Sayuri
wie friedlich nach all den aufregenden und sorgenvollen Tagen voller Leid und Entbehrung, die hinter ihnen lagen! Dieser Ort war wirklich eine Oase, in mehr als einer Hinsicht.
Könnten sie doch einfach hier ein Lager errichten und ein neues Leben beginnen, abseits der Kaiserstadt, ohne sich weiter um die Probleme des Kaisers und seine Verbindung zu Sayuri sorgen zu müssen!
Es war eine Wunschvorstellung, das wusste sie genau – aber dennoch – hatte sie nicht genug erlebt, um nicht ein bisschen träumen zu dürfen? Sie hatten Wasser – und sie hatten Sayuri.
»Worüber freust du dich so?«
Sayuris Stimme klang so vertraut und fremd zugleich, dass Marje einen Augenblick brauchte, ehe sie wusste, wer da zu ihr sprach. »Ich hatte einen Traum«, sagte sie versonnen und winkte Sayuri an ihre Seite.
Als das blasse Mädchen sich neben ihr im Gras niederließ, kam Marje nicht umhin, einmal mehr festzustellen, wie zart und zerbrechlich sie doch wirkte. Dabei war sie so mächtig. Sie konnte Wasser in der Wüste schaffen. Wer sonst mochte diese Fähigkeit besitzen?
Das Gras raschelte und im nächsten Moment war Suieen bei ihnen. »Wollen wir zurück?«, fragte er vorsichtig.
Marje räusperte sich, dann nickte sie. »Ja, wir wollen zurück«, sagte sie mit fester Stimme.
Shio sirrte und umkreiste sie freudig flackernd.
3. Kapitel
E s waren elf Essjiar, die sich mehrere Hundert Schritte vor ihnen auf dem Dünenkamm aufgereiht hatten. Kiyoshi schirmte die Augen mit einer Hand gegen die Sonne ab und blinzelte hinüber. Drei Söldner waren abgestiegen und gingen ihnen entgegen. Das hatten sie mit den Zentauren über die Klänge ihrer Hörner vereinbart.
Mouran gab seinen Kriegern im Dünental letzte Anweisungen, dann trat er wieder an Kiyoshis Seite. Die Söldner konnten die Zentauren, die sich hinter ihnen kampfbereit machten, nicht sehen. Sie wollten sie in dem Glauben lassen, es nur mit wenigen zu tun zu haben.
Mouran hatte bestimmt, dass sie den Söldnern zu viert entgegengehen sollten. Außer Jouoran war noch Thalion bei ihnen. Kurz hatte Kiyoshi überlegt, ob sie nicht besser unbewaffnet zu dem Treffen kommen sollten, doch nun, als sein Blick auf die im Sonnenlicht aufblitzenden Klingen an den Seiten der Söldner fiel, war er erleichtert, dass Mouran darauf bestanden hatte, sein Langschwert mit sich zu führen. Jouoran trug ebenfalls sein Schwert und einen gefüllten Köcher auf dem Rücken, den dazugehörigen Bogen hielt er locker in der Hand.
Unruhig tastete Kiyoshi nach seinem eigenen Schwert. Er hatte es bei einem der toten Söldner wiedergefunden und war froh, es wiederzuhaben. Seit er den Palast verlassen hatte und in die Wüste geflohen war, fühlte er sich unsicher. Obwohl er es nie laut zugegeben hätte, dass ihm die schützenden Mauern des Palastes fehlten, sehnte er sich nach ihnen. Zudem war er sich der Tatsache bewusst, dass viele ihn noch immer als Erben Miros betrachteten. Wenn er nicht den Respekt von Milan hätte, wäre er mit Sicherheit offen mit Verachtung gestraft worden.
Wenngleich er auch nicht verstand, warum Marjes Bruder sich so verhielt, so hinterfragte er es lieber nicht. Er war seiner Schwester auf seine Art sehr ähnlich; er hatte es aufgegeben, ihn verstehen zu wollen, noch bevor er ihn richtig kannte.
»Fragen wir sie, was sie hier wollen«, sagte Jouoran in die angespannte Stille hinein.
Thalion brummte zustimmend, und als Kiyoshi sich ihm kurz zuwandte, warf er ihm einen fragenden Blick zu, woraufhin Kiyoshi ihm leicht zunickte. Ihm lief ein Schauer über den Rücken, als er den Jungen neben sich stehen sah. Immer hielt er sich in Milans Schatten auf, war wie ein stummer Wächter stets an seiner Seite. Allein seine Anwesenheit sorgte dafür, dass jedes Gerede unter den ehemaligen Sklaven verstummte, und Kiyoshi war sich sicher, dass Thalion im Ernstfall erbarmungslos handeln würde. Schnell wandte er seinen Blick ab und konzentrierte sich wieder auf die Söldner, die auf einer Anhöhe stehen geblieben waren. Es war Zeit, ihnen entgegenzugehen.
Mouran ging voran und Kiyoshi folgte ihm mit entschlossenen, sicheren Schritten. Keinesfalls wollte er sich seine Unruhe anmerken lassen. Er zwang sich sogar, die Hand vom Schwert zu nehmen.
Als sie näher kamen, musterte Kiyoshi ihre Gegner aus den Augenwinkeln. Die drei Söldner trugen weite sandfarbene Gewänder unter schimmernden Harnischen. Arme und Beine waren mit Lederschienen geschützt, die mit Metallplättchen verstärkt
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