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Sayuri

Sayuri

Titel: Sayuri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carina Bargmann
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waren, und statt eines Helms trugen sie rot-blaue Tücher, die sie zu Turbanen gewickelt hatten und mit denen sie auch ihr Gesicht vor Sonne und Sand schützten. Nur ein schmaler Spalt für die Augen war frei geblieben.
    Schließlich blieben beide Parteien einige Schritte voneinander entfernt stehen und musterten sich stumm gegenseitig.
    Die Söldner schienen angesichts der Zentauren nicht nur überrascht zu sein, in ihren Mienen war sogar unverhohlenes Entsetzen zu lesen. Kiyoshi wusste von Mouran, dass die Söldner normalerweise den Zentaurenwald mieden – sie fürchteten die Zauberkräfte und die Magie der Waldbewohner. Aber dass sie Angst vor ihnen hatten, musste nichts heißen. Angst konnte nur zu leicht in Hass umschlagen.
    »Zentauren.« Einer der Söldner übernahm das Wort.
    Mouran, der direkt neben Kiyoshi stand, verschränkte die Arme vor der Brust. »Söldner aus dem Süden«, stellte er mit der gleichen unverhohlenen Abneigung fest. »Was führt euch hierher?«
    »Ein Anliegen, das die Nordmine betrifft«, erwiderte der Söldner ausweichend. »Wir wollen zu ihren Besitzern.«
    »Die Nordmine und ihre Besitzer gibt es nicht mehr«, mischte Kiyoshi sich ein.
    Der Söldner wandte sich ihm zu. Prüfend glitt sein Blick an ihm herab, wanderte dann zu Thalion und musterte auch ihn. »Und ihr wollt sie besiegt haben?«, fragte er spöttisch. »Kinder?«
    Einer seiner Kameraden stieß ihn an und zischte ihm etwas zu, worauf sich seine Augen ungläubig weiteten.
    Thalion knirschte zornig mit den Zähnen. Kiyoshi spürte seine Anspannung, fühlte sich selbst aber seltsam gelöst. »Ja, wir haben sie besiegt«, antwortete er mit fester Stimme, »und was immer ihr von den Söldnern der Mine wolltet, nun werdet ihr mit uns verhandeln müssen.«
    Mouran und Jouoran schwiegen, doch ihr grimmiger Blick und ihre Haltung machten deutlich, dass sie hinter Kiyoshis Worten standen.
    Unruhig wechselten die Söldner Blicke untereinander. Einer von ihnen beugte sich vor, um seinem Anführer etwas zuzuflüstern. Schließlich ergriff dieser das Wort. »Wer ist nun der Herr über die Nordmine?«, fragte er und blickte zu Mouran auf. »Ihr? Ich dachte, die Zentauren verlassen ihre Wälder nicht?«
    Der Zentaur lächelte kühl und schüttelte den Kopf. »Ihr seid schlecht informiert. Wir verlassen unsere Wälder, um unseren Verbündeten beizuspringen – wie in diesem Fall den neuen Besitzern der Nordmine.«
    Dass die Mine vermutlich für lange Zeit stilllag, schien unwichtig zu sein. Jedenfalls waren die Söldner nicht gekommen, um Steine oder Metalle zu erwerben. Prüfend glitt Kiyoshis Hand zu seinem Schwert und strich über den Knauf, der sich in seine Hand schmiegte. Der Blick der Söldner folgte seinen Bewegungen und Kiyoshi erwiderte ihn herausfordernd. Dann ließ er die Hand sinken. »Was wollt ihr?«, wiederholte er die Frage, die sie ihnen bereits gestellt hatten.
    »Ein Mädchen«, antwortete diesmal ein anderer Söldner zögernd. »Wir sind auf der Suche nach einem Mädchen, das wir in der Nähe der Stadt verloren haben. Wir hörten, die Nordmine hätte die Angewohnheit auszuspucken, was anderswo verloren ging.«
    »Ein Mädchen?«, fragte Thalion überrascht. »Es gibt viele Mädchen im Lager. Weshalb sollten elf Söldner aus dem Süden in den hohen Norden reisen, um irgendein Mädchen zu suchen?«
    Wieder tauschten die Söldner einen nervösen Blick, bevor ihr Anführer erneut das Wort ergriff. »Ihr Vater ist wohlhabend genug, um uns einen hohen Sold zu zahlen«, erwiderte er, »und in der Wüste sollte man auch für einen derartigen Auftrag nie alleine reisen.«
    »Und wer ist dieser Vater?«, fragte Mouran.
    »Ein reicher Mann aus der Stadt«, antwortete der Söldner und deutete eine Verneigung an. »Wir erbitten, das Mädchen im Lager suchen zu dürfen, und sind bereit, eine hohe Summe zu zahlen, um es auszulösen.«
    »In unserem Lager ist jedermann frei zu gehen und zu bleiben, wie es ihm beliebt«, sagte Kiyoshi kühl.
    Er hatte ein ungutes Gefühl bei dieser Sache. Es war, als wenn ein Sandsturm aufkäme. Er spürte die Körner bereits im Gesicht, obwohl kein Wind wehte. Mouran neben ihm schien ähnliche Befürchtungen zu haben.
    »Wie sieht das Mädchen aus?«, fragte Jouoran. »Schließlich müsst ihr ja eine Beschreibung haben, oder?«
    Der Söldner verzog seine Miene und Kiyoshi brauchte einen Moment, um zu erkennen, dass es sich um ein Lächeln handeln sollte. »Sie ist leicht zu erkennen«, sagte er.

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