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Saxnot stirbt nie - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Zweiter Roman

Saxnot stirbt nie - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Zweiter Roman

Titel: Saxnot stirbt nie - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Zweiter Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordian Robert
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Sense, die seinen Kittel aufschnitt und seinen Rücken ritzte, und war schon wieder hinter den Büschen verschwunden. Die verwirrten Verfolger blieben zurück, vier lagen am Boden.
    So musste Samson durch die Reihen der Philister gestürmt sein!
    Wir waren inzwischen heran und Odo und Fulk, die es vom Schlachtfeld her gewöhnt waren, sich stumm zu verständigen, hatten bereits einen Blick getauscht. Fulk drückte seinem Rappen die Schenkel in die Flanken, seine drei Männer folgten ihm. Die Bauern stoben auseinander und im Galopp verschwanden die vier.
    „Warum seid ihr hinter ihm her?“, rief Odo.
    „Hoher Herr“, sagte der mit der Sense, ein dünnes, spitznasiges Kerlchen, „mit Eurer Erlaubnis, er hat gemordet. Seinen Herrn hat er gerade umgebracht!“
    „Was? Seinen Herrn?“
    „Den edlen Herrn Hatto!“, krähte ein Alter mit langem Zottelbart. „Seid Ihr die Königsboten?“
    „Die sind wir.“
    „Er wollte zu Euch!“
    „Wer?“
    „Herr Hatto. Wenn Ihr die Königsboten seid, so wollte er Euch entgegen reiten.“
    „Schweig doch, Wrach!“, fuhr einer der Männer dazwischen.
    „Er wollte uns entgegen reiten?“, fragte ich den Alten überrascht.
    „Wollte er. Aber nun kann er es nicht mehr. Ist ja tot. Da hinten sitzt er an einem Baum. Ist ganz blau im Gesicht.“
    „Er wollte die hohen Herren empfangen“, sagte der, welcher dem Alten Schweigen geboten hatte, ein unentwegt grinsender Schieler. „Hatte gehört, dass Ihr kommen würdet. Wollte Euch zum Herrn Grafen führen.“
    „Aber nun ist er hin“, sagte Wrach, wobei er bekümmert den Kopf schüttelte. „Wollt ihr ihn sehen? Es ist nicht weit. War ein Edeling, aber nicht viel wert. War betrunken.“
    „Schweig endlich!“, zischte der Schieler.
    „Führt uns hin!“, sagte ich.
    Es waren nur an die zweihundert Schritte zurückzulegen. Der Tote lehnte sitzend, die Beine gespreizt, an einem Birkenstamm. Ein stämmiger kleiner Gaul beschnüffelte ihn. Die Nase des etwa Vierzigjährigen war eine blaurote Knolle. Der Mund, aus dem ein paar faulige Zähne ragten, stand weit offen, die Zunge hing an einer Seite heraus. Seine weit geöffneten Augen starrten, als seien sie erstaunt, auf die reglosen Füße. Die Kleidung war schäbig, aber die Waffen am Gürtel – Langschwert, Streitaxt, Dolch – waren neu und kostbar.
    „Das nenne ich einen wahren Helden“, sagte Odo. „Ist wie ein Panzerreiter bewaffnet und lässt sich von zwei Händen erwürgen.“
    „Von einer!“, rief Wrach. „So!“ Er zeigte es. „Hat nur zugedrückt, als ob es ein Hähnchen wäre.“
    „Dieser Kerl, den ihr verfolgt habt? Wer ist es?“
    „Erk ist es. Der starke Erk. Hattos Höriger. Hat Kraft wie ein Bulle. Habt ihn ja gerade gesehen.“
    Wir blickten den Weg hinunter, wo Fulk und seine Männer wieder auftauchten. Sie kehrten unverrichteter Dinge zurück.
    „Dieser stinkende Auswurf ist uns entwischt!“, schimpfte Fulk. „Wildes Tier. Hat vielleicht einen Bau in der Nähe.“
    „Wohin könnte er geflohen sein?“, fragte ich die Bauern.
    Sie stellten verschiedene Vermutungen an, konnten sich aber nicht einigen. Jeder zeigte in eine andere Richtung. Auch darüber, wie es zu der Untat gekommen war, gab es unterschiedliche Meinungen.
    Zu erfahren war nur das Folgende: Hatto, ein Vasall des Grafen Volz, war in der Frühe aufgebrochen, um uns entgegen zu reiten. Er hatte von unserer Ankunft erfahren (niemand wusste, wie und durch wen) und wollte uns, wie der Schieler immer wieder hartnäckig beteuerte, den Willkommensgruß entbieten. Erk, sein Höriger, sei wie gewöhnlich neben ihm her gegangen und habe ihn einige Male stützen müssen, weil er nach einem nächtlichen Gelage noch etwas benommen war. Unterwegs habe Hatto die Bauern aufgelesen und ihnen befohlen, sich ihm anzuschließen. Wie es sich gehörte, sei man dem Herrn, der voraus ritt, mit etwas Abstand gefolgt. So sei der Zug bis zu dem Punkt gekommen, wo wir uns jetzt befanden. Hier habe der starke Erk den Herrn Hatto auf einmal vom Pferd gerissen und mit einem einzigen Druck seiner Faust erwürgt. Man sei hinzugeeilt, doch zu spät. Erk habe sich nicht lange besonnen und sei fortgelaufen.
    Dies alles wurde Stück für Stück, unter Schreien und Fluchen vorgebracht, wobei die Zeugen des Vorfalls sich angrunzten, einander ins Wort fielen, sich stießen und gegen die Beine traten. Ihr Diutisk war so seltsam, dass manches unverständlich blieb. Doch ungeachtet dessen hatte ich, der ich noch das meiste

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