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Saure Milch (German Edition)

Saure Milch (German Edition)

Titel: Saure Milch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Mehler
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Böckl verabschiedet, ohne ihm zu sagen, dass sie völlig seiner
Meinung war.
    »Praml«, machte Sprudel weiter, während Fanni die Szene am Friedhof
durch den Kopf ging, »hat ein obskures Interesse an Benes Maschinen
vorgeschoben, wenn er sich Mirzas Hintern ansehen wollte. Das denkt jedenfalls
seine Frau, und die müsste ihn doch eigentlich kennen. Und dann noch Meiser,
der Hilfsbereite, der überall seine Nase hineinsteckt, dubiose Geschichten
herumerzählt und zusieht, wie seine Frau säuft. Jeder von ihnen hat Dreck am
Stecken, jeder lügt und betrügt. Aber trotz all der Verlogenheit ringsum gibt
es keine einzige Spur, keinen Hinweis, kein Argument, nichts, was einen von
ihnen als Täter in Betracht kommen ließe.«
    Er seufzte. »Und damit wird die Sache nun doch am alten Klein hängen
bleiben. Denn der ist überführt – durch die Gerichtsmedizin und durch die
übereinstimmenden Aussagen seiner scheinheiligen Nachbarn.«
    Fanni starrte betrübt in ihren kalten Kaffeerest. Es war also alles
umsonst gewesen. Und das Versprechen, das sie beide Klein erst vorgestern
gegeben hatten, würden sie nicht halten können.
    »Wird Klein angeklagt?«, fragte Fanni leise.
    »Wenn wir keinen anderen Täter haben, sagt der Staatsanwalt, dann
muss er Klein anklagen. Sobald der Gutachter Kleins Prozessfähigkeit bestätigt,
läuft die Sache an.«
    »Das überlebt er nicht«, murmelte Fanni.
    Sprudel nickte.
    »Klein ist der Einzige, der nicht lügt und heuchelt«, sagte Fanni
nach einer Weile. »Er redet, wie es ihm kommt, er gibt sich kratzbürstig und
widerborstig, störrisch und dickschädlig, und das stempelt ihn zum Mörder.«
    Sie sah Sprudel traurig an und fügte müde hinzu: »So was nennt man
Recht und Gesetz.«
    Als Sprudel trübsinnig schwieg, sagte Fanni: »Weißt du, Sprudel, das
Dümmste an der ganzen Sache ist, dass das Hauptgewicht der Anklage auf dem
genetischen Fingerabdruck liegt. Da ist die Haut des Alten unter Mirzas
Fingernägeln und seine Spucke auf ihrer Bluse. Volltreffer! Das Bandenmuster
der DNS lügt nicht. Der genetische
Fingerabdruck überführt den Täter. Keiner fragt sich mehr, ob die DNS -Spuren des Alten nicht schon vor der Tat an Mirza
klebten.
    Was für ein Fortschritt! Man kann die DNS aus allerkleinsten Gewebeproben gewinnen. Man kann sie zerstückeln und
kopieren. Man kann sie als Muster anordnen und sichtbar machen, und mit all
dieser Technik kann man den Falschen als Täter überführen, weil man die DNS nicht auch noch fragen kann, wie und wann sie
dorthin gelangt ist, wo man sie fand.«
    Sprudels Handy klingelte.
    »Sieht so aus, als wäre die Tatwaffe gefunden«, sagte er nach dem
Telefongespräch, das keine Minute gedauert hatte.
    »Unter der Matratze vom alten Klein, nehme ich an«, kam es spitz von
Fanni.
    »Ich fahre ins Präsidium«, sagte Sprudel. Er legte den Arm um Fannis
Schulter, als sie aus der Tür traten.
    »Ruf mich an heute Abend«, schlug er vor, »wenn du gespannt darauf
bist, was ich erfahren habe.«
    »Wir könnten uns auch abends noch mal treffen, so für ein
Stündchen«, sagte Fanni. Ihr Mann würde ab acht Uhr Kegel schieben.
    Sie spazierten an der Donau entlang. Es war halb neun. Die
letzte Regenwolke hatte sich so gegen sechs verzogen.
    »Die Sache verhält sich so«, berichtete Sprudel, »Meiser hat im
Kommissariat einen runden Stein mit einem großen dunklen Fleck darauf
abgegeben. Er hat dazu ausgesagt, diesen Stein hätte er zwischen den
Rundlingen, die um Böckls Brunnen herum angeordnet sind, entdeckt, und er sei
ihm verdächtig vorgekommen.«
    Fanni machte den Mund auf, aber Sprudel wusste, was sie fragen
wollte, und redete weiter. »Böckl hat in einer kleinen Senke, die an der
unteren Grenze der beiden Grundstücke von Meiser und Böckl entlang verläuft,
vor Jahren einen Brunnen gegraben. Die Idee dafür hätte Böckl bei ihm geklaut,
meint Meiser, und sei ihm bei der Ausführung des Plans zuvorgekommen. Weil es
aber unsinnig schien, ein paar Meter weiter auf Meisers Grund noch einmal zu
graben, und weil Böckl laut Meiser zugab, dass die Sache mit dem Brunnen dessen
Einfall war, haben sie vereinbart, die Quelle gemeinsam zu nutzen. Seither
zapfen beide über selbst gebastelte Leitungen das Wasser aus dem Brunnen. Zwei
Schläuche sind an einem Rohr angeschlossen, das von der Wasserpumpe nach oben
führt, und ein Stückchen aus dem Brunnen ragt. Einer führt zu Böckls Haus, der
andere verläuft in Richtung Meiser. Beide liegen offen im Gras,

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