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Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen

Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen

Titel: Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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vorerst zu eigen. Dann gilt es jetzt vor allem, Schuhgröße 45 zu finden, weil er bezeugen kann, daß Cathcart Selbstmord begangen hat; und das ist, was meinen Bruder betrifft, überhaupt der springende Punkt. Aber zur Befriedigung meiner eigenen Neugier möchte ich gern noch wissen: Womit hat Schuhgröße 45 Cathcart erpreßt? Wer hat einen Koffer im Wintergarten versteckt? Und was tat Gerald morgens um drei Uhr draußen im Garten?«
    »Tja«, sagte Parker, »dann schlage ich vor, wir versuchen als erstes festzustellen, woher Schuhgröße 45 kam.«
    »Hoho!« rief Wimsey plötzlich, als sie sich wieder dem Weg zuwandten. »Da liegt ja was – Parker, wir haben einen echten Schatz gefunden!«
    Zwischen Lehm und moderndem Laub zog er etwas Kleines, Glitzerndes hervor – es funkelte weiß und grün zwischen seinen Fingerspitzen.
    Es war ein kleines Amulett, wie Frauen es gern am Armband tragen – eine winzige Brillantkatze mit Augen aus leuchtenden Smaragden.

Lehmflecken und Blutflecken
    Andere Dinge mögen in ihrer Art ja recht nett sein – aber reines Blut geht über alles ... Wir sagen: »Da! Das ist Blut!« Es ist eine richtige Tatsache. Wir können mit den Fingern darauf zeigen. Es schließt jeden Zweifel aus. Reines Blut muß es sein, nicht?
David Copperfield
    »Bis jetzt«, sagte Lord Peter, während sie unter Mühen der Spur von Schuhgröße 45 durch das Wäldchen folgten, »war ich überzeugt, daß diese entgegenkommenden Verbrecher, die ihre Spuren mit lauter kleinen persönlichen Dingen verzieren – hier ist er, auf einem zertretenen Pilz –, eine Erfindung der Detektivliteratur zum Nutzen der Autoren seien. Ich sehe, daß ich in meinem Beruf noch etwas dazulernen kann.«
    »Du übst ihn ja auch noch nicht so lange aus«, meinte Parker. »Außerdem wissen wir nicht, ob die Diamantkatze dem Verbrecher gehört. Sie könnte jemandem aus deiner Familie gehören und schon seit Tagen hier herumliegen. Sie könnte diesem Mr. Dingsda in Amerika gehören, oder dem vorletzten Bewohner, und schon seit Jahren hier liegen. Dieser abgebrochene Zweig hier, das könnte unser Freund gewesen sein – ich glaube, er ist es.«
    »Ich werde mal in der Familie nachfragen«, sagte Lord Peter, »und im Dorf könnten wir erfahren, ob sich dort schon einmal jemand nach einer verlorenen Katze erkundigt hat. Das sind nämlich echte Steine. So etwas verliert man nicht, ohne einen Riesenwirbel darum zu machen – jetzt hab ich ihn aber ganz verloren.«
    »Macht nichts – ich habe ihn. Hier ist er über eine Wurzel gestolpert.«
    »Geschieht ihm recht«, meinte Lord Peter giftig, indem er den Rücken streckte. »Weißt du, ich finde, der menschliche Körper ist für dieses Spürhundgeschäft nicht sehr durchdacht konstruiert. Wenn man auf allen vieren laufen könnte oder Augen an den Knien hätte, das wäre viel praktischer.«
    »Die teleologische Betrachtungsweise der Schöpfung hat ihre Tücken«, kommentierte Parker gelassen. »Aha! Jetzt kommen wir an den Zaun.«
    »Und hier ist er herübergestiegen«, sagte Lord Peter und zeigte auf eine Stelle, wo die Lattenspitze abgebrochen war. »Hier ist er mit den Absätzen aufgekommen, und hier ist er vornüber auf Hände und Knie gefallen. Hm! Hilf mir mal hoch, bitte. Danke. Aha, der Bruch ist alt. Mr. Montague-in-Amerika sollte seinen Zaun besser in Ordnung halten. Schuhgröße 45 hat sich jedenfalls den Mantel an den Spitzen zerrissen; er hat ein Stückchen Burberry zurückgelassen. Welch ein Glück! Hier auf der anderen Seite ist ein tiefer, sumpfiger Graben, in den ich jetzt spornstreichs hineinfallen werde.«
    Ein dumpfes Platschen verriet, daß er seine Worte wahrgemacht hatte. Der solchermaßen schnöde allein gelassene Parker blickte sich um, und als er sah, daß es bis zum Tor nur etwa hundert Schritt waren, lief er hin und wurde von Hardraw, dem Wildhüter, der gerade aus seinem Haus kam, zuvorkommend hinausgelassen.
    »Übrigens«, sagte Parker zu ihm, »haben Sie Mittwoch nacht überhaupt etwas von Wilderern entdeckt?«
    »Nee«, antwortete der Mann, »nicht mal 'n totes Karnickel. Da muß das gnädige Fräulein sich verhört haben, und es war doch der Schuß, den ich gehört habe, der den Hauptmann getötet hat.«
    »Schon möglich«, sagte Parker. »Wissen Sie übrigens, wie lange die Spitzen da drüben an den Zaunlatten schon abgebrochen sind?«
    »Na, so um 'nen Monat rum. Hätte längst repariert werden müssen, aber der Mann ist krank.«
    »Das Tor ist nachts

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