Savinama - Der Wächter: Fantasy-Roman (German Edition)
öfter im Unterricht ein, insbesondere bei jenen Lehrern, bei denen er weiter hinten saß. Niemand weckte ihn, denn jeder wusste, dass es zu viel für ihn wurde. Bis Shorbo Wind davon bekam. Er wies alle an, ihn rigoros zu wecken. Keiner verstand, warum der Kreisführer so streng handelte, doch wagte auch niemand zu fragen.
Es dauerte zwei Wochen, ehe Savinama sich überwand, um einen freien Tag zu bitten. Das war der Zeitpunkt, an dem er körperlich und geistig völlig am Ende war. Als er an diesem Abend nach der letzten Stunde in sein Zimmer zurückkehrte, freute er sich darauf einfach mal auszuschlafen, um dann mittags ausgeruht den Stoff der letzten Tage nachzuarbeiten.
Es war schon kurz vor Mitternacht, als ihn ein leises Scheppern aufschrecken ließ. Es brauchte einige Momente, bis er begriff, dass es vom Fenster kam. Vorsichtig öffnete er es und blickte hinunter, gerade in der Sekunde, als Karaz wieder einen Stein warf.
„Au, ich bin doch da, was ist los?“
„Scht!“ Karaz trug einen schwarzen Mantel und hob beschwörend die Hände. Neben ihm stand eine weitere Person. Er schaute sich hastig um. „Komm runter, nimm einfach den Efeu und zieh dir was über.“ Savinama war irritiert. Die späte Stunde, die Art und Weise waren schon merkwürdig genug, aber das der Vertreter des Kreisführers ihn einfach duzte:
„Warum?“
„Blöde Frage, los mach schon oder versaure da oben.“
„Ja, ja, ich komm ja schon.“ Hastig lief er zu seinem Schrank und suchte einige neutrale Kleidungsstücke heraus, warf sich einen schwarzen Umhang über und lief wieder zum Fenster. Misstrauisch betrachtete er das graue Geflecht.
„Das traut er sich nie“, hörte er jemanden flüstern. Savinama erkannte die Stimme und Falten erschienen auf seiner Stirn. Filyma. Er griff in die Ranken, packte sicher zu und hievte sich auf die Seite. Sein Zimmer lag im dritten Stock, das würde er schaffen. Doch kurz bevor er sein Ziel erreichte, verlor er den Halt und knallte mit dem Rücken auf den Boden.
„Verdammt, warum kann ich nicht in einem Schneehaufen landen.“ Kichern ertönte, doch als in einem Seitenfenster ein Licht erschien, duckten sie sich. Das Licht erlosch nach einer Weile und die drei huschten über den Platz so schnell es ging. Erst in einer Seitengasse drosselten sie das Tempo.
„Wir dachten, es wäre nett, wenn du mal was anderes siehst als das alte verstaubte Gebäude.“ Karaz lachte.
„Wir? Du“, widersprach Filyma.
„Und warum müssen wir das heimlich machen?“ Karaz verdrehte die Augen.
„Weil es der Kreisführer sicher nicht gut fände, dass wir dich mitnehmen. Was immer du auch angestellt hast, er wacht über dich wie ein Habicht. Genug jetzt, los kommt schon.“ Sie liefen dunkle Wege entlang bis zu einem Gebäude, aus dessen Fenster helles Licht auf die Steine fiel und lachende und singende Stimmen erklangen. Karaz zog die Tür auf.
„Willkommen im feurigen Drachen.“ Und damit schob er beide hinein.
Eine dichte Nebelwolke empfing Savinama. Zahlreiche Gäste rauchten Pfeife. In einer Ecke saßen Musiker und spielten, teilweise auf Musikgeräten, die er noch nie im Leben gesehen hatte. Paare tanzten dazu, doch die Meisten saßen an den Tischen, tranken Wein, spielten Brettspiele mit Steinen oder unterhielten sich einfach.
„Karaz, Filyma, hier rüber.“ Eine Frau mit roten, lockigen Haaren, die ihr in Fransen ins Gesicht fielen, winkte ihnen von der rechten Seite. Sie gingen zu ihr. Bei ihr saß noch eine Frau, die Savinama aus dem Mathematik-Unterricht kannte.
„Manea.“ Karaz nahm die Rothaarige fest in den Arm und gab ihr einen leidenschaftlichen Kuss. Irritiert setzte sich Savinama in die Ecke, auf die Filyma wies.
„Ich wusste nicht, dass Karaz eine Freundin hat.“
„Nicht so, wie ihr denkt“, grinste die Magierin. Karaz rutschte zu ihnen.
„Savinama, das sind Eridena, ein angehendes Kreismitglied Natriells und Manea, eine Magistratera der Philosophie. Meine Damen unser neuer Superschüler, Savinama.“ Sie nickten ihm zu.
„Superschüler?“, fragte Eridena. „Also ich kenne euch nur mit dem Kopf auf den Armen beim Schlafen.“
„Ach!“ Filyma drehte sich lässig zur Seite, einen Arm auf die Rückenlehne gelegt. „Und ich dachte, ihr seid in den anderen Fächern wesentlich aufmerksamer als bei mir. Meintet ihr nicht gestern noch, es läge an meiner Art zu unterrichten, dass ihr stets einschlafen müsst?“ Er wollte gerade etwas erwidern, als die Becher mit Wein
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