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Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen

Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen

Titel: Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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sah.«
    »Das ist noch gar nichts gegen meinen Schrecken, als ich den Silbersand darin fand.«
    »Silbersand?«
    »Aus dem Wintergarten.«
    »Mein Gott!« rief Mary.
    »Nun gut, erzähl weiter. Du hast Freddy und die Pettigrew-Robinsons aufgeweckt. Und dann mußtest du schnell in dein Zimmer, um den Abschiedsbrief zu vernichten und die Kleider auszuziehen.«
    »Ja. Ich fürchte, wie ich das gemacht habe, das war nicht sehr glaubhaft. Aber ich konnte nicht gut jemandem weismachen wollen, daß ich voll angezogen, mit seidener Unterwäsche, sauber geknoteter Krawatte und einer goldenen Krawattennadel auf Einbrecherjagd gegangen sei.«
    »Nein. Die Schwierigkeiten verstehe ich gut.«
    »Es hat ja auch ganz gut geklappt, weil mir alle ohne weiteres glaubten, daß ich nur aus Mrs. Pettigrew-Robinsons Fängen entkommen wollte – außer natürlich Mrs. P. selbst.«
    »O ja; sogar Parker hat das geschluckt, stimmt's, altes Haus?«
    »Ja, ja«, sagte Parker finster.
    »Das mit dem Schuß war ein böser Fehler von mir«, fuhr Lady Mary fort. »Sieh mal, ich hatte alles so schön erklärt – und dann mußte ich feststellen, daß sonst niemand einen Schuß gehört hatte. Und hinterher haben sie entdeckt, daß sich alles weit weg im Gebüsch abgespielt hatte – und die Zeit stimmte auch nicht. Bei der Voruntersuchung mußte ich natürlich bei meiner Geschichte bleiben – und es sah immer schlimmer und schlimmer aus –, und dann haben sie alles auf Gerald geschoben. In meinen schlimmsten Träumen wäre ich auf die Idee nicht gekommen. Natürlich sehe ich jetzt, wie ich mit meiner eigenen dummen Aussage dazu beigetragen habe.«
    »Darum das Ipecacuanha«, sagte Peter.
    »Ich hatte mich so furchtbar verstrickt«, sagte die arme Lady Mary, »daß ich es für besser hielt, ganz den Mund zu halten, damit ich alles nicht noch schlimmer machte.«
    »Und hast du immer noch geglaubt, daß es Goyles war?«
    »Ich – hab nicht mehr gewußt, was ich glauben sollte«, sagte Mary. »Und jetzt weiß ich es auch nicht. Peter, wer könnte es denn sonst gewesen sein?«
    »Ehrlich gesagt, mein Kind«, sagte Seine Lordschaft, »wenn er es nicht war, weiß ich das auch nicht.«
    »Immerhin ist er ja auch weggelaufen«, sagte Lady Mary.
    »Schießen und Weglaufen scheint seine Stärke zu sein«, meinte Peter bissig.
    »Wenn er das nicht mit dir gemacht hätte«, sagte Mary langsam, »hätte ich dir das alles nie erzählt. Eher wäre ich gestorben. Aber bei seinen revolutionären Ideen – und wenn man an Rußland denkt und an all das Blut, das da in Aufständen und Kämpfen vergossen wird –, ich glaube, da lernt man ein Menschenleben verachten.«
    »Mein Liebes«, sagte die Herzoginwitwe, »ich habe den Eindruck, daß Mr. Goyles für sein eigenes Leben keine große Verachtung an den Tag legt. Du mußt versuchen, die Sache gerecht zu sehen. Auf Leute schießen und weglaufen ist nicht sehr heldenhaft – nach unseren Maßstäben.«
    »Was ich nur nicht verstehe«, warf Wimsey schnell dazwischen, »das ist, wie Geralds Revolver ins Gebüsch kam.«
    »Und was ich gern wissen möchte«, sagte die Herzoginwitwe, »das ist, ob Denis wirklich ein Falschspieler war.«
    »Und worüber ich gern Bescheid wüßte«, sagte Parker, »das ist die grünäugige Katze.«
    »Denis hat mir nie eine Katze geschenkt«, sagte Mary. »Das war geflunkert.«
    »Waren Sie je mit ihm in einem Juwelierladen in der Rue de la Paix?«
    »Das schon; etliche Male. Und er hat mir einen Schildpattkamm mit Brillanten geschenkt. Aber nie eine Katze.«
    »Dann können wir das schöne Geständnis von gestern abend also endlich vergessen«, sagte Lord Peter, indem er lächelnd Parkers Notizen durchblätterte. »Eigentlich gar nicht so schlecht, Polly, gar nicht schlecht. Du hast ein Talent für Schauerromane – doch, das meine ich wirklich! Hier und da noch ein bißchen mehr Liebe zum Detail. Zum Beispiel hättest du unmöglich diesen schwerverletzten Mann den ganzen Weg zum Haus schleifen können, ohne dich über und über mit Blut zu beschmieren. Übrigens, hat Goyles Cathcart überhaupt gekannt?«
    »Nicht daß ich wüßte.«
    »Parker und ich hatten nämlich schon eine andere Theorie, die Goyles wenigstens vom schlimmsten Verdacht befreit hätte. Erzähl's ihr, Alter; es war ja deine Idee.«
    Nach dieser Aufforderung schilderte Parker seine Theorie von Erpressung und Selbstmord.
    »Das klingt plausibel«, sagte Mary, »– theoretisch zumindest; aber das sähe George überhaupt

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