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Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen

Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen

Titel: Sayers, Dorothy L. - Lord Peter 02 - Diskrete Zeugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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verübt. Wir werden die Zeiten einmal genau unter die Lupe nehmen müssen.«
    »Hurra!« rief Wimsey. »Ich denke, ich mache mich mal gleich wieder auf den Weg nach Riddlesdale.«
    »Ich bleibe besser hier«, sagte Parker. »Es könnte vielleicht etwas aus Paris kommen.«
    »Recht hast du. Laß es mich jedenfalls sofort wissen, wenn was kommt. Mensch, hör mal!«
    »Ja?«
    »Ist dir schon aufgefallen, daß dieser Fall an zu vielen Anhaltspunkten krankt? Da laufen Dutzende von Leuten mit Geheimnissen und Fluchtplänen in der Gegend –«
    »Du bist ein Ekel, Peter«, sagte Lady Mary.

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    »Oho, mein Freund! Du bist wohl in die Grube gefallen!«
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    Lord Peter unterbrach seine Reise nach Norden in York, wohin man den Herzog von Denver nach der Sitzung des Assisengerichts gebracht hatte, da das Gefängnis von Northallerton geschlossen werden sollte. Mittels kluger Überredungskunst gelang es Peter, die Erlaubnis zu einem Gespräch mit seinem Bruder zu erwirken. Er traf den Herzog verdrießlich und von der Gefängnisatmosphäre niedergeschlagen, aber nach wie vor unbeugsam und störrisch an.
    »Dumme Geschichte, alter Junge«, sagte Peter, »aber du hältst dich wirklich prima. Furchtbar langweilig, dieser ganze Juristenkram, wie? Aber wir gewinnen dadurch Zeit, und das ist auch schon was.«
    »Ein unerhörter Skandal ist das!« sagte Seine Gnaden. »Möchte wissen, was Murbles sich dabei denkt. Kommt hierher und versucht mich einzuschüchtern – so eine Unverschämtheit! Man sollte glauben, er hält mich für den Täter.«
    »Nun paß mal auf, Jerry«, sagte sein Bruder ernst, »warum gibst du nicht endlich dein Alibi preis? Es wäre so ungemein hilfreich. Denn immerhin, wenn einer nicht sagen will, was er getan hat –«
    »Es ist nicht meine Aufgabe, etwas zu beweisen«, erwiderte Seine Gnaden würdevoll. »Die müssen beweisen, daß ich da war und den Kerl umgebracht habe. Ich bin nicht verpflichtet, zu sagen, wo ich war. Schließlich habe ich als unschuldig zu gelten, bis man mir eine Schuld nachweist, oder? Ich nenne das eine Schande. Ein Mord wurde begangen, und die machen sich nicht die geringste Mühe, den wirklichen Mörder zu finden. Ich gebe ihnen mein Ehrenwort, von meinem Eid ganz zu schweigen, daß ich Cathcart nicht getötet habe – obwohl das Schwein es, wohlgemerkt, verdient hat –, aber die scheren sich nicht darum. Inzwischen kann der wirkliche Verbrecher entkommen, wohin er will. Wenn ich doch nur frei wäre, ich würde denen einheizen.«
    »Nun, warum kürzt du die Geschichte dann nicht einfach ab?« drängte Peter. »Ich meine ja nicht hier und jetzt vor mir –« damit warf er einen Blick auf den Wärter, der in Hörweite saß – »sondern vor Murbles. Dann könnten wir an die Arbeit gehen.«
    »Ich wollte, du würdest dich gefälligst heraushalten«, knurrte der Herzog. »Ist es nicht so schon widerwärtig genug für die arme Helen und Mutter und alle andern, auch ohne daß du gleich wieder die Gelegenheit ergreifst, Sherlock Holmes zu spielen? Ich hatte wirklich geglaubt, du würdest den Anstand besitzen, dich der Familie zuliebe ruhig zu verhalten. Mag ja sein, daß ich mich in einer hundsmiserablen Lage befinde, aber ich mache mich wenigstens nicht noch zu einem öffentlichen Schauspiel!«
    »Zum Kuckuck!« rief Peter mit solcher Heftigkeit, daß der stumpfsinnig dreinblickende Wärter richtig zusammenzuckte. »Wer hier ein öffentliches Schauspiel bietet, das bist doch gerade du! Ohne dich wär's gar nicht erst dazu gekommen. Meinst du vielleicht, mir macht es Spaß, meinen Bruder im Gefängnis sitzen und meine Schwester durch die Gerichtsinstanzen gezerrt zu sehen, auf Schritt und Tritt über Zeitungsreporter zu stolpern, mich an jeder Straßenecke von deinem Namen auf irgendeinem Zeitungsblatt anstieren zu lassen und dieses ganze scheußliche Theater miterleben zu müssen, mit großem Schlußakt im Oberhaus, wo sie dann alle in Purpur und Hermelin und dem ganzen Klimbim antanzen müssen? Im Club fangen die Leute schon an, mich komisch anzusehen, und ich kann sie förmlich flüstern hören, daß ›an Denvers Verhalten weiß Gott was faul‹ ist! Mach endlich einen Punkt, Jerry.«
    »Nun, wir können jetzt nicht mehr zurück«, sagte sein Bruder, »und dem Himmel sei Dank, daß es unter den Peers noch ein paar anständige Männer gibt, die das Wort eines Edelmannes zu würdigen wissen, selbst wenn mein eigener Bruder nicht über seine erbärmlichen juristischen

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