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Sayers, Dorothy L. - Wimsey 14 - Feuerwerk

Sayers, Dorothy L. - Wimsey 14 - Feuerwerk

Titel: Sayers, Dorothy L. - Wimsey 14 - Feuerwerk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L Sayers
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wechselte jeder, der durch die Bühnentür ging, ein paar Worte mit Florrie. Sie nahm Anteil an den guten und schlechten Zeiten des Theaters. Sie hatte die durch die Wirtschaftskrise und den Tonfilm verursachten mageren Zeiten beklagt, den Kopf geschüttelt über gefährliche Experimente mit anspruchsvollen Stücken; sie hatte Tränen der Empörung vergossen über die unheilvolle Periode der ScorerBitterby-Direktion, die mit einem Skandal endete, und sich gefreut, als der energische Mr. Garrick Drury nach seinem ungeheuren Erfolg in der Titelrolle des Stückes › Der sehnsüchtige Harlekin ‹ das alte Theater übernahm, es von innen und außen, renovieren ließ (wobei er gleich zwei Sitzreihen mehr in das Parkett quetschte) und seinen optimistischen Entschluß verkündete, das Theater glücklicheren Zeiten entgegenzuführen. Und seitdem hatte sie den ständigen Aufstieg des Theaters auf den wohlerprobten Flügeln altmodischer Romantik verfolgen können. Mr. Garrick Drury (die Behörden kannten ihn als Obadja Potts, was man jedoch bei seinem guten Aussehen nie vermutet hätte) war ein Intendant und Schauspieler nach Florries Herzen. Er übte seinen Beruf im guten alten Stil aus: baute seine Erfolge auf seiner eigenen glanzvollen Persönlichkeit auf, redete keinen Unsinn über neue dramatische Richtungen und verherrlichte »Teamwork« nur in Worten. Er hatte das Glück gehabt, seine Direktionslaufbahn zu einem Zeitpunkt anzutreten, als das Publikum der düsteren slawischen Tragödien mit unterdrückten Ehemännern und der menschlichen Dokumente über Alkohol und Laster überdrüssig geworden war und nach rührseligen romantischen Stücken verlangte mit einem romantischen Helden, der durch zweidreiviertel Akte hindurch Qualen der Selbstaufopferung erduldete und in den letzten zehn Minuten die Geliebte endlich bekam. Mr. Drury (zweiundvierzig bei Tageslicht, fünfunddreißig bei Lampenlicht und fünfundzwanzig oder darunter mit blonder Perücke im Rampenlicht) eignete sich von Natur aus gut dafür, Mädchen auf diese aufopfernde Art zu gewinnen, und verstand sich auf den Trick, die Sentimentalität des neunzehnten Jahrhunderts so mit der Nonchalance des zwanzigsten zu vermengen, daß die Mischung in gleicher Weise der Stenotypistin Joan und der vom Lande kommenden Tante Mabel zu Kopfe stieg.
    Und da Mr. Drury, wenn er allabendlich mit jener strahlenden, jugendlichen Lebhaftigkeit, die schon seit zwanzig Jahren seine größte Zugkraft darstellte, aus seinem Wagen sprang, stets Zeit fand, die alte Florrie mit einem Lächeln oder einem freundlichen Wort zu beglücken, übte er auf sie genau dieselbe Wirkung aus wie auf alle anderen. Niemand war mehr entzückt als Florrie, als es sich herausstellte, daß er mit dem Stück Bitterer Lorbeer, das jetzt der 100. Aufführung entgegenging, wieder einmal das große Los gezogen hatte. Abend für Abend begrüßte sie mit zufriedenem Lächeln die Ankündigung »Ausverkauft«. Es sah so aus, als ob das Stück ewig laufen würde, und die Gesichter der Menschen, die durch den Bühneneingang gingen, machten einen heiteren und glücklichen Eindruck, wie Florrie das schätzte.
    Und der junge Mann, der das Rohmaterial geliefert hatte, aus dem Mr. Drury dieses glänzende Erfolgsstück aufbaute, konnte nach Florries Ansicht auch zufrieden sein. Für gewöhnlich dachte man ja nicht viel an den Verfasser eines Stückes – wenn es sich nicht gerade um Shakespeare handelte, der natürlich unter eine andere Kategorie fiel. Verglichen mit den Schauspielern war der Autor eine unbedeutende Figur. Man kannte ihn kaum. Aber Mr. Drury war eines Tages Arm in Arm mit einem verdrießlichen, schlechtgekleideten Jüngling erschienen, den er Florrie auf seine feine, großzügige Art vorgestellt hatte: »Hier, John, Sie müssen unbedingt Florrie kennenlernen. Sie ist unser Maskottchen – was sollten wir ohne sie wohl anfangen? Florrie, dies ist Mr. Scales, dessen neues Stück uns ein Vermögen einbringen wird.« Mr. Drury irrte sich nie bei einem Stück; er hatte den sechsten Sinn. Und während der letzten drei Monate war Mr. Scales, obwohl immer noch verdrießlich, sehr viel besser gekleidet gewesen.
    An diesem besonderen Abend – Sonnabend, dem 15. April, als die 96. Aufführung von Bitterer Lorbeer vor ausverkauftem Hause stattfand – kamen Mr. Scales und Mr. Drury, beide im Gesellschaftsanzug, zusammen an, und zwar, wie Florrie voller Unruhe bemerkte, reichlich spät. Mr. Drury würde sich beeilen

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