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Saxnot stirbt nie - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Zweiter Roman

Saxnot stirbt nie - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Zweiter Roman

Titel: Saxnot stirbt nie - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Zweiter Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordian Robert
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Rouhfaz als Dritter mit uns zum Dingplatz hinaufgestiegen. Er bildete ja nun unser ganzes Gefolge. Ich hatte ihm aus der Gesandtschaftskasse Geld für neue Kleider gegeben, leider zu viel, denn Rouhfaz hatte sich vom Kaufmann Ratbold ein teures orientalisches Kostüm aufschwatzen lassen, in dem er nun elend fror. Der Morgenwind pfiff durch seine seidenen Pluderhosen und ließ seinen mageren Hintern zur Größe von Kinderfäusten schrumpfen. Diesen kehrte er uns jetzt zu, da er sich zitternd auf einer der Schöffenbänke zusammengerollt hatte. Vorwurfsvoll schien uns Rouhfaz zu fragen: Warum habt ihr mich mitten in der Nacht aus dem warmen Stroh hochgezerrt? Damit ich mir hier in der Morgenkühle, auf diesem leeren Platz für nichts und wieder nichts den Tod hole?
    Dies also war das königliche Gericht, das per bannum ein Botding verfügt, das heißt unter Androhung einer Bannbuße allen Dingpflichtigen der nahen Umgebung die Teilnahme an einem außerordentlichen Gerichtstag geboten hatte.
    Wie es dazu gekommen war? Es war Odo gewesen, der plötzlich von dem geordneten Rückzug nichts mehr wissen wollte, den er noch bei der Waldhütte so dringend für nötig gehalten hatte. Das unverschämte Ansinnen des Volz, einen von ihm selbst verfassten Lobgesang in unserem Namen an den König zu schicken, hatte sein Blut erneut in Wallung gebracht. Als Volz dann nach der Mitteilung von dem Mord an Umm mit offenem Hohn erwidert hatte, wir Königsboten täten besser daran, uns um lebendige Christen als um tote Heiden zu kümmern, und als diese Worte von seinen Leuten mit Beifallsgegröle und Gelächter aufgenommen wurden, war Odo mit seiner Geduld am Ende gewesen. Er hatte sein Schwert gezogen (sein Amtsschwert, nicht das von Gozbert empfangene), es vor sich in den Boden gerammt und mit schneidender Stimme gerufen:
    „Jeder, der Augen im Kopf hat, soll hersehen! Dies ist das Schwert des Königs der Franken und Langobarden, der jetzt auch hier in Sachsen gebietet! Wagt es jemand, sich über ihn lustig zu machen? Wagt es jemand, seine Kommissare zu verhöhnen? Wagt es jemand, sie zu belehren, auf welche Weise sie ihres Amtes zu walten hätten? Wer das wagt, der soll vortreten!“
    Ich hatte ja selbst schon die Erfahrung gemacht, dass grobe Ausfälle und Drohungen ihre Wirkung hier nicht verfehlten. Gleich wurde es still und die Gescholtenen duckten sich unter Odos Feuerblicken. Natürlich trat niemand vor. Töricht und ehrfürchtig starrten sie auf das im Boden steckende Schwert. Und wer am lautesten geschrien hatte, verkroch sich hinter dem Rücken seines Nachbarn.
    Auch Volz schien einzusehen, dass er zu weit gegangen war und so tat er auf einmal, als sei er selber empört.
    „Macht uns doch keine Schande, Männer!“, rief er. „Habt ihr verlernt, mit Würde und Anstand einem Gespräch zu folgen? Meine Herren Königsboten“, wandte er sich lächelnd wieder an uns, „ich fürchte, wir haben uns missverstanden. Ich wollte Euch nur empfohlen haben, Eure wertvolle Zeit und Aufmerksamkeit den Angelegenheiten zu widmen, die uns Christen am Herzen liegen. Der Tod des früheren Gauvorstehers, den wir aus unserer Gemeinschaft entfernt hatten, ist kein Ereignis, das eure Beachtung verdient. Niemand wird ihn zum Anlass nehmen, um Klage zu führen.“
    „Auch seine Verwandten nicht? Zum Beispiel sein Neffe?“, fragte ich.
    Einen Atemzug lang blieb Volz die Sprache weg, doch dann erwiderte er ganz ruhig: „Sollte der Schuldige gefunden werden, Vater, wird er manniert und verurteilt. Das ist selbstverständlich. Es gibt viele, die mit Umm verwandt waren und Anspruch auf Wergeld hätten. Es ist aber unwahrscheinlich, dass jemand, der heimlich im Walde mordet, jemals erkannt wird. Es könnte ein Fremder sein, ein Räuber oder Landflüchtiger. Ich wollte also nur sagen, dass wir in diesem Fall wohl kein Glück haben werden.“
    „Umso mehr Glück haben wir in einem anderen Fall!“, sagte Odo ungeduldig. „Da lief uns der Mörder ja direkt vor die Füße. Und nun alle herhören!“, rief er plötzlich. „Komme mir hinterher niemand, der nichts gewusst haben will!“
    Er trat vor, riss sein Schwert aus dem Boden und stieß es so heftig in die Luft, dass die Männer erschrocken zurückwichen.
    „Im Namen unseres Herrn Königs! Primo . Hiermit ergeht die Ladung an die Verwandten des Opfers, des Edelings Hatto, vor dem Gericht der Königsboten Klage zu führen. Habt ihr verstanden? Ihr werdet auch dafür sorgen, dass der Beklagte anwesend

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