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Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen

Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen

Titel: Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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noch keine jährlichen Basare und Teekränzchen im Gemeindesaal veranstaltet, demnach war das sicher noch was anderes, als was wir heute unter Mission verstehen – er hat sich da jedenfalls ausgekannt – du weißt ja noch, die Geschichte mit der Mandragora – oder war das vielleicht das Ding, wofür man einen großen schwarzen Hund brauchte? Richtig, Manichäer, das ist das Wort, das ich gesucht habe. Wie hieß der noch? Faust? Oder verwechsle ich den jetzt mit dem alten Mann in der Oper?«
    »Jedenfalls«, sagte Mary, ohne sich daran aufzuhalten, die Gedankenfäden ihrer Mutter zu entwirren, »war George der einzige Mensch, an dem mir wirklich etwas lag – und das ist er noch immer. Nur war eben alles so hoffnungslos. Vielleicht hast du nicht viel gegen ihn gesagt, Mutter, aber Gerald hat eine Menge gesagt. Und so furchtbare Dinge!«
    »Ja«, sagte die Herzoginwitwe. »Er hat eben gesagt, was er dachte. Das tut die heutige Generation nämlich. Ich gebe zu, mein Kind, daß Uneingeweihte das manchmal etwas rüde finden mögen.«
    Peter grinste, aber Mary fuhr unbeirrt fort.
    »George hatte einfach kein Geld. Er hatte buchstäblich alles auf die eine oder andere Art der Partei gegeben, und dann hatte er auch noch seine Stelle im Informationsministerium verloren; die waren der Meinung, er habe zuviel Sympathie für die Sozialisten im Ausland. Es war entsetzlich unfair. Jedenfalls konnte ich ihm unmöglich auf der Tasche liegen; und Gerald war so gemein, mir zu drohen, er werde mir meinen ganzen Unterhalt streichen, wenn ich George nicht den Laufpaß gäbe. Also hab ich das getan, aber auf unsere Gefühle füreinander hatte das natürlich gar keinen Einfluß. Ich will Mutter zugute halten, daß sie etwas anständiger war. Sie hat gesagt, sie wolle uns helfen, wenn George eine Arbeit fände; aber wie ich schon sagte, wenn George Arbeit gehabt hätte, wären wir auf keine Hilfe angewiesen gewesen!«
    »Aber Kind, ich konnte doch Mr. Goyles nicht mit dem Ansinnen beleidigen, vom Geld seiner Schwiegermutter zu leben«, sagte die Herzoginwitwe.
    »Warum nicht?« meinte Mary. »George hält nichts von diesen altmodischen Eigentumsbegriffen. Außerdem, wenn du es mir gegeben hättest, wäre es mein Geld gewesen. Wir glauben an die Gleichheit von Mann und Frau. Warum soll immer der eine mehr der Brotverdiener sein als der andere?«
    »Ich kann es mir nicht vorstellen, Kind«, sagte die Herzoginwitwe. »Zumindest konnte ich doch von dem armen Mr. Goyles nicht verlangen, daß er von unverdientem Einkommen lebte, wo er doch von ererbten Gütern nichts hält.«
    »Das ist ein Fehlschluß«, sagte Mary ausweichend. »Jedenfalls«, fügte sie hastig hinzu, »so war's. Nach dem Krieg ist George nach Deutschland gegangen, um dort den Sozialismus und Arbeiterfragen zu studieren, und alles schien aus zu sein. Und als dann Denis Cathcart kam, habe ich gesagt, daß ich ihn heiraten würde.«
    »Warum?« fragte Peter. »Mir kam er nie als der richtige Mann für dich vor. Ich meine, soviel ich weiß war er doch ein Konservativer und geborener Diplomat und – na ja, eben so ein richtiger alter Reaktionär. Ich kann mir nicht vorstellen, daß ihr auch nur eine einzige gemeinsame Ansicht hattet.«
    »Nein; aber dafür war es ihm auch vollkommen gleich, ob ich irgendwelche Ansichten hatte und was für welche. Ich habe ihm das Versprechen abgenommen, daß er mich nicht mit Diplomaten und dergleichen belästigen würde, und er hat gesagt, ich könne tun und lassen, was ich wolle, solange ich ihn nur nicht kompromittiere. Und wir wollten in Paris leben und jeder seine eigenen Wege gehen. Mir war alles lieber als hierzubleiben und jemanden aus den eigenen Kreisen zu heiraten und Basare zu eröffnen und zum Polo zu gehen und vom Prinzen von Wales empfangen zu werden. Also habe ich gesagt, ich heirate Denis, denn mir lag nichts an ihm, und ich bin sicher, daß ihm ebensowenig an mir lag, so daß wir einander bestimmt in Ruhe gelassen hätten. Ich wollte nichts weiter als in Ruhe gelassen zu werden!«
    »War Jerry bereit, dir dein Geld zu geben?« fragte Peter.
    »Doch, ja – er hat zwar gemeint, Denis sei kein großer Fang – ich wollte, Gerald wäre nicht so vulgär, auf diese platte, frühviktorianische Art –, aber er hat gesagt, nach George könne er nur seinen Sternen danken, daß es nicht noch schlimmer komme.«
    »Notier dir das, Charles«, sagte Wimsey.
    »Na ja, zuerst schien auch alles gutzugehen, aber mit der Zeit wurde ich immer

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