Savannah
wurde serviert und mit großem Appetit verzehrt. Man erzählte sich Geschichten von bitterkalten Wintern - vielleicht als Zauber gegen schlimmere Winter, die noch bevorstanden man sprach über die Krankheiten der Kinder und Tiere und den Ärger, den es immer wieder mit marodierenden Indianern gab. Nach dem Essen widmeten sich die Männer dem Hufeisen-Spiel.
Evangeline Wainwright, deren Augen wie immer strahlten, holte ihre Nähkiste aus ihrem Wagen und die anderen Frauen machten das Gleiche. Savannah, die kein Nähzeug besaß, stand etwas verunsichert abseits.
Das Essen und das Geschirr wurden abgeräumt, bevor die Frauen von Springwater ihre Kisten und Körbe öffneten und sie stapelweise kleine quadratische Stoffstücke auf den Tisch legten, die in den herrlichsten Farben schimmerten - blau und gelb, grün und rot, purpur und braun. Alle diese Quadrate waren sorgfältig mit dem Hochzeitsring bestickt.
»Sind wir alle einverstanden, Ladys?«, fragte Evangeline die Anwesenden.
Rachel, die bereits einen dicken Bauch hatte, nickte zuerst. Auch sie hatte solche Stoffquadrate bestickt und sie hatte Emma losgeschickt, sie zu holen. Die anderen Frauen blickten sich schweigend fragend an, aber dann nickten sie alle zustimmend und einige lächelten sogar. Innerhalb weniger Minuten waren die einzelnen Quadrate auf dem Tisch zu einem großen Muster zusammengefügt, eine wunderbare Decke, deren Einzelteile nur noch zusammengenäht werden mussten.
»Diese Decke ist für Sie, Savannah«, sagte Evangeline leise.
Savannah war überwältigt und presste eine Hand aufs Herz. Sie hatte sich zwischendurch immer wieder gewünscht, sie hätte Nähzeug, um auch ein paar Stücke beizutragen, weil sie gehofft hatte, dann würden die Frauen sie eher akzeptieren, aber es mangelte ihr ja nicht nur an Nähzeug, sondern vor allem an der Fertigkeit, damit umzugehen. »Für mich?«, fragte sie ungläubig, denn dabei konnte es sich nur um einen Irrtum handeln. »Eine Fremde?«
»Wir waren alle einmal fremd in diesem Land«, sagte Mrs. Bellweather. »Hier draußen im Westen sind wir alle aufeinander angewiesen, denn eines Tages braucht jeder von uns mal Hilfe.«
Rachel strahlte.
»Damals, als unser Haus gebaut wurde, haben wir doch erzählt, dass wir eine Decke für die nächste Braut von Springwater machen werden. Erinnerst du dich nicht? Und diese Braut bist du, Savannah.«
Savannah blinkte schnell mit den Wimpern, aber das nützte in diesem Moment auch nichts mehr. Die Tränen liefen ihr in Strömen über die Wangen, aber ihre Augen strahlten dabei - wie die Sonne durch die Wolken, würde June später sagen. Ihr wurde bewusst, dass sie selbst die Barrieren zwischen sich und den anderen Frauen aufgebaut hatte - genau wie Emma es einmal gesagt hatte. Sie hatte so viel Angst vor Zurückweisung gehabt, dass sie diesen freundlichen Menschen gar keine Chance gegeben hatte, sie kennen zu lernen.
»Ich weiß nicht, wie ich mich dafür bedanken soll«, wisperte sie.
Evangeline lachte mit ihrer glockenhellen Stimme. »Ich kann es Ihnen sagen. Setzen Sie sich zu uns und helfen Sie uns, die Einzelteile zusammenzunähen. Dabei werden wir darüber nachdenken, welches Muster wir für die nächste Braut wählen.«
Es fühlte sich so gut an, einfach in diesem Kreis zu sitzen, dazuzugehören, mit den anderen zu planen, an ihren kleinen Geheimnissen teilzuhaben, ihre Sorgen und Träume zu erfahren. Savannah saß zwischen Rachel und Sue Bellweather und dort fühlte sie sich wohl und gut aufgehoben.
»Ich schlage vor, dass wir das nächste Mal eine verrückte Decke machen«, schlug Sue vor. »Wir legen kein Muster fest, sondern jede von uns bestickt ihre Quadrate, wie sie will. Dann werden wir ja sehen, was dabei herauskommt.«
Es gab eine kurze Diskussion und dann waren alle mit dem Vorschlag einverstanden. Man würde eine verrückte Decke machen. Warum auch nicht?
Savannah trocknete ihre Wangen mit dem Handrücken. Dann griff sie nach einem glänzenden pinkfarbenem Quadrat, das mit einem weißen Faden an einen gemusterten Baumwollstoff genäht werden musste. Da sie nie zuvor an einem Nähkränzchen teilgenommen hatte, war sie froh, dass es sich um so eine einfache Aufgabe handelte.
Evangeline blickte an dem langen Tisch entlang zu Miranda, die ihr Baby in einem Tuch trug, sodass Klein-Isaiha oder Ezechiel friedlich an ihrem Busen schlummern konnte.
»Vielleicht sind Sie ja die nächste Braut, Miranda«, meinte Evangeline liebevoll.
»Ein bisschen
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