Savannah
inzwischen etwas abgekühlt war, aber das sich wunderbar anfühlte.
Er seifte sich von Kopf bis Fuß ein, tauchte unter und wusch sich dann die Haare. Dann stand er auf und goss sich mit dem Eimer so lange Wasser über den Körper, bis die Seife abgespült war. Als er damit fertig war, schwamm der Fußboden. Er stieg aus dem Badezuber, griff nach dem Handtuch und trocknete sich gründlich ab. Dann band er sich das Handtuch um den Körper. Abgesehen von dem Schein einer Kerosinlampe, die auf dem Nachttisch stand, war es dunkel in der kleinen Kammer.
Natürlich würde er ohne die Hilfe von Whiskey nicht schlafen und er verspürte auch immer noch keinen Hunger, aber er fühlte sich doch ein bisschen besser als zuvor. Er schärfte das Rasiermesser am Lederriemen, seifte sich den Bart gründlich ein und rasierte sich. Als er damit fertig war, sah er wieder manierlich aus — auf eine verwegene Art sogar ausgesprochen gut.
Plötzlich wirkte das Bett sehr anziehend. Er warf das Handtuch zur Seite, machte die Lampe aus und schlug die Decke zurück. Dann legte er sich hin und spürte die sauberen kühlen Laken auf seiner nackten Haut. Das Nächste, woran er sich erinnerte, war die Sonne, die ihm ins Gesicht schien und ihn mit ihren Strahlen weckte.
An ihrem ersten Morgen in der Springwater-Station wurde Savannah von vertrauten Küchengeräuschen geweckt und von der Stimme einer Frau, die leise vor sich hin trällerte. Für einen kurzen Moment glaubte sie, dass sie wieder zurück in Kansas sei, wo sie als anständige respektierte Frau aufgewachsen war, und dass die Frau, die auf der anderen Seite der Wand sang, ihre Großmutter wäre, die alle ihre bekannten Kirchenlieder sang, während sie das Frühstück zubereitete. Aber schnell wurde Savannah wieder bewusst, dass sie weit weit weg von ihrem Zuhause war und dass sie die Gesellschaft auch nicht mehr für eine ehrbare Frau hielt. Sie zwinkerte eine Träne weg und atmete tief durch, um ihre Gefühle wieder unter Kontrolle zu bekommen. Dann stand sie auf, zog wieder den Rock und die Bluse vom Vortag an, schlüpfte in ihre weichen Lederslipper und verließ ihr Zimmer, um sich dem Tag zu stellen.
Eine hübsche Frau mit silbernen Strähnen in den dichten braunen Haaren und mit wunderschönen blauen Augen stand am Herd. Sie hielt einen Bratenwender in der Hand und ihr Lächeln, mit dem sie Savannah begrüßte, war wie goldener Sonnenschein. »Guten Morgen«, sagte die Frau. »Sie müssen Treys Freundin Savannah sein.«
Savannah nickte. Niemand brauchte ihr zu sagen, dass die Frau vor ihr Miss June McCaffrey war, die offensichtlich von ihrem Trip zu Granny Johnson aus den Bergen zurück war. June stellte sich trotzdem selbst vor und Savannah schloss die Frau sofort in ihr Herz. Es war unschwer zu erkennen, warum die Stationsmeisterin einer von Treys Lieblingsmenschen in Springwater war. Sie strahlte Herzenswärme aus und hatte einen ganz natürlichen Charme, der sich sofort übertrug.
Mrs. McCaffrey lachte. »Setzen Sie sich und ich gebe Ihnen schon mal eine Tasse Kaffee. Das war ja eine "Überraschung, als ich heute Morgen hier ankam und das ganze Haus voll fand ... Die Kinder und der Doc und dieses arme Mädchen mit dem Baby und Sie natürlich.« Es schien ihr jedoch Spaß zu machen, dass sie für so viele Leute kochen konnte, denn ihre Augen strahlten und ihre Wangen schimmerten rosig.
»Wie geht es Miranda denn?«, fragte Savannah. »Hat der Arzt heute schon nach ihr gesehen?«
»Soweit ich weiß, schläft der Doktor noch«, erwiderte June vertraulich, während sie in einer Folge schneller Bewegungen aus dem Handgelenk heraus ein halbes Dutzend Pfannkuchen in der Pfanne wendete. »Aber Miranda geht es gut. Sie hat bereits gefrühstückt und ihre Milch fließt, sodass Klein-Isaiah oder Ezechiel ganz munter und zufrieden ist. Und Sie setzen sich jetzt endlich oder wollen Sie, dass ich es Ihnen noch mal sage?«
Savannah war sich sofort im Klaren, dass sie gegen June bei einer Diskussion den Kürzeren ziehen würde. Also nahm sie an einem der langen Tische Platz und ließ sich Kaffee und eine Portion Pfannkuchen servieren, die in frischer Butter und braunem Zucker schwammen. Sie aß mit gutem Appetit und war gerade fertig, als Dr. Parrish in der Halle der Station auftauchte. Er war sauber und ausgeruht und da er sich sogar rasiert hatte, war sein Erscheinungsbild ein vollkommen anderes. Auch die Kleidung war eine wesentliche Verbesserung zu den Lumpen, die er tags
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