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Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen

Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen

Titel: Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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einschlief.
    »Du brauchst dich gar nicht zu beklagen, Freddy«, sagte Lord Peter, der seit einiger Zeit dabei war, mit nervtötender Gründlichkeit sämtliche Schreibtischschubladen zu öffnen und an der Verriegelung der Verandatür herumzuspielen. »Denk mal an Jerry, wie der sich erst langweilen muß. Ich sollte ihm vielleicht ein paar Zeilen schreiben.«
    Er ging zum Schreibtisch und nahm ein Blatt Papier. »Weißt du zufällig, ob hier oft jemand Briefe schreibt?«
    »Keine Ahnung«, antwortete der Ehrenwerte Freddy. »Schreib selber nie welche. Wozu schreiben, wenn man telegrafieren kann? Dann schreiben die Leute doch nur zurück. Ich glaube, wenn Denver schreibt, schreibt er hier, und neulich habe ich auch den Oberst mit Feder und Tinte sich abquälen sehen, stimmt's, Oberst?« (Der Oberst reagierte mit einem Grunzen auf die Erwähnung seines Namens, ganz wie ein Hund, der im Schlaf mit dem Schwanz wedelt.) »Was ist denn? Keine Tinte da?«
    »War nur mal eine Frage«, antwortete Peter gelassen. Er schob ein Papiermesser unter das oberste Löschblatt der Schreibunterlage und hielt dieses gegens Licht. »Ganz recht, altes Haus. Ich muß deine Beobachtungsgabe loben. Das hier ist Jerrys Unterschrift, die andere da ist vom Oberst, und dann haben wir noch eine große, schwungvolle Schrift, die ich für weiblich halten würde.«
    Er betrachtete noch einmal das Löschblatt, schüttelte den Kopf, faltete es zusammen und steckte es in die Tasche. »Scheint nichts weiter drauf zu sein«, meinte er, »aber man weiß ja nie. ›Fünf irgendwas ... schöne irgendwas‹ – werden wohl Waldhühner sein. ›– oe – is – f. u –‹ vielleicht ›ist fruchtlos‹ oder so ähnlich. Na ja, kann nicht schaden, das Ding mal aufzuheben.«
    Dann glättete er sein Briefpapier und begann:
    »Lieber Jerry,
    da bin ich, der Spürhund der Familie in Aktion, und es ist mächtig aufregend –«
    Der Oberst schnarchte.
    Sonntag nachmittag. Parker war mit dem Wagen nach King's Fenton gefahren mit dem Auftrag, unterwegs in Riddlesdale anzuhalten, um sich nach einer grünäugigen Katze sowie einem jungen Mann mit Beiwagen zu erkundigen. Die Herzogin hatte sich ein wenig hingelegt. Mrs. Pettigrew-Robinson hatte ihren Mann auf eine Wanderung entführt. Irgendwo im Obergeschoß erfreute sich Mrs. Marchbanks der vollkommenen Geistesgemeinschaft mit ihrem Gatten.
    Lord Peters Feder kratzte leise übers Papier, hielt inne, kratzte weiter, hörte ganz auf. Er stützte das lange Kinn auf die Hände und starrte aus dem Fenster, an dessen Scheiben plötzliche kleine Regenschauer prasselten oder dann und wann ein totes Blatt vorbeiwehte. Der Oberst schnarchte; das Feuer knisterte; der Ehrenwerte Freddy begann vor sich hin zu summen und auf der Armlehne seines Sessels den Takt zu klopfen. Die Uhr rückte träge auf fünf. Das bedeutete Teezeit und brachte die Herzogin auf den Plan.
    »Wie geht es Mary?« fragte Lord Peter, indem er plötzlich in den Feuerschein trat.
    »Ich mache mir wirklich Sorgen um sie«, antwortete die Herzogin. »Sie läßt sich so merkwürdig gehen. Das paßt gar nicht zu ihr. Sie läßt auch kaum jemanden in ihre Nähe. Ich habe wieder nach Dr. Thorpe geschickt.«
    »Findest du nicht auch, sie sollte besser aufstehen und ein bißchen zu uns runterkommen?« meinte Wimsey. »So allein muß sie ja ins Brüten kommen, denke ich. Freddys geistreiche Unterhaltung würde sie sicher aufmuntern.«
    »Du darfst nicht vergessen«, erwiderte die Herzogin, »daß die Ärmste mit Hauptmann Cathcart verlobt war. Nicht jeder ist so gefühllos wie du.«
    »Sind noch mehr Briefe da, Euer Gnaden?« fragte der Diener, der eben mit dem Postsack hereinkam.
    »Ach, bringen Sie jetzt die Post weg?« fragte Wimsey. »Ja, hier ist einer – und noch einer, wenn's Ihnen nichts ausmacht, eine Minute zu warten, bis ich ihn geschrieben habe. Ich möchte so schnell schreiben können wie die Leute in den Filmen«, fuhr er fort und schrieb rasch, während er weitersprach: »›Liebe Lilian, Dein Vater hat Mr. William Snooks umgebracht, und wenn Du mir nicht durch Überbringer desselbigen sofort tausend Pfund schickst, erzähle ich alles Deinem Mann. Hochachtungsvoll, Dein Earl of Digglesbrake.‹ So macht man das; und alles mit einem Federstrich. Hier, Fleming.«
    Der Brief war an Ihre Gnaden die Herzoginwitwe von Denver gerichtet.
     
    Aus der Morning Post von Montag, dem ... November 19 ...:
    HERRENLOSES MOTORRAD
    Ein Viehtreiber machte gestern eine

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