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Sayers, Dorothy L. - Wimsey 14 - Feuerwerk

Sayers, Dorothy L. - Wimsey 14 - Feuerwerk

Titel: Sayers, Dorothy L. - Wimsey 14 - Feuerwerk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L Sayers
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sich die Mitspieler unter Lachen und Scherzen. Markham starrte auf die Vorhänge, die ihm bekannt vorkamen. Das waren doch die Vorhänge aus seinem eigenen Häuschen in Cornwall. Jane hatte sie quer durch das Wohnzimmer gehängt, um die Eßnische von dem übrigen Raum abzutrennen. Wie seltsam, daß Bob sie jetzt hier hatte. Aber nein. Bob hatte Jane die Vorhänge zur Hochzeit geschenkt, und dies mußte ein anderes Paar sein. Sie waren alt, das wußte er. Damast von dieser Qualität wurde heute nicht mehr hergestellt.
    Bob steckte seinen verwuschelten Kopf durch die Vorhänge und verkündete: »Das ganze Wort hat vier Buchstaben«, und verschwand wieder. Dann wurden die Lichter ausgedreht und die Vorhänge zurückgezogen für die Darstellung des ersten Buchstabens.
    Eine japanische Wand im Hintergrund der Bühne, über der Lavinia Forbes’ Kopf im eleganten Seidenschal und mit einem um die Stirn gewundenen Kricketgürtel erschien, veranlaßte die stets voreilige Mrs. Lester zu dem Ausruf: »Romeo und Julia – Balkonszene!« Jeder rief »Pst«, und die vermeintliche Julia machte sich daran, mit Hilfe von Spiegel und Lippenstift ihr Gesicht in üppiger Weise anzumalen. Mitten in dieser Beschäftigung schien ihre Aufmerksamkeit durch etwas anderes gefesselt zu werden. Sie lehnte sich über die Wand und wies mit der Hand in Richtung des Flurs. Unter begeistertem Applaus erschienen auf Händen und Knien die Zwillinge Peter und Paul Barnaby, in Pelzmäntel gehüllt und heftig auf einer Wäscheleine kauend. Sie zogen einen mit Kofferriemen befestigten Korbstuhl, der nach ominösem Zögern zwischen den Türpfosten von unsichtbarer Hand kräftig auf die Bühne gestoßen wurde, so daß der Wagenlenker – prächtig angetan mit scharlachrotem Schlafrock und gestreifter Schärpe – beinahe auf dem Rücken seiner Rosse gelandet wäre. Die Dame hinter der Wand schien dem Wagenlenker eine heftige Standpauke zu halten, der jedoch mit einer vulgären Geste darauf reagierte. Ein weiteres kurzes Gebärdenspiel führte zum Auftreten zweier korpulenter Personen in Bademantel und Turban, die sich anschickten, die Dame über die Mauer zu ziehen. Irgend jemand rief: »Vorsicht!«, die japanische Wand geriet ins Schwanken und wurde von einem der Rosse gestützt. Das Opfer wurde auf den Boden geworfen und starb unter heftigen Zuckungen und schwerem Stöhnen. Der Wagenlenker schlug seinen Pferden, die ihn im Trab rund um die Bühne und dann hinter die Kulissen zogen, mit dem Regenschirm übers Kreuz. Ein lautes Bellen kündigte das Erscheinen von drei wilden Tieren an, die die Leiche ausgiebig beschnüffelten und sie in großen Happen zu verschlingen begannen, als der Vorhang fiel.
    Diese feurige Darstellung ernteten lauten Beifall und bot den Zuschauern keine Schwierigkeiten.
    »Jesabel natürlich«, sagte Tony Withers.
    »Hoffentlich hat Lavvie sich nicht weh getan«, sagte Mrs. Lester. »Sie landete mit einem furchtbaren Bums.«
    »Na, der erste Buchstabe ist jedenfalls J«, erklärte Patricia Martin. »Mir gefiel die wilde Fahrt.«
    »Bob sah einfach wunderbar aus«, äußerte sich Bice Taylor, der gerade hinter Mrs. Lester saß, und fügte, an Markam gewandt, hinzu:
    »Aber man vermißt die liebe Jane so sehr. Sie spielte und verkleidete sich so gern. Und war die Lustigste von allen.«
    Markham nickte. Ja, Jane hatte immer geschauspielert. Und ihre Heiterkeit hatte sich irgendwie gegen die Einsamkeit ihres Häuschens und gegen seine eigene verdrießliche Stimmung behauptet.
    Sie hatte immer gesungen, wenn sie ihren häuslichen Pflichten nachging, und das war ihm so schrecklich auf die Nerven gefallen, daß er sie angefaucht hatte. Er hatte sich oft gefragt, was sie wohl so fröhlich stimmen mochte. Bis er die Briefe fand, und dann wußte er Bescheid.
    Er wünschte, er wäre nicht zu dieser Party gekommen. Er gehörte nicht hierher. Tom Deering wußte es und verhöhnte ihn. Er konnte Toms dunkles, sardonisches Gesicht in der fernen Ecke an der Tür sehen. Tom mußte auch seine Erinnerungen haben, dieser schlaue Teufel. Aber er, Markham, hatte ihm jedenfalls einen Strich durch die Rechnung gemacht. Das war wenigstens ein Trost.
    Trotz der offenen Balkontür war der Raum erstickend heiß. Wozu hatten sie ein solches Riesenfeuer? Das Blut schoß ihm heftig ins Gehirn – ihm war, als wollte seine Schädeldecke platzen. Es waren viel zu viele Leute in dem kleinen Raum, und sie machten so viel Krach. Etwas sehr Kompliziertes mußte in

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