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Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen

Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen

Titel: Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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verschlossen, nehme ich an?«
    »Ja.«
    »Und jeder, der herein will, muß Sie wecken?«
    »Ja, allerdings.«
    »Sie haben wohl letzten Mittwoch auch keine verdächtige Person draußen um den Zaun herumschleichen sehen?«
    »Nee, Sir. Aber vielleicht meine Frau. He, Frau!«
    Die so herbeigerufene Mrs. Hardraw erschien mit einem kleinen Jungen am Rockzipfel in der Tür.
    »Mittwoch?« meinte sie. »Nein, da hab ich keinen rumlungern sehen. Ich hab nämlich immer ein Auge auf Landstreicher und so, weil das doch hier so einsam ist. Mittwoch. Warte mal, John, das war doch der Tag, wo der junge Mann mit dem Motorrad hier war.«
    »Ein junger Mann mit einem Motorrad?«
    »Das muß da gewesen sein. Er hat gesagt, daß er 'nen Platten hat und 'nen Eimer Wasser braucht.«
    »Hat er sonst nichts gesagt?«
    »Er hat noch gefragt, wie der Ort hier heißt und wem das Jagdhaus gehört.«
    »Haben Sie ihm gesagt, daß sich der Herzog von Denver hier aufhält?«
    »Ja, Sir, und er hat gemeint, da kommen sicher viele feine Leute hierher zum Jagen.«
    »Hat er gesagt, wohin er fahren wollte?«
    »Er kommt von Weirdale rauf und will nach Cumberland, hat er gesagt.«
    »Wie lange hat er sich hier aufgehalten?«
    »Vielleicht 'ne halbe Stunde. Und dann hat er versucht, sein Motorrad wieder zum Laufen zu bringen, und ist in Richtung King's Fenton davongeknattert.«
    Sie zeigte nach rechts, wo man Lord Peter wild gestikulierend mitten auf der Straße stehen sah.
    »Was war das für ein Mann?«
    Wie die meisten Leute tat Mrs. Hardraw sich mit Beschreibungen schwer. Ziemlich jung und ziemlich groß sei er gewesen, meinte sie, weder dunkelhaarig noch blond und mit so einem langen Mantel, wie Motorradfahrer ihn trügen, mit einem Gürtel darum.
    »War er ein vornehmer Mann?«
    Mrs. Hardraw zögerte, und Mr. Parker stufte den Fremden im Geiste als ›so-so‹ ein.
    »Sie haben nicht zufällig die Nummer seines Motorrads gesehen?«
    Mrs. Hardraw hatte sie nicht gesehen. »Aber ein Beiwagen war dran«, sagte sie.
    Lord Peter winkte immer ungeduldiger, und Mr. Parker beeilte sich, ihm wieder Gesellschaft zu leisten.
    »Komm schon her, alte Klatschtante«, schalt Lord Peter grundlos. »Ist das nicht ein wunderschöner Graben?
    Aus solcher Goss' wie dieser
    Da linde Luft die Bäume schmeichelnd küßte
    Und sie nicht rauschen ließ, aus solcher Goss'
    Erstieg wohl unser Freund die Mauern Trojas
    Und wetzte sich im Schlamm die Schuhe blank .
    Sieh dir mal meine Hose an!«
    »Gar nicht so leicht, von dieser Seite über den Zaun zu steigen«, meinte Parker.
    »O ja. Er hat im Graben gestanden, einen Fuß hierher gesetzt, wo die Latte weggebrochen ist, mit einer Hand nach oben gegriffen und sich hochgezogen. Schuhgröße 45 muß ungewöhnlich groß, kräftig und gelenkig sein. Ich habe meinen Fuß da nicht hinaufgekriegt, geschweige die Hand bis oben. Ich bin einsfünfundsiebzig groß. Kommst du ran?«
    Parker mit seinen einsdreiundachtzig reichte mit der Hand gerade bis oben.
    »Ich könnte es schaffen – an einem guten Tag«, sagte er, »und bei entsprechendem Anreiz und gutem Zureden.«
    »Eben«, sagte Lord Peter. »Und daraus schließen wir auf seine ungewöhnliche Größe und Kraft.«
    »Ja«, meinte Parker. »Unser Pech, daß wir uns vorhin erst genötigt sahen, ihn für ungewöhnlich klein und schwach zu halten.«
    »Oh!« machte Peter. »Hm – ja, da hast du recht, das kommt ein wenig ungelegen.«
    »Aber es könnte sich recht bald aufklären. Könnte er nicht einen Komplicen gehabt haben, der ihm hier hinaufgeholfen hat?«
    »Dann müßte der Komplice ein Wesen ohne Füße und sonstige Fortbewegungswerkzeuge sein«, sagte Lord Peter und zeigte auf die einsamen Abdrücke eines Paars geflickterSchuhe, Größe 45. »Übrigens, wie hat er im Dunkeln sofort die Stelle gefunden, an der die Spitzen fehlten? Anscheinend ist er aus der Gegend oder hat sich vorher umgesehen.«
    »Bei der Gelegenheit«, erwiderte Parker, »kann ich dir ja endlich von dem unterhaltsamen ›Klatsch‹ berichten, den ich mit Mrs. Hardraw hatte.«
    »Hoppla!« meinte Wimsey, nachdem er sich das angehört hatte. »Das ist ja interessant. Wir sollten uns mal in Riddlesdale und King's Fenton erkundigen. Inzwischen wissen wir also, woher Schuhgröße 45 gekommen ist; aber wohin ist er verschwunden, nachdem er Cathcarts Leiche neben dem Brunnen abgelegt hatte?«
    »Die Spur führt in die Schonung«, sagte Parker. »Dort habe ich sie verloren. Totes Laub und Unterholz bilden

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