Sawyer
sollte?“
Das Thema Ehe verursachte Sawyer wie immer Unbehagen. „Keine Ahnung“, erwiderte er ausweichend.
„Ich glaub’, Mom ist manchmal ganz schön einsam, obwohl sie nie darüber spricht. Wusstest du, dass Mr. Livengood ihr heute einen Heiratsantrag gemacht hat?“
„Pete? Verdammt noch mal!“ Sawyer war so wütend, dass er den Schlauch fallen ließ und aus dem Garten stürmen wollte. Dann wurde ihm jedoch klar, dass er Pete schlecht den Hals umdrehen konnte. Wenn Pete Abbey einen Heiratsantrag machen wollte, war das sein gutes Recht. Ihn, Sawyer, ging es überhaupt nichts an.
„Scott!“ Abbey war auf die Veranda getreten, um ihren Sohn zu rufen. Noch immer ignorierte sie Sawyer geflissentlich. „Essen.“
„Ich komm’ gleich, Mom.“
„Sofort.“
„Geh lieber“, riet Sawyer ihm. „Ich bringe dir das Fahrrad, wenn ihr mit dem Essen fertig seid.“
„Okay.“ Scott lief über die Straße und drehte sich dann noch einmal um. „Keine Angst, Sawyer“, rief er. „Ich glaub’, Mom mag dich immer noch am liebsten.“
Leider war das kein großer Trost für Sawyer.
Beim Abendessen waren Scott und Susan so aufgekratzt wie schon lange nicht mehr, während Abbey kaum einen Bissen hinunterbrachte und sehr einsilbig auf ihre Fragen antwortete.
„Sawyer hat gesagt, ich kann sein Fahrrad benutzen, bis meins kommt“, erklärte Scott und schaute sie erwartungsvoll an.
Abbey fragte sich, wie sie bloß so naiv hatte sein können. Sie hatte den ganzen Tag gebraucht, um zu merken, was in Hard Luck vor sich ging. Fast keiner der Junggesellen aus dem Ort hatte es versäumt, in die Bibliothek zu kommen – nicht, um Bücher auszuleihen, sondern um einen Blick auf sie zu werfen.
In der Anzeige war zwar von einsamen Männern die Rede gewesen, aber das war nicht der Grund, warum sie sich beworben hatte. Wenn sie daran dachte, was Sawyer gesagt hatte, konnte sie darüber nur froh sein.
„Findest du nicht, dass das sehr nett von ihm ist?“ erkundigte sich Scott.
„Ja, sehr nett“, erwiderte sie geistesabwesend.
„Hat Mr. Livengood dich wirklich gefragt, ob du ihn heiraten willst?“ Susan schaute sie aus ihren dunklen Augen neugierig an.
„Möchtet ihr noch Reis?“ fragte Abbey, um das Thema zu wechseln. Sie hatte wirklich keine Lust, über das zu sprechen, was sie an diesem Tag erlebt hatte.
„Er hat es ernst gemeint“, erzählte Scott. „Ich hab’ gehört, wie er zu Mrs. Inman gesagt hat, dass er den anderen zuvorkommen wollte.“
Verzweifelt dachte Abbey daran, wie viele Anträge sie noch über sich ergehen lassen musste. Sawyer war anscheinend der einzige Junggeselle in Hard Luck, der
nicht
die Absicht hatte zu heiraten. Seine lächerliche Anspielung, dass sie versucht hatte, ihn zu ködern, wurmte sie noch immer.
„Willst du ihn heiraten?“ drängte Susan.
„Natürlich nicht. Ich kenne Mr. Livengood kaum.“
„Ich finde, du solltest Sawyer heiraten“, meinte Susan versonnen. „Können Scott und ich einen neuen Mann für dich aussuchen? Scott will bestimmt auch, dass du Sawyer heiratest.“
„Ich werde Sawyer O’Halloran nicht heiraten“, erklärte Abbey schärfer als beabsichtigt, woraufhin beide sie verwirrt ansahen.
„Warum nicht?“ meinte Scott. „Er ist doch nett.“
„Er hat uns eine Gutenachtgeschichte erzählt und uns mit zum Schwimmen genommen“, bekräftigte Susan.
Abbey ließ die Schultern hängen. „Lasst uns jetzt bitte nicht über Sawyer sprechen, ja?“
Dankbar registrierte sie, dass Scott und Susan nicht protestierten, sondern weiter berichteten, was sie an diesem Tag erlebt hatten.
Abbey war erstaunt, wie schnell ihre Kinder sich in dem kleinen Ort eingelebt hatten, denn sie hatte damit gerechnet, dass sie ihre gewohnte Umgebung und die Annehmlichkeiten der Großstadt vermissen würden. Doch das war nicht der Fall, obwohl sie alles hinter sich gelassen hatten.
Und ihr, Abbey, ging es ganz genauso.
Nach dem Essen saß sie allein am Küchentisch und ließ gerade bei einer Tasse Kaffee im Geiste die Ereignisse des Tages Revue passieren, als es an der Tür klingelte. Nachdem sie geöffnet hatte und Sawyer vor sich stehen sah, klopfte ihr Herz plötzlich schneller.
Er schaute ihr in die Augen, doch dann bemerkte sie, dass er das Fahrrad bei sich hatte, von dem Scott ihr erzählt hatte.
„Warte hier. Ich hole Scott“, erklärte sie ausdruckslos.
An Sawyers Wange zuckte ein Muskel. „Ich wollte ihm zwar das Fahrrad bringen, aber ich möchte
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