Sawyer
Luck sich so zum Narren machten, brachte Sawyer auf die Palme. Genau diese Männer hatten nämlich behauptet, sie würden sich lediglich nach weiblicher Gesellschaft sehnen. Doch kaum hatte Abbey den Fuß in die Stadt gesetzt, überschlugen sie sich förmlich, weil jeder der Erste sein wollte.
Was Sawyer noch mehr zu schaffen machte, waren seine Gefühle für Abbey. Er wollte nicht, dass die anderen sie belästigten, indem sie ihr Geschenke machten, sie zum Essen einluden oder um ihre Hand anhielten. Falls jemand das Recht dazu hatte, dann er. Was das Heiraten betraf, war er sich allerdings nicht so sicher. Er wollte Abbey sehen, und zwar allein.
Die Blicke, die sie ihm in letzter Zeit zugeworfen hatte, legten jedoch die Vermutung nahe, dass sie lieber mit einer Klapperschlange ausgehen würde als mit ihm.
Nachdem Sawyer eine Weile vor sich hin geschmollt hatte, verließ er das Büro. Er fragte sich, ob Mitch Harris auch ein Auge auf Abbey geworfen hatte. Mitch war verwitwet und ein anständiger Kerl, und Sawyer wusste, dass seine Tochter Chris sie und Susan sich angefreundet hatten. Er hoffte nur, dass Mitch dadurch ihm gegenüber nicht im Vorteil war.
Es gab viele Junggesellen in Hard Luck, zum Beispiel Ben Hamilton. Der Besitzer des Hard Luck Cafés war ungefähr in Pete Livengoods Alter und ein guter Freund von Sawyer. Doch das bedeutete nicht, dass Ben keine Augen im Kopf hatte. Abbey war eine schöne Frau, und deshalb war es kein Wunder, dass die Männer sich zu ihr hingezogen fühlten.
Sawyer wusste nicht, wer Abbey einen Heiratsantrag gemacht hatte, und es stand ihm auch nicht zu, sich zu beklagen. Immerhin hatten diese Männer mehr getan, als er je zu tun bereit war.
Die Ehe war eine Verpflichtung fürs ganze Leben – sozusagen lebenslänglich. Bei seinen Eltern hatte es das Ende ihrer Liebe bedeutet, und er würde nicht zulassen, dass ihm dasselbe passierte. Es schockierte und frustrierte ihn, dass die Männer in Hard Luck so leichtfertig mit ihrer Freiheit umgingen.
Während er darüber nachgrübelte, betrat er das Restaurant. Es war leer, denn alle hatten bereits gefrühstückt, und zum Mittagessen war es noch zu früh.
Er setzte sich an die Bar und drehte einen Becher um.
Wie aufs Stichwort kam Ben aus der Küche und griff zur Kaffeekanne. „Was hast du denn?“
Sawyer lächelte vor sich hin. Es beeindruckte ihn, dass Ben ihn so leicht durchschaute. „Wie kommst du darauf, dass ich etwas habe?“
„Du bist also gekommen, um Kaffee zu trinken, stimmt’s?“
„Stimmt.“
„In deinem Büro hast du auch eine Kaffeemaschine. Ich weiß, dass ich ein gut aus sehender alter Knabe bin, aber ich glaube nicht, dass du einen Dollar fünfzig für eine Tasse Kaffee zahlen würdest, wenn du nicht etwas auf dem Herzen hättest. Also, was ist los?“
„Ist es so offensichtlich?“
„Ja.“ Ben nahm den leeren Zuckerstreuer, um ihn wieder aufzufüllen.
Sawyer wusste nicht, wo er anfangen sollte. Er wollte nicht sagen, dass er eigentlich gekommen war, um zu erfahren, ob Ben auch um Abbeys Hand angehalten hatte.
„Komm, ich helfe dir auf die Sprünge“, meinte Ben, nachdem er den Zuckerstreuer wieder auf den Tresen gestellt hatte. „Es geht um eine Frau. Ist es Abbey?“
„Ja.“ Sawyer sah keinen Grund, es zu leugnen. „Pete Livengood hat ihr einen Heiratsantrag gemacht.“ Sawyer hob den Becher an die Lippen, ohne Ben aus den Augen zu lassen, doch der ließ sich nichts anmerken.
„Davon habe ich gehört.“
„Anscheinend hatten noch ein paar andere Männer dieselbe Idee.“
Ben lachte leise. „Es stört dich also, dass andere sich für Abbey interessieren?“
Das war noch milde ausgedrückt. „Sagen wir, es macht mir Sorgen“, räumte Sawyer widerwillig ein.
Ben lehnte sich an den Tresen und sah ihn erwartungsvoll an.
„Ich weiß, was du sagen willst“, beeilte Sawyer sich, fortzufahren. „Du willst wissen, was mich davon abhält, ihr einen Heiratsantrag zu machen. Also, es gibt ziemlich viele gute Gründe“, fügte er lauter hinzu. „Zuerst einmal lasse ich mich zu nichts zwingen. Ein Mann macht einer Frau keinen Heiratsantrag, ohne es sich vorher gründlich zu überlegen – zumindest sollte er es nicht.“ Dabei dachte Sawyer an Pete und die anderen. „Außerdem lasse ich mir von einer Frau nicht vorschreiben, wie ich mein Leben gestalten soll.“
Ben schaute ihn selbstgefällig an. „Warum schreist du eigentlich so?“
Sawyer schloss einen Moment die Augen und
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