Sayuri
fegte den Söldner mit den Tatzen beiseite, als wäre er nur eine Spielfigur. »Wir müssen fort!«, drängte sie und stieß Marje ungeduldig an.
»Milan«, flüsterte das Mädchen nur leise.
Der Junge, der auf dem Boden saß, brachte ein müdes Lächeln zustande. In einer Hand hatte er ein Söldnerschwert gehalten, das jetzt klirrend zu Boden fiel. Zitternd hob er seine Hand und berührte fast ehrfürchtig Marjes schwarze Locken, malte die Konturen ihres Gesichtes nach und zog sie schließlich an sich. »Schwesterchen.«
Das Wort war so leise, dass Suieen es kaum verstehen konnte. Yuuka knurrte ungehalten, aber sie blieb abwartend stehen. Suieen umfasste seine zwei Klingen. Sie mussten so schnell wie möglich fort aus dem Lager.
Langsam richtete sich Marje wieder auf. Tränen standen ihr in den Augen und ein Lächeln lag auf ihren Lippen. »Du bist es«, murmelte sie leise und hielt seine Hand fest, als er ihr durch die Haare strich. »Du bist es tatsächlich!«
»Was soll das alles?«, fragte Yuuka leise knurrend.
Suieen zuckte mit den Schultern. Marje hatte nur von Kiyoshi geredet, von einem Bruder hatte er ebenso wenig wie Yuuka gewusst.
Er packte Marje am Arm. »Wir müssen hier fort«, sagte er und schaute sich unruhig um. Zwar boten die Baracken ihnen Deckung, dennoch konnten sie jederzeit von einer Echse aufgespürt werden.
Yuuka steckte witternd ihre Nase in die Luft. »Feuer«, knurrte sie und warf Suieen einen drängenden Blick zu.
Kurz darauf konnte er es auch riechen. Außer dem Gestank der Echsen und dem Geruch von Blut und Schweiß konnte er deutlich den Rauch wahrnehmen, den er über einer der Baracken aufsteigen sah. Fragend sah er zu Marje. Der beißende Gestank des Feuers brannte ihm schon bald in der Nase, aber er wusste, dass Menschen nicht so empfindlich waren.
»Weg hier!« Hastig stand Marje auf und streckte ihrem Bruder eine Hand entgegen, doch dieser schüttelte lediglich den Kopf. »Du musst allein gehen«, sagte er.
Suieen warf einen Blick auf seine Beine und schluckte, als ihm klar wurde, dass der Junge niemals wieder würde aufstehen können.
Stumm schüttelte Marje den Kopf und hielt seine Hand fest.
»Geh!«, befahl ihr Bruder ihr abermals, aber Marje ließ sich einfach neben ihm gegen die Rückwand der Baracke sinken.
»Nicht ohne dich«, antwortete sie entschieden.
»Suieen!« Yuukas angsterfüllter Ruf ließ ihn den Blick heben und geradewegs in die Augen einer Essjiar blicken, die zischend ihr mächtiges Maul aufriss. Hinter ihm erklang dasselbe Geräusch und mit einem Satz war Yuuka an seiner Seite.
»Hinter dir! Zwei weitere Biester!«, fauchte sie und er griff seine Waffen fester, auch wenn er mit ihnen kaum etwas gegen diese Geschöpfe auszurichten vermochte. Der stechende Feuergeruch verursachte ihm Übelkeit und der schwarze Rauch, der hinter der Baracke aufstieg, brannte in seinen Augen.
Milan griff ebenfalls nach seinem Schwert, als atemlos ein blonder Junge angelaufen kam.
»Thalion!«, rief Milan überrascht.
»Jetzt habe ich auch nichts mehr zu verlieren«, antwortete der Junge grimmig und schlug den vorschnappenden Kopf einer Echse mit einem gezielten Schwertschlag zur Seite.
Ein zorniger Schmerzensschrei Yuukas ließ Suieen herumfahren. Eine Essjiar hatte sich die Raubkatze geschnappt, doch Yuuka konnte sich den Krallen der Echse entwinden. Mit einem Sprung an ihre Kehle riss sie ihre Angreiferin zu Boden, konnte die schuppige Haut jedoch nur oberflächlich verletzen.
»Flucht?«, hörte er Thalion neben sich fragen.
»Wohin?«, wollte Suieen wissen, ohne die Echse aus den Augen zu lassen.
Marje griff nach dem Schwert ihres Bruders. Als dieser protestieren wollte, kam sie ihm zuvor. »Ich kann im Moment mehr damit anfangen als du«, sagte sie entschlossen und stellte sich mit dem Rücken zu Suieen und Thalion, das Schwert auf die dritte Echse gerichtet.
Milans Kommentar ging in dem Angstschrei eines Lasttiers unter, das sich panisch aufbäumte, als es von mehreren Essjiars angefallen und zu Boden gerissen wurde. Die Echsen sprangen dem Mjaruh auf den Rücken, bissen sich an seinen Beinen und dem Hals fest, bis jeder Widerstand erstarb.
Hinter dem toten Tier konnte Suieen einen Blick auf die lodernden Flammen erhaschen, die sich von der Nordseite des Lagers her gierig ausbreiteten.
»So werden wir auch gleich enden«, sagte Suieen trocken mit Blick auf das Mjaruh.
»Schwachsinn«, widersprach Thalion, obwohl auch er beim Anblick der
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