagen und öffnete die Garage. Vorsichtig
spähte sie hinein, ließ den Blick ängstlich da- und dorthin schweifen.
Plötzlich riss sie sich zusammen. Lass den Quatsch, Fanni Rot. Niemand will dir
ans Leder, kein Molotowcocktail, keine Tretmine. Sie drehte sich um und wollte
zurück zum Wagen gehen, da entdeckte sie Frau Meiser im Vorgarten gegenüber
herumfuhrwerken.
    Fanni fuhr das Auto in die Garage, und dann dümpelte sie noch ein
wenig draußen auf und ab, weil sie wissen wollte, was Frau Meiser am späten
Sonntagnachmittag in ihrem Vorgarten machte.
    Frau Meiser nahm die Blumenkästen von den Fensterbrettern!
    Ist Frost angesagt mitten im Sommer?, schoss es Fanni in den Kopf.
    Sie visierte scharf, erkannte, dass die Geranien bereits eingegangen
waren, und deshalb ging sie über die Straße.
    »Was um Himmels willen ist mit Ihren schönen Geranien passiert, Frau
Meiser?«
    Jeden Sommer rankten sich üppig blühende Geranien um Balkonbrüstung
und Fensterkreuze von Meisers Haus. Frau Meiser war selten ohne Gießkanne zu sehen.
Fannis Mann bewunderte täglich die Blumenpracht mit einem vorwurfsvollen
Seitenblick auf Fanni, die vor vielen Jahren schon erklärt hatte, sie werde
sich keinen einzigen Sommer mehr zum Sklaven wasser- und düngerheischender
Geranien machen.
    »Sie hat es absichtlich getan«, stöhnte Frau Meiser, während sie
einen Haufen Erde mit abgestorbenen Pflanzen darin aus einem der Pflanzkästen
in ihre Schubkarre kippte. »Bloß zwei Tage waren wir weg, in Krumau und am
Moldaustausee, und sie hat es fest versprochen, dass sie die Geranien für uns
gießt. Vertrocknen hat sie alles lassen, absichtlich vertrocknen, die Böckl,
absichtlich. Als wir zurückgekommen sind, habe ich gleich gemerkt, dass die
Erde viel zu trocken war, knochentrocken. Ich hab gewässert und gewässert. Aber
Tag für Tag haben die Blumen ihre Köpfe tiefer hängen lassen. Das müssen Sie
doch auch gesehen haben, Frau Rot.«
    Fanni schüttelte den Kopf. Solange Hans Rot sie nicht mit
vorwurfsvoller Stimme auf die Meiser’sche Geranienpracht hinwies, warf sie kaum
einen Blick darauf.
    Frau Meiser fuhr bereits fort. »So viel ich den Geranien auch
reingeschüttet habe in den letzten Wochen, das ganze gute Brunnenwasser, nichts
hat es mehr genützt, alles vertrocknet.«
    Fanni hörte nicht mehr hin. Hier lag also der Grund für das
Zerwürfnis mit Böckl. Aber waren die Geranien nicht eher ersoffen?
    »Sie müssen sich das ansehen, Frau Rot!« Fanni fühlte sich am Arm
gepackt. »Alle Geranien sind futsch, jede einzelne, fünfhundert Stück
vertrocknet.«
    Fanni folgte Frau Meiser ums Haus.
    Sie warf nur hin und wieder einen kurzen Blick auf die toten und
siechen Geranien an den Fenstern. Aufmerksam dagegen studierte sie das Muster
der Rundlinge an der Hausmauer entlang.
    Als Fanni gegen sechs über die Straße zurückging, war sie sich sicher:
Ihr fehlender Rundling, die vermutliche Tatwaffe, war nicht unter Meisers
Steinen eingereiht.
    Neben Fannis Fliederbusch, beim gemeinsamen Gartenzaun,
lehnte Frau Praml an einem der Stützpfosten und flüsterte Fanni zu: »Sie hat es
nicht mehr ausgehalten. Nicht einmal bis morgen wollte sie noch warten, heute
am Sonntag mussten sie noch weg, die verfaulten Stängel.«
    »Kaum zu glauben«, sagte Fanni, »wie grausig Geranien eingehen, wenn
sie zwei Tage mal nicht gegossen worden sind.«
    »Wieso gegossen«, sagte Frau Praml, »die Schwarzfäule haben sie,

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