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saved by an Angel

Titel: saved by an Angel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Chandler
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mehr lebte.
    Ivy und Will sahen hilflos zu, wie der Zug auf Gregory zuraste. Er würde es niemals schaffen. Er müsste den Sprung auf die alte Brücke wagen. Die Stimmen fingen zu kreischen an. Ivy hielt sich die Ohren zu und Will presste sie an sich. Er versuchte, ihren Kopf wegzudrehen, doch sie wandte den Blick nicht ab.
    Gregory setzte zum Sprung an, die Arme ausgestreckt, seine Finger suchten nach Halt. Einen Augenblick lang glich er mit den ausgebreiteten Armen einem Engel, dann stürzte er in den Nebel unter der Brücke.
    Der Zug raste vorbei, ohne langsamer zu werden. Ivy drückte ihr Gesicht an Will. Sie klammerten sich aneinander und atmeten kaum. Der Tumult der Stimmen wurde zu einem Murmeln und verstummte schließlich.
    »Cool, cool, cool...«, sang eine traurige Stimme.
    Dann war alles still.

 
19
     
     
     
     
     
     
    Packung Taschentücher«, meinte Suzanne am Samstagabend. »Bedient euch, Mädels. Und ein großes Blech Brownies.«
    »Warum stellst du uns die Taschentücher hin und dir die Brownies?«, wollte Ivy wissen. Suzanne, Beth und sie lagen in der Mitte ihres Zimmers auf dem Boden.
    Beth zog die Brownies näher an ihren Schlafsack heran. »Keine Sorge. Ich hab das Messer.«
    »Suzanne benutzt notfalls ihre Fingernägel«, erwiderte Ivy. »Stell das Blech lieber zwischen uns.«
    »Moment mal«, mischte sich Suzanne ein und zog eine Schnute. Ihre Lippen waren nicht wie sonst knallrot geschminkt. »Die letzten vier Tage war ich aufmerksam, einfühlsam, höflich -«
    »Und allmählich geht es mir echt auf die Nerven«, stellte Ivy fest. »Mir fehlt die alte Suzanne ... sie fehlt mir schon länger als die letzten vier Tage«, fügte sie leise hinzu.
    Suzannes Schmollmund begann zu zittern und Ivy streckte schnell die Hand nach ihrer Freundin aus.
    »Oh, oh, Zeit für Taschentücher«, kommentierte Beth.
    Jede von ihnen schnappte sich eines.
    »Was hab ich in den letzten vier Tagen an Wimperntusche weggeheult«, jammerte Suzanne.
    »Los, jetzt müssen die Brownies dran glauben«, schlug Ivy vor. Sie nahm Beth das Messer aus der Hand und schnitt drei große Stücke ab.
    Beth fuhr mit dem Finger über das Blech und sicherte sich sowohl große Krümel als auch ihren Brownie, dann grinste sie Suzanne an. »Ich war schon ewig auf keiner Übernachtungsparty mehr.«
    »Ich auch nicht«, stimmte Ivy zu.
    »Wann hast du überhaupt das letzte Mal richtig geschlafen?«, fragte Suzanne Ivy, sie hatte immer noch Tränen in den Augen.
    Ivy rückte näher heran und legte den Arm um sie. »Letzte Nacht habe ich wie ein Stein geschlafen.«
    Die Nächte davor waren schwierig für Ivy gewesen, aber sie hatte keine Albträume mehr gehabt. Sie wachte zu seltsamen Zeiten mitten in der Nacht auf und sah sich im Zimmer um. Als würde ihr Körper, der so lange in Alarmbereitschaft gewesen war, immer noch automatisch überprüfen, ob alles in Ordnung war. Doch die Angst, die sie Tag und Nacht verfolgt hatte, war vorüber und damit auch die Träume.
    Die Polizei war am Dienstag wenig später bei den Brücken eingetroffen; Lieutenant Donnelly hatte auf Ivys Nachricht und einen Notruf von Andrew umgehend reagiert. Sie fanden Gregory auf den Felsen im Fluss und erklärten ihn noch am Unfallort für tot. Wenig später wurde Philip aus der Hütte befreit.
    »Wie geht es Philip?«, erkundigte sich Beth.
    »Er sieht ganz gut aus«, bemerkte Suzanne.
    »Philip betrachtet die Welt eben wie ein Neunjähriger«, erklärte ihnen Ivy. »Solange er sich etwas mit einer Geschichte erklären kann, ist für ihn alles in Ordnung. Er hat Gregory in einen schlechten Engel verwandelt, und er glaubt, dass ihn die guten Engel immer vor den schlechten beschützen werden, und damit ist er zufrieden - im Moment.«
    Aber Ivy wusste, früher oder später würde ihr Bruder viele schwierige Fragen darüber stellen, wie es bloß sein konnte, dass jemand, der sich ihm gegenüber nett benahm, ihm trotzdem etwas antun wollte.
    Als Ivy und Andrew die Polizeiwache am Dienstagabend verließen, waren die Tatsachen mehr oder weniger geklärt. Der Lieutenant versicherte, die Polizei würde die Familie des Mädchens in Ridgefield über den weiteren Verlauf der Ermittlungen informieren, ebenso wie die Eltern von Eric und Tristan.
    Später an jenem Abend kam Pfarrer Carruthers, Tristans Vater, vorbei. Er verbrachte mehrere Stunden bei Ivy und ihrer Familie und blieb auch bis zum Gedenkgottesdienst, der drei Tage später unter seiner Leitung stattfand, mit ihnen in

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