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Sayuri

Sayuri

Titel: Sayuri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Bargmann
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Sandmassen der Wüste festes Gestein war, in das die Menschen Schächte und Tunnel graben konnten, um Erz oder andere Metalle abzubauen.
    Ihm kam es so vor, als ob der Abstieg nie enden wollte, aber schließlich erreichte er doch den Boden. Das Licht über ihm war kaum mehr als ein entfernter Schimmer.
    Ein paar Fackeln beleuchteten die dunklen Wände aus Stein. Ein breiter Stollen war tief in den Berg hineingeschlagen.
    »Weg da!«, knurrte eine Stimme und Kiyoshi wurde grob von einem Mann zur Seite gestoßen, als dieser mit einem schweren Korb an ihm vorbeistiefelte. Verunsichert stolperte Kiyoshi Thalion hinterher, der sich hier unten geschickt bewegte.
    »Los, müdes Pack, bewegt euch!« Plötzlich stand ein Söldner mit einem anderen Jungen vor ihnen und ließ seine Peitsche knallen. »Du da, du bist schmal genug, du kommst mit zu den Schächten«, knurrte er. Der Söldner stieß Kiyoshi seine behandschuhte Faust gegen die schmerzende Schulter und trieb ihn den abfallenden Stollen entlang, von dem immer wieder schmale Gänge abzweigten und in die Tiefe führten. Thalion blieb hinter ihm zurück.
    Überall standen Söldner, die das Geschehen überwachten und hin und wieder Befehle brüllten. Die Luft war erfüllt vom Hämmern und Klopfen der Gefangenen, die in den Seitengängen arbeiteten.
    Kiyoshi merkte, wie erschöpft er war, obwohl es noch früh am Morgen war. Sein Magen krampfte sich schmerzvoll zusammen, sein Herz begann schneller zu schlagen und Schweiß trat ihm auf die Stirn. Hier unten war es stickig, die Luft so schwer, dass seine Kehle ganz eng wurde. Eine unerklärliche Angst, Tshanil zum letzten Mal gesehen zu haben, bemächtigte sich seiner. Die Wände schienen ihm viel zu nahe.
    Er warf einen Blick auf den Jungen, der neben ihm herlief. Er war deutlich kleiner als Kiyoshi und mit Sicherheit auch einige Jahre jünger, doch er wirkte nicht so mutlos wie viele, die Kiyoshi oben beim Essen beobachtet hatte. Er hielt sich gerade und hatte seine Schultern gestrafft.
    Endlich blieb der Söldner vor einer Steinwand stehen und deutete auf einige enge Schlitze, die im Felsen zu erkennen waren. »Da hinein!«, befahl er mit barscher Stimme.
    »Wie bitte?«, entfuhr es Kiyoshi verwirrt. Der Spalt war so schmal, dass er zweifelte, dort überhaupt hineinkriechen zu können – und vor allem fragte er sich, was ihn dahinter erwarten würde.
    »Nicht fragen! Komm, ich zeig es dir«, wisperte der Kleine und verschwand flink in der Felswand. Kurz drehte er noch einmal seinen Kopf. »Ich heiße übrigens Thesu.«
    Kiyoshi zögerte, doch als der Söldner die Peitsche durch die Luft knallen ließ, beeilte er sich, dem Jungen zu folgen.
    Ihm kam es vor, als ob er kopfüber direkt in den Felsen eintauchen würde – so schmal war der Spalt. Überall umschlossen ihn die Wände – auf Händen und Knien konnte er nur mühsam vorwärtsrobben. Kurz dachte er daran, welch unermessliche Felsbrocken auf ihm lasteten, und er bekam für einen Moment keine Luft, doch dann zwang er sich, ganz bewusst ein- und auszuatmen, ein Trick, den er vom Hauptmann gelernt hatte.
    Du schaffst das schon, machte er sich Mut und begann, sich weiter in die Dunkelheit voranzuschieben.
    Einen kurzen Augenblick später stieß er auf etwas Weiches und schrie kurz auf, bevor er bemerkte, dass es Thesu war, der auf ihn gewartet hatte. Der Kleine deutete auf ein Licht, das sich am Ende der Spalte abzeichnete. »Gleich wird es besser«, flüsterte er leise und kroch voraus.
    Blind tastete Kiyoshi sich vorwärts. Immer wieder stieß er gegen Felsvorsprünge und riss sich an scharfen Steinkanten die Kleidung auf. Vor ihnen ertönte ein Hämmern und Klopfen, das immer näher kam.
    »Ist einer der Gänge schon einmal eingestürzt?«, wisperte er, als er endlich das Ende des schmalen Spalts erreicht hatte. Der Schacht wurde an dieser Stelle etwas breiter, sodass er den Kopf ein Stück heben konnte. Eine Grubenlaterne erhellte die Stelle – Thesus Züge sahen in ihrem Licht gespenstisch aus. Mit müden Augen schaute der Jüngere Kiyoshi entgegen. »Klar. Das passiert hier oft«, antwortete er und zuckte mit den schmalen Schultern. »Wir entnehmen Gesteinsproben. Die Söldner wollen wissen, ob es sich lohnt, den Stollen an dieser Stelle noch tiefer in die Erde zu graben.«
    Er deutete auf den Schacht, der sich vor ihnen weitete. Rund ein Dutzend Gestalten machte sich mit kleinen Hämmern und Hacken am Fels zu schaffen.
    Kiyoshi robbte ein Stück weiter an Thesu

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