Savinama - Der Wächter: Fantasy-Roman (German Edition)
seid.“
„Ich bin nicht überheblich!“, brauste Savinama auf.
„Nun“, freundliche Lachfältchen zeichneten sich auf Shorbos Wangen ab, „jedoch schnell aus der Reserve zu locken. Wenn ihr wirklich das Amt eines Magistrateros anstrebt, solltet ihr lernen euch zu kontrollieren.“ Savinama unterdrückte nur mit Mühe ein Widerwort. Warum reagierte er bei Älteren immer gleich so abweisend? Bei seinen Schülern war er niemals so. „Ich weiß, dass ihr eure Vergangenheit verloren habt, Testerias, doch ich bin mir sicher, dass ihr euch eine neue aufbauen werdet. Jeder Weg hinterlässt Spuren. Lasst uns abwarten, welche ihr hinterlassen werdet.“
Mit diesen wenigen Worten entließ Shorbo Savinama und schaute ihm schweigend nach. Ja, es war ein seltsames Gefühl, das musste er zugeben. Doch Savinama hatte eine Entscheidung getroffen. Er hatte alles aufgegeben für diese Welt und Shorbo würde ihm helfen eine neue Zukunft zu finden. Dass Arthol ihn ohne sein Wissen als Kreismitglied ausbilden ließ, fand er amüsant und gleichzeitig auch interessant zu beobachten, wie weit sich Savinama entwickeln würde. Welche Charaktere und was für eine Art Magier in ihm ruhte?
„Ich kann dich spüren, Tamin, also unterlasse bitte das Versteckspiel.“ Vor Shorbo leuchtete es kurz auf und der Bote verbeugte sich voller Ehrfurcht.
„Seid gegrüßt Vigil di arisio.“
„Arthol berichtete mir, dass du Savinama auf Liyiell angegriffen hast.“ Der junge Mann wirkte in diesem Moment müde.
„Ich erhielt eine Aufgabe, Shorbo, sie ist mein Weg und mein Ziel. So war es nur ein Testen, inwieweit mein Lehrer noch bei mir ist.“ Shorbo klopfte ihm väterlich auf die Schulter. „Mein Freund, glaube mir, auch ich bin nicht mit allem einverstanden, was derzeit geschieht, aber meinst du nicht, du solltest ihn im Moment ziehen lassen?“ Tamin schwieg zunächst, doch plötzlich platzte er heraus:
„Ich möchte nur den Ecares Vigil an den Platz zurück wissen, der ihm bestimmt ist.“ Ohne ein weiteres Wort verschwand er wieder.
„ Savinama, ich denke“, sprach Shorbo zu sich selbst, „du hast deinem Schüler zu früh diese schwere Aufgabe aufgezwungen, aber nun denn …“ Er machte sich wieder an die Arbeit. „Schreiben wir die Geschichte neu.“
* Betitelung des stellvertretenden Kreisführers
** Ausbildung zum Lehrer – Tesoré ist die alte Sprache Savinamas. Korrekt würde es Testerias heißen
14.
Und die nächsten Tage schrieb Savinama sehr viel. Er hatte keine Zeit sich Sorgen oder Gedanken zu machen. Wenn er glaubte selber viel gelernt zu haben, wurde er eines besseren belehrt. Nicht nur, dass er an sämtlichen Lesungen teilnehmen musste, er bekam auch Einzelunterricht. Sein Tag begann vor Morgengrauen und endete in den späten Abendstunden. Man sah ihn nie ohne einen Berg von Büchern oder Pergamenten über die Flure hasten. Den Meisten tat er fast schon leid.
Filyma unterrichtete ihn in der Grundmaterie der Magie, doch die beiden gerieten stetig aneinander. Sie warf ihm vor sich nicht genug zu konzentrieren und ihren Unterricht nicht ernst genug zu nehmen. Er würde sich anstellen wie ein Kopfblinder, worauf er sie als Eisblock und engstirnig betitelte. Wenn die beiden aufeinander trafen, machten alle einen großen Bogen, denn stets herrschte gereizte Stimmung und nie wurde ein Satz ohne kleine Spitzfindigkeiten geäußert, die den anderen aus der Reserve zu locken versuchten.
Einmal schritt Shorbo nachts durch die Flure. Er mochte es, wenn sich Stille über die Alte Welt legte und er vom Tage ausspannen konnte. Als er am Zimmer von Savinama vorbei kam, entdeckte er unter dem Türspalt Licht. Leise klopfte er an und da keine Antwort erklang, trat er einfach ein. Das Zimmer sah etwas chaotisch aus. Überall lagen Bücher, Skizzen und andere Lernutensilien. Savinama saß am Tisch und schlief. Sein Kopf ruhte auf seinen Armen. Leise hob Shorbo den Mantel vom Boden und legte ihn väterlich über seine Schultern. Die Situation hatte so viel herrlich Normales an sich, dass es ihm warm ums Herz wurde. Ohne ein Geräusch zu verursachen blies er die Kerze aus und zog die Tür hinter sich zu. Wie er nun weiter über den Flur schritt, war er kurz in Versuchung Karaz eine Nachricht zu hinterlassen, Savinamas erste Stunden am frühen Morgen ausfallen zu lassen, doch revidierte er seine Gedanken. Savinama musste lernen zugeben zu können, wenn er an seine Grenzen gekommen war.
Die nächsten Tage schlief Savinama immer
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