Sautanz (German Edition)
Fuhren eingetragen, die in der Zukunft liegen?«
»Genau!«
»Weißt, was wir jetzt machen?«
Dorli schüttelte den Kopf.
»Hast du einen Kopierer?«
»Ja, warum?«
»Dann kopieren wir das ganze Zeug und deponieren die Kopien irgendwo, wo sie niemand suchen wird. Vielleicht am Gemeindeamt?«
»Kommt nicht in Frage. Glaubst, i geh dort in mein Urlaub freiwillig hin?«
»Hast eine bessere Idee?«
»Ja. I steck’s in a Kuvert und geb’s dem Karl Kinaski vom Pecherhof. Der soll’s in seinen Safe einsperren.«
»Super, Dorli. Dort wird sicher keiner suchen.«
»Und die Originale?«
»Die schick ich anonym an die Zollbehörde.«
»Mein Gott, da wär i gern Mauserl bei der Transalpin, wenn die dem Ungustel Biermann die Unterlagen vor die Nasen knallen.«
»Oder den nächsten Schmuggellaster an der Grenze aus dem Verkehr ziehen. Der soignierte Herr Langbauer wird sich auch warm anziehen müssen.«
Lupo reichte Dorli den ganzen Pack Unterlagen. Sie schaltete ihren Drucker ein, der auch kopieren und einscannen konnte. Dann zupfte sie drei große gelbe Kuverts aus dem Schreibtisch. Eines reichte sie Lupo, in die beiden anderen stopfte sie die Kopien und klebte die Umschläge zu.
»Für wen ist denn die andere Kopie?«, fragte Lupo.
»Die geb ich Oberleutnant Leo Bergler vom LKA Sankt Pölten. Sicherheitshalber. Wer weiß, ob nicht ein paar vom Zoll bei der Transalpin mitschneiden und daher das Zeug einfach schubladisieren .«
»Auf die Idee wär ich jetzt nicht kommen!«
»Na ja, ich bin vielleicht sehr misstrauisch. Aber aus langjähriger Erfahrung in der Lokalpolitik weiß ich, dass fast überall geschoben, geschmiert und gemauschelt wird.«
»Arg.« Lupo schüttelte den Kopf, als könnte er das gar nicht glauben.
»Ich fahr schnell mal runter zum Karl. Bin gleich wieder da.«
Am Weg zur Familie Bergmann, die – wie sie mit einem Blick auf Google Earth gesehen hatten – in einer ruhigen, sonnigen Hanglage in Eichbüchl ein riesiges Anwesen bewohnte, hielt Dorli bei einem Postamt, wo Lupo das Kuvert mit dem brisanten Inhalt aufgab.
»Weißt, was i net versteh? Warum führen Leut über ihre krummen Dinger Buch?«, fragte Dorli ihn, als er wieder in den Wagen stieg.
Lupo warf die Autotür zu und schnallte sich an. »Keine Ahnung. Vielleicht deswegen, damit später das Schwarzgeld richtig aufgeteilt werden kann. Immerhin stammen die Aufzeichnungen vom Buchhalter.«
»Sehr gewissenhaft«, ätzte Dorli.
»Jetzt schau dir das an!«, rief Lupo, als sie in die kleine Gasse einbogen, in der die Bergmanns residierten. »Das ist ja ein Schloss!«
Tatsächlich führte hinter der beeindruckenden Einfahrt ein breiter Kiesweg zu einem riesigen zweigeschossigen Gebäude, dessen Fronten zu einem Gutteil aus Glas bestanden. Dahinter, im weitläufigen, von einer Mauer umschlossenen Park, verloren sich zwischen den Büschen noch weitere Gebäudeteile. Was genau, konnte man vom Tor aus nicht sehen.
»Steile Hütte. Bin gespannt, womit die ihr Gerschtl verdienen.«
»Wenn sie nicht aus einer reichen Dynastie stammen, dann drehen sie auch irgendwelche linken Dinger.«
»Glaubst du, die sind in die Macheloikes der Transalpin verwickelt?«
Lupo schüttelte den Kopf. »Das ist eher unwahrscheinlich.«
Dorli stellte den Wagen ab, und sie stiegen aus. Sie läutete an einer Klingel, über der eine Kamera angebracht war. Nichts. Sie versuchte es wieder. Keine Reaktion. Auch die Kamera blieb bewegungslos.
»Keiner zu Hause. Hätten wir vorher anrufen sollen?« Lupo trat einen Schritt zurück und musterte die Fassade. »Die Rollläden im Erdgeschoss sind alle geschlossen.«
»Vielleicht sind die verreist. Ich probier’s mal bei den Nachbarn.«
Kurze Zeit später kam Dorli zurückgelaufen.
»Angeblich sind die Bergmanns auf Urlaub.«
»Hast du erfahren, wann sie wieder zurückkommen?«
»In einer Woche.«
»Kann man nix machen. Wir werden in der Zwischenzeit versuchen herauszufinden, ob Smekal das Mädchen nur von A nach B befördert hat oder ob zwischen den beiden etwas lief.«
Dorli nickte. »Eigentlich könnten wir hier auch herumfragen, ob irgendjemand die kleine Bergmann am Dienstagnachmittag irgendwo gesehen hat.«
»Klar, wenn wir schon hier sind. Und so groß ist das Kaff ja auch wieder nicht.«
»Pass auf, Lupo, dass dich keiner hört. Auf dem Land solltest du vorsichtig mit solchen abwertenden Bezeichnungen sein. Sonst erfährst du überhaupt nix.«
Im vorletzten Haus hatten sie Glück. Eine ältere
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