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Saxnot stirbt nie - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Zweiter Roman

Saxnot stirbt nie - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Zweiter Roman

Titel: Saxnot stirbt nie - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Zweiter Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordian Robert
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Ansehen genoss, hatte ich allerdings auch nicht gewagt, mich in der Kanzlei zu auffällig zu erkundigen, ob etwas gegen ihn vorlag, ob aus jüngster Zeit ungeklärte Fälle, Berufungen an das Hofgericht, Fehlurteile, vielleicht sogar ein königlicher Verweis oder ein bannum gegen den Amtsinhaber verzeichnet waren. Jetzt tadelte ich mich für diese Nachlässigkeit. Aber ich war auch auf Odo ärgerlich, der offenbar mehr wusste, als er mir mitgeteilt hatte.
    „Ich nehme an“, sagte ich in vorwurfsvollem Ton, „du hast nicht erst gestern Abend von Bozo erfahren, dass du diesen Gozbert hier treffen würdest.“
    „Nein“, erwiderte Odo, „das wusste ich vorher.“
    „Warum hast du mir nichts davon erzählt?“
    „Weil ich es vorziehe, über angenehme Dinge mit dir zu plaudern, Vater.“
    Er grinste von der Höhe des Pferderückens auf mich Eselsreiter herab, was mich noch mehr verstimmte. Sein Impetus schien sich ebenfalls über mich und Grisel lustig zu machen und ließ uns mal wieder die Hinterhufe sehen. Doch ich sah ein, dass es jetzt nichts nützte zu grollen. Besser war es, mir schnell noch ein paar Auskünfte zu verschaffen. Mein Grisel, den hin und wieder der Ehrgeiz packte, wenn ihm sein stolzer Verwandter davonlaufen wollte, brachte mich flink an Odos Seite zurück.
    „Wie lange hat Gozbert sein Benefiz denn schon?“
    „Nun, wohl an die sieben Jahre.“
    „Und wie ist er dazu gekommen?“
    „Wie kommt die Maus an den Speck? Sie kennt eine andere Maus, die weiß, wo er hängt.“
    „Du meinst Volz?“
    „Der war beim Alten sein Fürsprecher. Man sah die beiden schon damals ständig zusammen.“
    „Ah, so kennst du den Grafen auch?“
    „Wir haben mal Bekanntschaft geschlossen. Einseitig.“
    „Was heißt das?“
    „Ich glaube nicht, dass er mich zu bemerken geruhte. Wir waren beide im Gefolge des Alten, als der zur Elbe rückte, vor acht Jahren. Volz gehörte zu seiner engsten Umgebung.“
    „Ein Sachse?“
    „Oh, er ist kein gewöhnlicher Sachse. Er ist ein Prachtexemplar von einem Sachsen, eine wahre Zierde des Sachsenlandes! Ein Ausbund von Edelmut und Frömmigkeit. Kaum zu glauben, dass der mal ein wilder Heide war. Er war auch einer der Ersten, die abschworen. Unser Alter war so begeistert von ihm, dass er ihn beim Vasalleneid in die Arme zog und küsste. Und dann brachen beide in Tränen aus … du weißt ja, beim alten Karlchen sitzen sie locker. Es war ein rührender Anblick!“
    „Dann war Volz wohl auch einer der ersten Sachsen, die Grafen wurden?“
    „Versteht sich. Gleich als die Grafschaftsverfassung hier eingeführt wurde, vor sechs Jahren. Vorher gab es hier einen Gauvorsteher, einen gewissen Umm. Das soll ein übler Stänker gewesen sein, der dauernd für Unruhe sorgte. Der wurde dann abgesetzt und in die Wälder gejagt. Für Volz hat sich die Sache natürlich gelohnt. Er hat nun nicht nur sein eigenes Gut als Allod, sondern bekam als Graf noch ein Benefiz von Gütern der Widerständler, das mindestens dreimal so groß ist. So ist der stolze Edeling nun auch mächtig und reich. Kein Wunder, dass Gozbert für ihn die wärmste Freundschaft empfand und heftig in seine Nähe strebte. Als sein Wunsch in Erfüllung gegangen war …“
    Ich erfuhr zunächst nicht, was sich dann ereignete. Ein Zwischenfall nahm unsere ganze Aufmerksamkeit in Anspruch.
    Wir sahen den Mann, der uns entgegen rannte, nur wenige Augenblicke. Es war ein riesenhafter Kerl, wie ein Bauer gekleidet. Unverhofft tauchte er hinter einem Gebüsch auf, an einer Stelle, wo der Weg eine Biegung machte. Er lief, als wäre der Teufel hinter ihm her, doch nur ein paar Schritte. Dann bemerkte er uns, erschrak und blieb stehen.
    Er war noch jung, hatte eine Stülpnase und Kinnbacken wie Mahlsteine. Sein gewaltiger Brustkorb hob und senkte sich keuchend. Die Augen unter dem rund geschnittenen, strohblonden Haarschopf blickten gehetzt. Er mochte in der Zeit von drei kurzen Atemzügen abwägen, ob er es schaffen könnte, unsere Reihen zu durchbrechen. Da waren schon mehrere Männer hinter ihm. Sie schwangen Knüppel, Äxte und Sensen.
    „Steh, Mörder!“, wurde geschrien. Und: „Jetzt haben wir ihn!“
    Der Mann entschied sich trotzdem zur Umkehr. Unseren schwer bewaffneten Trupp zu durchbrechen traute er sich nicht zu. Er drehte sich um und stürzte seinen Verfolgern entgegen. Aufbrüllend warf er sich in den Haufen, riss zwei Männer um, schwang seine Fäuste aus, sodass zwei weitere fielen, achtete nicht auf die

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