Sautanz (German Edition)
Gesicht verzog sich sorgenvoll.
»Gut, ich bin gleich da.« Er beendete das Gespräch und startete den Wagen.
»Wer war das?«
»Die Sekretärin vom Smekal.«
»Und was hat sie gesagt?«
»Der Buchhalter ist aufgetaucht. Wir können mit ihm reden. Kommst du mit?«
»Oh ja. Bin schon sehr neugierig, was der zu erzählen hat. Vor allem, ob wir ihn zu den Verdächtigen zählen müssen.«
Die Geschichte war nicht unspannend, aber sie würde wohl kaum einen Grund für einen Mord bieten. »Der Parizek«, wie Lukas Smekal den Mann genannt hatte, war wirklich ein langweiliger Typ. Beim Beruferaten hätte man auf Lateinlehrer oder Bibliothekar getippt. Parizek war klein, hatte schütteres blondes Haar mit grauen Strähnen, dazu fast weiße Wimpern und Augenbrauen über blassgrauen Augen. Seine Haut war teigig. Dazu steckte er in einem grauen Anzug und trug einen grauen Pullover. Urfad eben. Zudem sah er aus wie einer, der zum Lachen in den Keller ging. Mundwinkel nach unten, eine steile Falte auf der Stirn und scharfe Linien neben der Nase.
Er gab zu, dass er wirklich Geld unterschlagen hatte. Nicht besonders viel, denn das hätte Smekal gleich gemerkt. Aber so nach und nach hatten sich die kleineren Beträge auf fast fünfzigtausend Euro summiert.
»Und was hat Herr Smekal dazu gesagt, als er dahinterkam?«, fragte Lupo.
»Erich hat von seinem Rechtsanwalt einen Vertrag aufsetzen lassen, in dem ich mich verpflichte, den gesamten Betrag in kleinen Monatsraten zurückzuzahlen, inklusive Zinsen. Dazu hat er mir angeboten, dass ich selbst kündigen kann. So würde ich leichter einen anderen Job finden.«
»Das war aber sehr anständig von Ihrem Chef.«
»Ja. Dafür bin ich ihm ewig dankbar. Und dann hat er mich noch freigestellt.«
»Und wann war das?«, fragte Dorli.
»Am 18. September.«
»Können Sie sich erklären, wieso niemand davon wusste?«
»Nicht wirklich. Normalerweise hätte er das mit der Ilse, also Frau Brandtner, seiner Assistentin, besprochen. Warum das nicht geschehen ist, kann ich nicht sagen.«
Als Beweis für seine Aussage legte er Lupo und Dorli seinen Vertrag mit Smekal sowie eine Kopie seines Kündigungsschreibens vor.
»Verraten Sie uns jetzt noch, wo Sie am Mittwoch, dem 18. September, zwischen zwanzig Uhr und Mitternacht waren?«, fragte Lupo.
Parizek dachte kurz nach. »Mittwoch, der achtzehnte … Aber ja! Da habe ich Babysitter bei den drei Kindern meiner Schwester gespielt.«
»Ihre Schwester könnte das bezeugen?«
»Nein, die war ja nicht zu Hause. Aber die Kinder. Sie hat drei Söhne im Alter von neun, elf und vierzehn Jahren. Die haben ihren Onkel bis Mitternacht mit der Singerei auf der Playstation gequält.«
»Herzliches Beileid!« Dorli lächelte verständnisvoll. »Mein Neffe und meine Nichte rauben mir damit manchmal auch den letzten Nerv.«
»Der scheidet als Täter aus«, meinte Dorli, als sie wieder im Auto saßen.
»Ja, er muss Smekal höchst dankbar sein, dass er ihn so glimpflich davonkommen ließ.«
»Und er hätte auch nichts davon gehabt, wenn er ihn abgekragelt hätt, denn die Rückzahlung geht an die Firma.«
»Wenigstens einer, den wir von der Liste streichen können.«
»Welche Liste, Lupo? Wir wissen doch noch nicht einmal sicher, ob es nicht doch ein Unfall gewesen ist.«
»Also nach den Ergebnissen der Autopsie und meinen Überlegungen von gestern Abend gehe ich davon aus, dass er nicht von allein ins Wasser gefallen ist. Wir müssen es nur noch beweisen und den Mörder finden.«
» Ah eh nur . I hab schon geglaubt, es würde schwierig werden!«
20
»Weißt, was ich jetzt mach, Lupo?«
»Nein. Aber du wirst es mir hoffentlich verraten.«
»Ich ruf die trauernde Witwe an und frag sie, ob ihr der Name Natascha Bergmann was sagt.«
»Und wenn sie dich fragt, wie du auf den Namen kommst?«
»Dann kann ich immer noch behaupten, eine Schulkollegin von ihr hätte sie mit dem Smekal reden sehen. Das ist völlig unverdächtig.«
»Na ja, wennst glaubst.« Lupo, der am Steuer saß, blickte skeptisch drein.
Doch Dorli ließ sich nicht beirren. Sie wählte, und gleich darauf hatte sie Anja Smekal am Telefon. Auf die Frage folgte eine kurze Antwort, die Lupo nicht verstand, dann fragte Dorli sie, ob ihr Sohn zu Hause sei. Kurz darauf beendete sie das Telefonat.
»Na, das ist ja höchst interessant!«
»Jetzt red schon. Was hat sie gesagt?«
»Natascha Bergmann ist die Freundin ihres Sohnes.«
»Was? Das ist ja ein Ding! Das erklärt
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