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Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen

Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen

Titel: Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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begann Mr. Goyles.
    »Ich dachte, ihr Leute vom Sowjet-Club genießt es geradezu, wenn man euch alles mögliche zutraut«, sagte Lord Peter. »Also, ich finde, es hätte der stolzeste Augenblick Ihres Lebens sein müssen, als man Sie für einen wirklich gefährlichen Burschen hielt.«
    »Und das hämische Geschwätz von Leuten wie Ihnen«, entgegnete Goyles mit Leidenschaft, »sät mehr Haß zwischen den Klassen als –«
    »Sparen wir uns das«, unterbrach Mr. Murbles. »Gesetz ist, Gesetz, für jeden, junger Mann, und Sie haben es fertiggebracht, sich in eine sehr unangenehme Lage zu bringen.« Er drückte eine Klingel auf dem Tisch, woraufhin Parker in Begleitung eines Konstablers eintrat. »Wir wären Ihnen sehr verbunden«, sagte Mr. Murbles, »wenn Sie diesen jungen Mann freundlicherweise im Auge behalten könnten. Wir erstatten keine Anzeige gegen ihn, solange er sich benimmt, aber er darf nicht versuchen, sich abzusetzen, bevor der Fall Riddlesdale zur Verhandlung kommt.«
    »Gewiß nicht, Sir«, sagte Mr. Parker.
    »Einen Augenblick noch«, sagte Mary. »Mr. Goyles, hier ist der Ring, den Sie mir einmal gegeben haben. Leben Sie wohl. Wenn Sie das nächste Mal eine öffentliche Rede halten und für entschiedenes Handeln eintreten, komme ich applaudieren. Sie können über derlei Dinge so gut sprechen. Ansonsten aber halte ich es für besser, wenn wir uns nicht wiedersehen.«
    »Natürlich«, sagte der junge Mann bitter, »deine Leute haben mich in diese Lage gebracht, und nun kehrst du dich gegen mich und verhöhnst mich auch.«
    »Zu glauben, daß Sie ein Mörder wären, hat mich nicht gestört«, sagte Lady Mary voller Verachtung, »aber es stört mich, daß Sie so ein Hampelmann sind.«
    Ehe Mr. Goyles etwas erwidern konnte, bugsierte Mr. Parker, verlegen, aber nicht gerade mißvergnügt, seinen Schützling aus dem Zimmer. Mary trat ans Fenster, wo sie stehenblieb und sich auf die Lippen biß.
    Wenig später ging Lord Peter zu ihr. »Du, Polly, der alte Murbles hat uns zum Lunch eingeladen. Kommst du mit? Sir Impey Biggs ist auch da.«
    »Den möchte ich heute nicht sehen. Es ist sehr lieb von Mr. Murbles –«
    »Na, komm schon, Mädchen. Biggs ist immerhin eine Berühmtheit und obendrein ein Anblick für die Götter – wie Marmor. Er wird dich gründlich über Kanarienvögel aufklären –«
    Mary mußte trotz ihrer eigensinnigen Tränen kichern.
    »Es ist furchtbar lieb von dir, Peter, daß du das Kindchen bei Laune zu halten versuchst. Aber ich kann nicht. Ich würde mich nur zum Narren machen. Und ich bin für heute schon genug zum Narren gemacht worden.«
    »Quatsch«, sagte Peter. »Gewiß hat Goyles sich heute nicht mit Ruhm bekleckert, aber er war ja auch in einer ekligen Situation. Komm doch mit.«
    »Ich hoffe, Lady Mary kann sich entschließen, meine Junggesellenwohnung mit ihrer Gegenwart zu verschönern«, sagte der Anwalt im Näherkommen. »Ich würde die große Ehre sehr zu schätzen wissen. Ich glaube, ich habe schon zwanzig Jahre keine Dame mehr in meinen vier Wänden gehabt – mein Gott, es müssen tatsächlich schon zwanzig Jahre sein.«
    »In diesem Falle«, sagte Lady Mary, »kann ich wohl nicht absagen.«
    Mr. Murbles besaß eine hübsche Wohnung in Staple Inn, deren Fenster auf einen gepflegten Garten mit reizenden kleinen Blumenbeeten und einem plätschernden Springbrunnen hinausblickten. Wie die Zimmer diese altmodische Rechtsgelehrtenatmosphäre wahrten, die er um sein sprödes Ich verbreitete, grenzte ans Wunderbare. Das Speisezimmer war mit Mahagonimöbeln, einem Orientteppich und roten Vorhängen ausgestattet. Auf dem Büfett standen ein paar hübsche Silberschalen, echte Sheffield-Arbeiten, und etliche Karaffen mit gravierten silbernen Etiketten um die Hälse. In einem Bücherregal sah man lauter dicke, in Kalbsleder gebundene Gesetzeswerke, und über dem Kaminsims hing ein streng dreinblickender Richter in Öl. Lady Mary war mit einemmal dankbar für diese diskrete viktorianische Atmosphäre.
    »Ich fürchte, wir werden auf Sir Impey noch ein paar Sekunden warten müssen«, sagte Mr. Murbles mit einem Blick auf seine Uhr. »Er hat die Sache Quangle & Hamper gegen Die Wahrheit übernommen, aber sie hoffen heute morgen damit fertig zu werden – Sir Impey selbst meint, bis Mittag wäre der Fall erledigt. Ein genialer Mann, unser Sir Impey. Er verteidigt Die Wahrheit.«
    »Erstaunlich für einen Rechtsanwalt, wie?« meinte Peter.
    »Die Zeitung«, sagte Mr. Murbles, indem er

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