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Sayers, Dorothy L. - Wimsey 14 - Feuerwerk

Sayers, Dorothy L. - Wimsey 14 - Feuerwerk

Titel: Sayers, Dorothy L. - Wimsey 14 - Feuerwerk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L Sayers
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Vorbereitung sein, nach dem langen Warten und dem Hin und Her zu urteilen. Ein langweiliges Spiel.
    Die Lichter wurden wieder gelöscht, und jemand verkündete: »Der zweite Buchstabe«, als der Vorhang aufgezogen wurde.
    Das Erscheinen von Betty Sander, die, mit aufgelöstem Haar und mit sonst fast nichts am Leibe, den verlegenen, auch nur mit einer winzigen Badehose bekleideten George P. Brewster umarmte, wurde mit zufriedenem Gelächter begrüßt.
    »Die Schlafzimmerszene!« rief Mrs. Lester, voreilig wie immer. Nach einem rührenden Austausch von Zärtlichkeiten trennte sich das Paar. George zog sich hinter das Klavier zurück, wo er fleißig mit der Kohlenschaufel grub, während Betty auf dem Sofa Platz nahm und sich die Haare mit den Fingern kämmte. Bald darauf nahte von der Tür her das hochrote Gesicht von Peter Barnaby, der sich mit herausgestreckter Zunge am Boden dahinwälzte, eingewickelt in eine endlos lange grüne Tischdekke, die durch ihre langsame, buckelnde Fortbewegung die Anwesenheit eines zweiten menschlichen Motors unter ihren voluminösen Falten verriet – wahrscheinlich der zweite Barnaby-Zwilling. Das Gebilde schlängelte sich auf das Sofa zu und scheuerte sich an Bettys Bein. Dann richtete es sich auf und deutete mit einer Kopfbewegung auf die Aspidistra, die auf einem Ziertischchen stand. Betty brachte Entsetzen und Weigerung zum Ausdruck. Bald darauf gab sie jedoch nach und pflückte aus den Blättern der Aspidistra einen großen Apfel, den sie mit dem Ausdruck tiefsten Genusses zu verspeisen begann, während die kombinierten Barnabys sich hinter das Sofa zurückzogen. In diesem Augenblick kehrte George, sich den rechtschaffenen Schweiß von der Stirn wischend, mit der Kohlenschaufel auf der Schulter von seiner Arbeit zurück. Als er Betty mit dem Apfel sah, ließ er die Kohlenschaufel fallen und hob die Arme gen Himmel. Nach kurzer Überredung nahm er jedoch seinen Anteil an dem Apfel an. Plötzlich schien er sich ihrer mangelhaften Bekleidung bewußt zu werden und wies tadelnd mit dem Finger auf Bettys rosa Unterwäsche. In Tränen aufgelöst, stürzte Betty zur Aspidistra, riß zwei große Blätter ab und band sie sich und George mit einer Schnur um die Taille. Dann sahen sie sich auf einmal in der furchtbaren Gegenwart Bobs, der in scharlachrotem Schlafrock, himmelblauer Tischdecke und mit einem großen, am Hinterkopf befestigten Topfdeckel hinter dem Wandschirm hervorkam. Ein kolossaler Wattebart verlieh seiner Erscheinung Majestät. Die Sünder fielen flach aufs Gesicht, und die Vorhänge rauschten unter allgemeinem Beifall zu.
    »War nun Adam oder Eva gemeint?« fragte Miss Holroyd.
    »Ich glaube: Adam«, erwiderte jemand, »dann könnte das ganze Wort Jahve bedeuten …«
    »Aber nein! Das hat doch fünf Buchstaben. Ich denke, Eva war gemeint.«
    »JE, JA, JE …«
    Die Lichter brannten wieder. Seltsam, wie weiß und unnatürlich alle Gesichter aussahen. Wie Masken. Markhams Finger zupfte an seinem Kragen. Jesabel, Adam – lüsterne Frau, betrogener Mann, J, A, Jane. Wenn Deering wüßte, daß er jene Briefe gefunden hatte, würde er noch so lächeln? Er wußte es. Gerade deshalb dieses geheimnisvolle Lächeln. Er wußte es und hatte Bob zu diesem Spiel angestiftet. J, A, Jane, Jesabel. Die Hunde sollen Jesabel verschlingen. Hunde. Sie saßen ihm an den Fersen. Der Spürhund des Himmels mit einem Topfdeckel auf dem Kopf. Jehova. Jahve. Jane.
    Die Lichter erloschen.
    Sie hatten ein Bettlaken über ein paar Stühle drapiert, um ein kleines Zelt zu bilden. Am Eingang saß Bob im Schlafrock und mit dem weißen Bart, aber ohne Topfdeckel. Paul Barnaby, der sich ein Taschentuch über den Kopf gelegt hatte und eine kurze Bluse mit einer Schärpe trug, reichte ihm einen Teller mit einem bescheidenen, aus zwei getrockneten Feigen bestehenden Mahl.
    Vor dem Zelt stand eine mit Wasser gefüllte und von Aspidistren umgebene Zinkwanne.
    Ein von verschiedenen Instrumenten erzeugter Lärm kündete die Ankunft von George an, der in einem orientalischen Kostüm und mit einer aus einem vergoldeten Papierkorb bestehenden Kopfbedeckung nahte. Von seinem orientalischen Gefolge umgeben, schritt er auf Bob zu und deutete mit unglücklicher Miene auf einige fahle Mehlflecke in seinem Gesicht und an seinen Armen. Bob untersuchte ihn sorgfältig, versetzte ihm einen herzhaften Klaps auf die Schulter und gab ihm durch Gebärden zu verstehen, daß er sich in der Zinkwanne waschen sollte. George schien vor

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